2. BL.: Wenn man sich auf andere verlässt…

… so ist man verlassen! Was unser 2. Liga Kampf genau mit dieser Aussage zu tun hat, wird im Laufe des Berichts deutlich.

Heute hatten wir einen Auswärtskampf gegen den Hamburger SK II.  6 Spieler unserer 1. Mannschaft und unsere Mannschaftsleiterin Brigitte Große-Honebrink fuhren bereits am Vortage nach Hamburg. Lutz Mattick ging mangels Personal seiner Arbeit nach, während ich als Mannschaftsleiter unsere Talente in der BJMM betreute.

Es schien alles perfekt geplant! Dank der rechtzeitigen Planung von Brigitte erhielten wir eine günstige Bahn, wonach wir um 10 Uhr in Hamburg sein sollten. Da um 11 Uhr der Spielbeginn angesetzt ist, hätten wir noch genug Zeit gehabt, zu frühstücken und mit der Taxi zum Spielort zu fahren. So sah unser Plan aus! Zudem schien auch der Wettergott es mit uns gut zu meinen. Schließlich dominierte der Regen- von Kälte und eisigem Schnee war keine Spur zu erkennen; also dürfte es keine Verspätung geben, oder?

Erwartungsgemäß kam die Bahn pünktlich und war zudem halbleer. Um die Zeit zu überbrücken beschäftigte ich mich mit etwas Schulstoff, während  sich Lutz eine Zeitschrift nahm und darauf folgendes erblickte:

Hier dachte Lutz laut: "WTF"
Hier dachte Lutz laut: "WTF"

Eine Station vor unserem Zielbahnhof Hamburg Hbf bremste plötzlich die Bahn. Nach einer gewissen Pause, vielleicht 5 Minuten, informierte das Personal die Kundschaft etwas verunsichert, dass ein Unfall vorliege. Informationen über die Art des Unfalls seien nicht bekannt. Da dies etwas Zeit in Anspruch nehmen könnte, kaufte sich Lutz ein Getränk. Dabei fanden wir folgendes:

Angie-Zeitung2
Interessante Modifizierung.

Danach kam eine zeitlang gar nichts. Ich diskutierte mit Lutz darüber, ob ich sofort unsere Mannschaftsleiterin informieren sollte oder ob wir noch ein wenig warten sollten. Wir zögerten den Anruf noch hinaus. Nach etwa weiteren 10 Minuten erfolgte eine ähnliche Mitteilung wie zuvor, der Unfall müsse noch untersucht werden. Infolge dieser Verzögerung war schon mal klar, dass unser Plan mit dem Frühstück nicht ganz aufgehen würde. Daher informierten wir Mike Pflantz (Brigitte war für einige Minuten nicht erreichbar) über unsere Lage.

Wenige Minuten später folgte die Auskunft, dass ein Personenunfall vorliege, ein Notarzt, die Polizei und der Staatsanwalt unterwegs seien. Jemand sprang vor die Bahn.

Da wir mitten in der Wildnis waren, gab es keine Möglichkeit irgendwie ein Taxi zu organisieren. Folglich war es bereits klar, dass unsere 1. Mannschaft mit lediglich 6 Spielern antreten musste. Diese Nachricht bekam natürlich Brigitte sofort übermittelt.

Das zentrale Problem war hier weniger, dass Lutz und ich fehlten, vielmehr war es untersagt in der Bahn zu rauchen! De facto musste Lutz 3 Stunden irgendwie durchhalten ohne seiner Nikotinsucht nachzugehen!

Als “Entschädigung” waren Kaltgetränke angeboten, allerdings nannten sie keine Einschränkung. Die alkoholischen Getränke mussten dennoch bezahlt werden…

Plötzlich kam die Auskunft (sinngemäße Wiedergabe): […”ein Evakuierungszug ist in 10 bis 15 Minuten da!”]

Kurz darauf beendete das Bahnpersonal die Möglichkeit, Getränke zu kaufen. Gefühlte 20 Minuten später hieß es plötzlich:”…Die Ankunft des Evakuierungszuges verzögert sich leicht um 30 Minuten.”]

Eine herrliche Auskunft! Noch besser war die nächste Ansage: “Weil wir jetzt Strom sparen müssen, schalten wir die Lichter aus.”

