Der Bezirksbürgermeister

von Berlin-Kreuzberg

 

Schach-Club Kreuzberg e. V.
Haus des Sports
Gitschiner Straße 48
10969 Berlin

 12. Februar 1999

Grußwort für die Festschrift zum 50jährigen Jubiläum Ihres Vereins.

Der Schach-Club Kreuzberg hat seit vielen Jahren Berlin und insbesondere den Bezirk Kreuzberg in der Schach-Bundesliga vertreten. Seit nunmehr fünf Jahrzehnten widmet er sich der "Krone des Sports", dem Schachspiel. Als reiner Amateur und Hobbyspieler kann man die Denksportler nur bewundern, die sich mit Konzentration und "Sitzefleisch" Jahr für Jahr immer wieder Stunden um Stunden darum bemühen, die sechzehn Figuren ihrer jeweiligen Farbe zum Matt oder zumindest Remis zu führen.

Große Vorbilder und große Partien ins Gedächtnis eingeprägt, bemüht sich jeder einzelne, seine eigenen genialen Strategien zu entwickeln. Mittlerweile Generationen von Schachspielerinnen und Schachspielern eben auch in Kreuzberg haben sich darum bemüht, aus den Abermillionen denkbarer Zugfolgen und Stellungen die richtigen auszuwählen, die hier und heute zum Erfolg führen. Gerade im heutigen Zeitalter digitaler "Strategiespiele" wird niemand leugnen können, daß Schach das Vorbild aller dieser Denkmodelle ist. Vor allem aber ist es trotz der Funktionen der Figuren die höchste Abstraktionsebene einer Spiellogik - losgelöst von jeder körperlichen Gewalt und reduziert auf die intellektuellen Fähigkeiten - und ersetzt so nebenbei uralte menschliche Antriebe der Rivalität durch das Denken. Schach ist und bleibt modern.

Ich hoffe und wünsche, daß dem Schach-Club Kreuzberg mindestens noch weitere 50 Jahre beschieden sind und daß er viele weitere Mitglieder findet, die seine Tradition hochhalten.

Franz Schulz
Bezirksbürgermeister


Berliner Schachverband e.V.

Blumenweg 17, 12105 Berlin, Telefon/Telefax 030/705 6606
Postgiroamt Berlin, Bankleitzahl 100 100 10, Kontonummer 4939-102

Der Präsident

Alfred Seppelt, Tautenburger Str. 1a, 12249 Berlin, Telefon/Telefax 030/775 4538

50 Jahre SC Kreuzberg

1949, wenige Jahre nach Beendigung des 2. Weltkrieges, wurde der SC Kreuzberg gegründet. Es gibt zwar einige wesentlich ältere Schachvereine in Berlin, aber der Schach-Club Kreuzberg gehört zu denjenigen Berliner Vereinen, die auf eine sehr erfolgreiche Zeit zurückblicken können.

Die 1. Mannschaft des SC Kreuzberg spielte jahrzehntelang in der Landesliga um die Berliner Meisterschaft und spielte sowohl in den 70er als auch in den 80er Jahren mehrmals in der 1. Bundesliga, seither mit zwei Ausnahmen in der 2. Bundesliga Nord. Auch in der Jugendarbeit konnte der SC Kreuzberg zahlreiche Erfolge erzielen.

Mehrere Spieler des SC Kreuzberg siegten in der Berliner Einzelmeisterschaft oder wurden Berliner Pokalsieger, unter ihnen auch der jetzige Vorsitzende Norbert Sprotte.

Mehrere Mitglieder des SC Kreuzberg übernahmen auch Funktionen im Berliner Schachverband, unter ihnen Bernhard Weihs 25 Jahre lang als Landesspielleiter und O. K. Werner als Vorsitzender des Berliner Schachverbandes 1976 bis zu seinem frühen Tod ein Jahr später.

Kurz vor der Jahrtausendwende wünsche ich dem Schach-Club Kreuzberg sowohl in meinem eigenen als auch im Namen des Berliner Schachverbandes viel Erfolg auch in den nächsten 50 Jahren.

Alfred Seppelt

 


Norbert Sprotte
1. Vorsitzender

Liebe Leserinnen und Leser,

liebe Freunde und Mitglieder des SCK,

haben Sie schon einmal so etwas wie das Folgende gehört:

"Der Vorstand hat beschlossen, daß Glücksspiele verboten sind, jeder Art, außer Doppelkopf und Skat, außer Doppelkopf und Skat ..."?!

Wohl nur dann, wenn Sie vor 25 Jahren regelmäßiger Besucher der Spielabende des SCK in seinen legendären Räumen am Tempelhofer Ufer waren, wo der zitierte Text, vorgetragen auf eine bekannte Melodie, zumeist zu vorgerückter Stunde gerne, und zwar nicht unbedingt, um dankbare Zustimmung zu bekunden, intoniert wurde. Warum der Verfasser, der damals überzeugt mitanstimmte und irgendwann einmal die Fronten gewechselt hat, dies erwähnt? Eben nicht (zugegeben: nicht nur) in nostalgischer Rückschau, sondern weil die kleine Geschichte wie manch andere, die aus jüngerer Zeit erzählt werden könnte, für diesen Verein, der jetzt 50 wird, so typisch ist: damals wie heute ein höchst lebendiges Gebilde, seit vielen Jahren zwar (weitgehend) lasterfrei, aber selten durchschnittlich oder ohne Widersprüche und daher immer wieder Gegensätze hervorbringend, die sich im Sinne seiner Fortentwicklung in vielen Fällen als nützlich erwiesen, zuweilen aber auch des Ausgleichs bedürfen.

Möge seine "Individualität" dem Schach-Club Kreuzberg auch weiterhin erhalten bleiben, weil sie Vorstandsarbeit vielleicht nicht gerade erleichtert, aber ein ganz maßgeblicher Garant dafür ist, daß er wie bisher Anziehungspunkt für Individuen bleibt, die ihn, sei es wegen ihrer Fähigkeiten im Schachspiel, sei es, weil sie eben nicht auf diese Fähigkeiten beschränkt sind, in der Zukunft ausmachen und prägen sollten.

Fragt man nach dem zweiten Faktor, der entscheidend zur derzeitigen (Wohl-)Befindlichkeit des SCK - vermutlich sogar dazu, daß sein 50. Jubiläum überhaupt gefeiert werden kann - beiträgt, ist es unerläßlich, denen Dank und Anerkennung zu zollen, die weitblickend dafür gesorgt haben, daß der Verein in eigenen Räumen "leben" konnte und - nach dem Verlust des schon erwähnten - ein neues Clubheim gefunden hat, in dem er bis heute zu Hause ist. An dieser Stelle gilt ganz besonderer Dank aber auch den Entscheidungsträgern im Sportamt Kreuzberg, die dadurch, daß sie ihm einen Spielbereich im "Haus des Sports" zur Verfügung stellen, dem SCK die Grundlage verschaffen, sich so, wie er (nun mal) ist, zu präsentieren und zu entfalten, frei von Sorgen, die manch anderen Verein belasten.

Auf die nächsten 50 Jahre - wer hält dagegen, daß unsere "Erste" dann in der Weltliga spielen und es wieder eine Festschrift geben wird!?

Norbert Sprotte
1. Vorsitzender