13 Kommentierte Partien

Im Finale Plesse - Federau der Berliner Pokal-Einzelmeisterschaft 1976 siegte Federau und erhielt den Titel "Berliner Pokalmeister 1976". Wie schon 1973 (Norbert Sprotte - Detlef Berlin) und 1975 (Klaus Lehmann - Detlef Berlin) standen sich auch 1976 im Finale zwei SCK-Mitglieder gegenüber.

Plesse, Hans-Joachim - Federau, Jürgen [D37]

Berliner Einzel-Pokalmeisterschaft, Finale, 23./26.10.1976

Kommentator: Federau

1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 e6 4.Sc3 Le7 5.e3 Weiß möchte seinen schwarzfeldrigen Läufer nach b2 entwickeln. Andere Möglichkeiten wären 5.Lg5 und 5.Lf4. 5...0–0 6.Ld3 c5 7.0–0 Sc6 Nach 7...dxc4 würde eine Stellung aus dem angenommenen Damengambit mit einem Mehrtempo für Schwarz entstehen; denn Weiß hat im Gegensatz zum angenommenen Damengambit zweimal mit seinem Läufer gezogen. 8.a3 a6 Mit 8...dxc4 9.Lxc4 cxd4 10.exd4 a6 oder b6 würde Schwarz mit einem Mehrtempo für sich eine Stellung aus der Nimzowitsch-Indischen-Verteidigung erreichen: 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.e3 0–0 5.Ld3 d5 6.Sf3 c5 7.0–0 Sc6 8.a3 dxc4 9.Lxc4 cxd4 10.exd4 Le7. 9.dxc5 Lxc5 10.b4 Ld6 In Frage kommt auch 10...La7. 11.cxd5 Gut ist 11.Lb2. Darauf wäre die Aufrechterhaltung der Symmetrie mittels 11...dxc4 12.Lxc4 b5 13.Ld3 Lb7 wegen 14.Se4! schlecht für Schwarz. Ich wollte auf 11.Lb2 mit De7 nebst Td8 fortsetzen. 11...exd5 12.h3 Einfach und gut ist 12.Lb2, worauf 12...Lg4 mit 13.Le2 beantwortet wird. 12...De7 Es droht 13...Se5. 13.Se2 Gut ist auch 13.Lb2, um Se5 mit 14.Sa4 zu beantworten. Auf 13.Lb2 folgt Le6, Tac8 oder Tad8, Lb8. 13...Se5 14.Sed4 Se4 15.Lb2? Danach wird die Stellung für Weiß sehr schwierig. 15.Dc2 hätte das Gleichgewicht aufrechterhalten. 15...Sc4 16.Lxc4 Auch nach 16.Dc2 b5 17.Tfd1 Ld7 18.Lf1 Tfc8 19.Db3 hätte Weiß ein schwieriges Spiel. 16...dxc4 17.b5 Um zu verhindern, daß Schwarz mittels b7-b5 einen gedeckten Freibauern erhält, z.B. nach 17.Tc1 b5 18.Sc6 De6 19.Dd4 f6. 17...c3 18.Lc1 Ld7 19.Dd3? 19.Db3 wäre besser. Weiß könnte dann mittels a3-a4 versuchen, seinen Läufer über a3 wieder ins Spiel zu bringen. 19...axb5 Schwarz wickelt ab und behält dabei seinen starken Freibauern auf c3, der aber letztendlich nicht zum Gewinn ausreicht. Weiß kann sich kaum bewegen. Schwarz hätte deshalb den positionellen Druck mittels 19...Tfd8 aufrechterhalten sollen. Danach droht Lxb5, Sxb5, Lh2, Kxh2, Txd3. Auf 19...Tfd8 wäre 20.a4 fehlerhaft wegen axb5 21.Sxb5 Lxh3 mit leichtem Gewinn. Die beste Entgegnung auf 19...Tfd8 wäre 20.Kh1. 20.Sxb5 Lxb5 21.Dxb5