Nach etwa einer halben Stunde folgte die Mitteilung: [“Der Zug wird in Kürze eintreffen. Bitte gehen Sie vorsichtig in den Wagen 9.”]

Sehr schön, dass man bei einem nicht fahrenden Zug angewiesen wird, vorsichtig zu gehen!

Die Evakuierungsbrücke
Die Evakuierungsbrücke
Hier der Übergang von der einen Bahn zur anderen Bahn!
Hier der Übergang von der einen Bahn zur anderen Bahn!

De facto kamen wir mit einer 3-stündigen Verspätung in Hamburg an! Man darf sich nicht auf andere verlassen…

Mit vollem Kampfgeist kämpften unsere 6 Gladiatoren gegen eine etwas ersatzgeschwächte Hamburger Mannschaft. Allerdings sahen die Bretter nicht verheißungsvoll aus:

Schmidt-Schäffer Sebastian mit Schwarz gegen Stefan Sievers. Komplizierte Stellung, aber nur noch 9 Minuten gegen gute 20 seines Gegners.
Sebastian Schmidt-Schäffer mit Schwarz gegen Stefan Sievers. Komplizierte Stellung, aber nur noch 9 Minuten gegen gute 20 seines Gegners.
Hier ist die Stellung besser zu erkennen. Laut Uhr ist Schwarz am Zug!
Hier ist die Stellung besser zu erkennen. Laut Uhr ist Schwarz am Zug!
Sergej Kalinitschew gegen Frank Bracker; Sah prächtig aus! Mehr Zeit und klare positionelle Vorteile!
Sergej Kalinitschew gegen Frank Bracker; Sah prächtig aus! Mehr Zeit und klare positionelle Vorteile!
Manfred Glienke besaß gegegn den vermummten Hannes Langrock eine Qualität weniger. Dafür wirkte seine Stellung jedoch relativ stabil.
Manfred Glienke besaß gegegn den vermummten Hannes Langrock eine Qualität weniger. Dafür wirkte seine Stellung jedoch relativ stabil.
Mike Pflantz gegen Philip Balcerak. Mike hatte eine sehr gedrückte Stellung ohne jegliche Perspektiven.
Mike Pflantz gegen Philip Balcerak. Mike hatte eine sehr gedrückte Stellung mit Chancen auf maximal einem Remis.
Markus Dyballa hatte gegen Paul Döberitz einfach einen Bauern mehr und klare positionelle Vorteile vorzuweisen.
Markus Dyballa hatte gegen Paul Döberitz einfach einen Bauern mehr und klare positionelle Vorteile vorzuweisen.
Peter Schnitzer gegen Felix Meissner. Soeben entkorkte der Hamburger den starken Zug c4-c5, wonach Peter ordentliche Schwierigkeiten zu bewältigen hatte.
Peter Schnitzer gegen Felix Meissner. Soeben entkorkte der Hamburger den starken Zug c4-c5, wonach Peter ordentliche Schwierigkeiten zu bewältigen hatte.

Mit viel Glück schien ein 4:4 möglich zu sein. Da es jedoch nicht klar, ob wir

a) unsere gut stehenden Stellungen gewinnen und

b) die schwierigen Stellungen remis halten,

musste Sebastian das Remisangebot seines Gegners ablehnen und auf Gewinn spielen. Im Gewinnsinne verschärfte er die Lage und opferte etwas verfrüht eine Figur, welches später noch zum Remis hätte führen können. Leider sah Sebastian diese Möglichkeit nicht und verlor die Partie.

Sergej sah einen Gewinnweg, wollte jedoch eine “Luxus”-Variante mit allem Komfort spielen. Dabei übersah er eine Option, die seinem Gegner zum Remis verholfen hatte.

Mike konnte etwas glücklich seinen Laden zusammenhalten, da sein Gegner einige Gespenster sah. Damit beendete Mike seine Verlustserie!

Markus souverän erspielter Punkt nützte der Mannschaft am Ende wenigstens für ein ausgeglichenes Punkteverhältnis gegenüber dem SK Zehlendorf.

Sorgte für den einzigen Punkt: Markus Dyballa!
Sorgte für den einzigen Punkt: Markus Dyballa!

