Berliner Schachgeschichte(n), Ausgabe 3

Geschichte des Klub

Friedrich Gedike, ein bekannter Berlin-Chronist, ist 1788 in der gleichen hilflosen Lage, wie v. d. Lasa 70 Jahre später; hier als Klub-Chronist tätig, eine genaue Darstellung der Ursprünge zu geben, ist ihm mangels Dokumentation nicht mehr möglich, muss er eingestehen.

Der Historiograph des Klub befindet sich überhaupt in einer gar schlimmen Lage. … Denn kurz es fehlt ihm durchaus an schriftlichen Quellen und Urkunden für die Geschichte des Klub. Wir müssen uns also begnügen, hier in Form einer Chronik zusammenzureihen, was die mündliche Tradition, …, hat.
Im Jahre 1748 sprang der Plan zu unserm Klub aus dem Kopf eines Republikaners schöngerüstet wie Pallas auf Jupiters Kopfe hervor. Herr Schulthes, ein Schweizer aus Zürich, der sich damals in dieser Königsstadt aufhielt, entwarf diesen Plan.*
*)Initiator: Johann George Schulthess, aufgenommen 1748, damals Candidat der Theologie, abgegangen 1751. Itzt Pfarrer zu Münch-Altdorf im Kanton Zürich.

Der erste Versammlungsort des Klubs war bei der Speisewirthin Oelschlägerin. Wir können aber weiter nichts von ihr anführen als ihren Namen. … So müssen wir uns begnügen zu wissen, dass Donna Oelschlägern lebte und — kochte, …
Ihr succedierte der Koch Molitor. …
Dieser Mann verstand die Kunst schlecht zu kochen, meisterlich. Indessen wusste er die Mitglieder des Klub auf andere Weise schadlos zu halten. …
Indessen war der Klub der Musik und des Tanzes satt. Er ergrif also abermals den Wanderstab, und wanderte zum Koch Inaroti. Hier ging alles anfangs ziemlich gut.
…, er zog weiter, und kam nach dem gewöhnlichen Kreislauf der Dinge wieder zu seiner ersten Speisewirtin der Oelschlägern zurük. Den Zugvögeln gleich zog der Klub, und kam wieder wo er gewesen war. Aber er war nun einmal der Veränderung gewohnt, und so kam es, dass bald wieder Inaroti, sodann Bianchi, darauf Jouanne, dann Krapp, nach diesem Sander, und endlich wieder Krapp, worauf sich bekanntlich ohne seine Schuld knapp reimt, die Besorgung der leiblichen Nahrung erhielt. …

Und nun manum de tabula! (lat. Hände vom Tisch!) Nach hundert Jahren komme ein andrer und mache es besser! da wir itzt ein förmliches Archiv angelegt, und ein Archivarium bestellt haben, so wird ja dieser schon dafür sorgen, dass der künftige Historiograph mehr Urkunden vorfinde als ich, damit er eine würklich diplomatische Geschichte des Klubs der neugierigen Welt und der noch neugierigern Afterwelt liefere. Dixi (lat. Habe ich gesagt).
F. G.

Quelle: (Kalender)

Interessant ist, dass im Montag Klubb Karl Ramler längstjähriges Mitglied war. Sein Name taucht später im Zusammenhang mit dem “alten Club” ebenfalls wieder auf.
Ebenfalls interessant ist eine Zeittafel im Kalender, in welchem die Geburtsstunde des allerersten Clubs angegeben ist; vom Jahre 1789 aus gerechnet, werden 214 Jahre gezählt. Das hieße dann 1575.

Der Montagsclub existiert noch heute!!

Montagsclub bei Wikipedia

Andreas Lange; Helmut Abraham (lat. Übersetzung)

3 Gedanken zu „Berliner Schachgeschichte(n), Ausgabe 3“

  1. Recht viel der Ehre, aber unverdient, da ich doch des Lateinischen fast schon gänzlich entbehren muß. Ich war lediglich zugegen, als geradebrecht wurde. Mögen sich die Täter melden.
    Helmut

  2. Habe ich doch ganz vergessen: ein wirklich wunderbarer Artikel! Wie siehts mit einer Neugründung aus ;-)?
    Helmut

  3. Lieber Helmut, die Ehre gebührt Dir durchaus. Ich richtete meine Fragen zum Lateinischen zwar an unseren Altphilologen Stefan Bauer, Deinen schnellen Zwischenrufen konnte er jedoch jeweils nur noch zustimmen. Dein kleiner Sentenzen-Datensatz war einfach schneller geladen als Stefans umfangreiches lexikalisches Wissen. Ich habe also durchaus zutreffend notiert, wer hier übersetzte!

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