Lxa3 Kämpft um das Umwandlungsfeld c1, löst jedoch die schlechte weiße Figurenstellung auf. Gut wäre 21...Tfc8. 22.Txa3 Txa3 23.Lxa3 Dxa3 24.Dxb7 c2 Danach hat Weiß es leicht, remis zu halten. Andere Züge wie z.B. 24...Sd6, Sc5, Sd2 mögen zwar objektiv nicht besser sein, sie stellen aber den Weißen vor größere Probleme als der Partiezug. Nach 24...Sd2 25.Sxd2 cxd2 ist 26.Td1! der einzige Zug, der remis hält, z.B. 26...Dc1 27.Df3 Tc8 28.Kh2 h6 29.De2 oder 26...Dd3 27.Df3 Tc8 28.Kh2 h6 29.e4. Auf 24...Sc5 ist 25.Db5 am besten, 25.Db1 würde verlieren wegen Db2 26. Tc1 Tb8 27.Dc2 Sd3 28.Dxb2 cxb2 29.Tb1 Sc5 30.Se1 Sa4 31.Sd3 Tb3 nebst Sc3. 25.Dxe4 c1D 26.Txc1 Dxc1 27.Kh2 Dc7 28.g3 Tc8 29.Sg5 Dc2 30.Df3 Dg6 31.h4 h6 32.Sh3 Tc1 33.Sf4 Dc6 Die Stellung ist remis. Es ist gleichgültig, ob Weiß die Damen tauscht oder durch 34.Sd5 den Damentausch verhindert. 34.Dxc6 Txc6 35.Kg2 Kf8 36.Kf3 Ke7 37.Sh5 g6 38.Sf4 Tc2

39.h5? Der Bh5 wird im Folgenden schwach. Das nun folgende Endspiel ist lehrreich und interessant. 39...g5 40.Sd3 f5 41.Se5? Der Abgabezug und der entscheidende Fehler. Nach 41.e4 kann Schwarz nicht gewinnen. 41...Tc1 42.g4 Auf 42.Sg6 folgt Ke6 43.Kg2 Kd5 44.Se7 Ke5 45.Sg6 Ke4. Schwarz plant f5-f4, was er eventuell mit Tc1–c2 vorbereitet. 42...Ke6 43.Sg6 Tc4 44.gxf5 Kxf5 45.Se7 Kf6 46.Sg8 Kg7 47.Se7 g4 48.Kg3 Kf6 49.Sd5 Kg5 50.Sf4 Tc6! Schwarz will Se6 verhindern. Weiß hält remis nach z.B. 50...Tc2 51.Se6 Kxh5 52.Sf4 Kg5 53.Se6 Kf5 54.Sf4 usw. 51.Sd3 Tb6 52.Sf4 Ta6 53.Kg2 Auf 53.f3 gewinnt gxf3 54.Kxf3 Ta4 55.Kg3 Tc4 56.Kf3 Kh4. 53...Kh4 54.Kf1 Ta1 55.Ke2 Ta2 56.Ke1 g3 57.fxg3 Kxg3 58.Sd5 Kg4 59.Sf6 Kg5 0–1

In der 2. Bundesliga Gruppe Nord 1983/84 kam es in der Schlußrunde zur Paarung Kieler SG - SC Kreuzberg 2,5 : 5,5. Damit stieg der SC Kreuzberg in die 1. Bundesliga auf, während die Kieler SG, die 1984 ihr 100jähriges Jubiläum feierte, abstieg. Jürgen Marschner wurde in dieser Saison mit 6,5 aus 7 Punkten der erfolgreichste Spieler der gesamten vierteiligen 2. Bundesliga.

Piegenschke, Michael - Marschner, Jürgen [C06]

2. Bundesliga Gruppe Nord 1983/84, Runde 7 am 06.05.1984, Kieler SG - SCK, Brett 6

Kommentator: Federau

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sd2 Sf6 4.e5 Sfd7 5.Ld3 c5 6.c3 Sc6 7.Se2 cxd4 8.cxd4 f6 9.Sf4 Sxd4 10.Dh5 Ke7 11.Sg6 hxg6 12.exf6 Sxf6 13.Dxh8 Kf7 14.Dh4 e5