Peter konnte seine Stellung am Ende noch remisieren.

Damit sprang eine etwas unglückliche 5-3 Niederlage heraus und somit überwintern wir auf dem Abstiegsplatz 8.

Hamburger SK II 5 – 3 SC Kreuzberg
4 Carlstedt,Jon + : – Figura,Atila 1
6 Sievers,Stefa 1 : 0 Schmidt-Schae 2
7 Bracker,Frank ½ : ½ Kalinitschew, 3
8 Langrock,Hann ½ : ½ Glienke,Manfr 4
10 Bach,Matthias + : – Mattick,Lutz 7
11 Balcerak,Phil ½ : ½ Pflantz,Mike 8
14 Doberitz,Paul 0 : 1 Dyballa,Marku 11
16 Meissner,Feli ½ : ½ Schnitzer,Peter 14

Soweit der Bericht.

Im Januar 2011 bekommen wir die starken Neuklosteraner. Dort werden wir  auch unsere Chancen erhalten – und dieses Mal nutzen wir sie!

Atila Gajo Figura

5 Gedanken zu „2. BL.: Wenn man sich auf andere verlässt…“

  1. sehr bitter :( aber ein garantiertes ankommen gibt es nie,wenn man reist,auch auf autobahnen gibt es unfälle zB
    respekt den gladiatoren,die fast zu 6 noch einen punkt geholt hätten!
    glückwunsch an die zarte 2BL-pflanze zu ihrem ersten halben ;)

  2. immerhin war es ein 3 aus 6 an den spielenden brettern, was ja schonmal sehr gut ist.
    aber auf jeden fall ist das auch ein sehr gutes beispiel für nicht planbares im sinne der null-karenz-regel. da will man schon eine stunde früher da sein und selbst bei einer sofortigen eskortierung kommt man dann nicht mal mehr pünktlich. und ob man nun in der zweiten liga immer schon einen tag vorher da sein kann (finanziell wie auch terminlich) ist die andere frage…
    und die bahn im winter ist teilweise ein sehr fragwürdiges wesen…

  3. fragwürdig auch, dass der verein jetzt noch 200 euros bußgeld zahlen soll wegen der frei gelassenen bretter.
    diogenes hamburg fuhr in entgegengesetzter richtung nach schwerin und durfte nach 2 stunden verspätung den wettkampf bei null neu beginnen. ist das fair?

  4. Zur wettkampfmäßigen Ausübung des Schachsports gehört auch das rechtzeitige Erscheinen am Spielort. Hier haben sich die Kreuzberger unsportlich verhalten, da sie sich von einem – insbesondere auf der Strecke Berlin-Hamburg – notorisch unzuverlässigen Beförderungsmittel abhängig gemacht haben. Für die Fahrt nach Hamburg hätte es genügt, nur einen Zug früher zu nehmen. Die kampflosen Siege der Hamburger in den Partien Carlstedt-Figura und Bach-Mattick sind demnach sportlich zustande gekommene Ergebnisse.

    Es wäre ja auch noch schöner, wenn eine grob fahrlässige Reiseplanung mit dem Klassenerhalt belohnt würde. Jede andere Entscheidung des Schiedsrichters wäre für andere Vereine ein Ansporn, künftig ebenfalls (zu) knapp zu kalkulieren. Hoffentlich wird Kreuzberg noch mit dem in der Turnierordnung vorgesehenen Bußgeld belegt, damit dieser Verein sein Anreiseverhalten nachhaltig ändert.

    Geradezu grotesk mutet der Kommentar Habakucks an, mit dem es dieser – letztlich erfolglos – unternommen hat, den Eindruck zu erwecken, eine abweichende Entscheidung in der Oberliga Nord sei unfair. Bei völlig eindeutigen Regelungen – „Die Kämpfe beginnen sonntags um 11.00 Uhr.“ – gibt es keinen „Beurteilungsspielraum“ im Rechtssinne.
    Im Gegensatz dazu enthält die Turnierordnung der Oberliga Nord die Ermächtigungsklausel “In Ausnahmefällen “Höhere Gewalt” kann der Turnierleiter einen neuen Termin ansetzen.”

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