15.0–0?! Häufig gespielt wird 15.Sf3 Sxf3 16.gxf3 Lf5 17.Lxf5 gxf5 18.Lg5 mit ausgeglichenen Chancen. 15...e4 16.Lb1? Danach kommt Weiß nicht mehr zur Entwicklung seines Damenflügels. Besser ist 16.Lxe4 dxe4 17.Sxe4 oder 16.Sxe4 dxe4 17.Lxe4 in beiden Fällen mit besserem Spiel für Schwarz, jedoch ist die Remisgrenze noch nicht überschritten. 16...Ld6 16...Le7 (droht Sh5) 17.f3 (17.f4? Se2 18.Kh1 Sh5 19.Df2 Shg3–+) 17...Db6 18.Kh1 e3 19.Se4 (19.Sb3? Da6–+) 19...dxe4 20.Lxe3 Dxb2 21.Lxe4 Sf5 22.Df2 De5 mit schwarzem Vorteil. 17.Sb3 Sf5 17...Lxh2 Kh1 (18.Dxh2? Se2 19.Kh1 Sg4 20.Dh7 Df6–+ oder Sh6–+) 18...Le5 oder 18...Sxb3 19.axb3 Le5 mit schwarzem Vorteil. 18.Dg5 a5 18...Db6 19.Dd2 19.Td1 Db6 20.Le3 Sxe3 21.Dxe3 (21.fxe3 Lf5–+ mit der Idee Th8, um Lh2 und Th5 zu drohen) 21...Lxh2–+ 19...Dc7 20.g3 20.h3 Db6 20...a4 21.Sd4 Sxd4 21...Db6 22.Dxd4 Lh3 23.Td1 23.Te1 23...Le5 24.Dd2? 24.Db4 a3 25.Db3 Le6–+ mit der Idee Sd7, b6, Dc1. Gut ist auch 25...Ta5 (mit der Idee Tc5) 26.Lxe4 Sxe4 27.Txd5 Le6 28.Df3 Sf6 29.Txa5 Dxa5 30.De2 Ld4–+ mit der Drohung 31...Db6. Nach 25...Tc8? 26.Lxe4 kann Weiß versuchen, im Trüben zu fischen. 24...a3 25.Db4 Tc8 26.Dd2? 26.Dxa3 Dxc1 27.Lxe4 Dxb2 28.Dxb2 Lxb2 29.Tab1 Sxe4 30.Txb2 Tc7–+

26...Dxc1 27.Txc1 Txc1 28.Dxc1 axb2 0–1

Im Jahre 1998 wurde Dr. Manfred Glienke vom SCK Berliner Meister. Er siegte in einem neunrundigen Turnier unter 42 Teilnehmern. Als Berliner Meister hatte er sich für die 70. Deutsche Einzelmeisterschaft, die im selben Jahr in Bremen stattfand, qualifiziert. Nach 1982 (Hessischer Meister 1981), 1984 (Deutscher Meister 1982) und 1996 (Freiplatz) war es das vierte Mal, daß Dr. Glienke an einer Deutschen Einzelmeisterschaft teilnahm. Die 70. Deutsche Einzelmeisterschaft wurde zu einer Veranstaltung der Superlative. Der ausgelobte Preisfonds von 100.000 DM sowie die Zusage von Freiplätzen für die 20 Elobesten deutschen Spieler garantierten eine Besetzung vom "Feinsten". Dr. Glienke wurde unter 48 Teilnehmern 23ster. Er erzielte seine dritte IM-Norm.

Glienke, Dr. Manfred (2395) - Rabiega, Robert (2525) [D07]

Deutsche Einzelmeisterschaft 1998 in Bremen, Runde 7

Kommentator: Dr. Glienke

1.d4 d5 2.c4 Sc6 3.e3 e5 Rabiega will gewinnen und wählt daher eine sehr aktive, wenn auch riskante Fortsetzung. 4.cxd5 Dxd5 5.Sc3 Lb4 6.Ld2 Lxc3 7.bxc3 Die Alternative ist 7.Lxc3 exd4 8.Se2 mit gutem Figurenspiel. 7...Sge7 Dieser Zug ist die Ursache aller Schwierigkeiten. 7... Sf6 ist richtig. 8.c4 Dd6 9.d5 Sb8 10.Tb1 Sd7 Ich hatte 10...Sa6 erwartet. 11.Lb4

Sc5 11...c5 12.dxc6 sieht auch nicht gerade vertrauenerweckend aus. 12.Sf3 b6 13.Le2 0–0 14.0–0 f5 15.Sd4 Am nächsten Tag sagte mir Robert, daß er diesen und den folgenden weißen Zug völlig außer acht gelassen hatte. 15...a6 16.f4 Damit hat sich Weiß einen dauerhaften Vorteil gesichert. 16...Ld7 17.Sb3 exf4 18.exf4 La4 19.De1 Hier hätte ich fast die Partie mit Dd4?? weggestellt. 19...Lxb3 20.Txb3 Sg6 21.Df2 Tfe8 Dieser Turmzug führt zum sofortigen Zusammenbruch. 22.Lxc5 bxc5 23.Ld3 Tf8 24.g3 Tf6 25.Te1 h6 26.Lc2 Kh7 27.Tbe3

Tb8 28.Te6 Df8 29.Ld3 Tb6 30.Te8 Dd6 31.h4 Sf8 32.h5 c6 Dieser Befreiungsversuch kommt zu spät! 33.Dc2 cxd5 34.Lxf5 Kh8 35.Lg6 dxc4 36.Td1 Das Matt nach 37.Tdd8 ist nur noch durch Damenopfer zu vermeiden! 1–0