Am vorigen Sonntag fand der letzte Wettkampf in der Oberliga statt – gegen die Schachfreunde Berlin. Wir konnten unseren zweiten Platz mit einem Sieg verteidigen, was in dieser Saison durchaus als Erfolg bezeichnet werden kann. Daher ein herzlicher Glückwunsch an die Mannschaft in einer wahrlich nicht leichten (Corona-)Saison.
Der SV Rüdersdorf ist wie erwartet aufgestiegen mit überragenden Siegen mit jeweils 8 polnischen Spielern an den Brettern, mit nur einer Ausnahme alle Titelträger. Wir gratulieren zum Aufstieg in die 2. Bundesliga!
In unserer Mannschaft gilt eine besondere Gratulation Frederick Dathe, der, neu in der Stammmannschaft, mit sagenhaften 8 aus 9 Punkten ohne Niederlage eine Elo-Performance von 2420 erspielte – das bedeutet einen Elo-Zugewinn von ca. 80 Punkten. Auch unser Mannschaftsführer Robert Glantz konnte am 1. Brett überzeugen mit nur einer Niederlage gegen starke Gegnerschaft. Max Mätzkow und Drazen Muse blieben an den vorderen Brettern ohne Niederlage. Diese und auch die Ergebnisse der weiteren Spieler lässt hoffen für die nächste Saison.
Ein Dank geht auch an Peter Schnitzer, den Mannschaftsführer der 2. Mannschaft, von dessen Team wir Spieler einsetzen mussten, weil wir sonst nicht komplett gewesen wären.
In der letzten Runde gab es noch eine Entscheidung über den Abstieg zum Nachteil von Oberschöneweide. Schade für die Mannschaft. Freude dagegen beim Greifswalder SV, der den direkten Vergleich gewann und sich retten konnte.
Kurz vor der nächsten Runde hier noch die Zusammenfassung des letzten Spieltags. Der Spielplan sah diesmal einen Vereinsvergleich SCK – Mattnetz vor (unter Beteiligung der Königsjäger). Beim SCK trafen also SCK 2, 3 und 6 auf Mattnetz 1, 2 und 4, während SCK 7 in Zehlendorf ihren Gegner (be)suchte.
Heraus kam ein 3,0 : 5,0, ein 5,0 : 3,0 und ein 4,0 : 4,0, macht rechts und links 12, während die Siebte mit einem 2,0 : 4,0 nach Hause kam.
Der Schach-Club Kreuzberg e.V. trauert um sein langjähriges Mitglied Richard Valet, der überraschend in der vergangenen Woche verstarb.
Am vergangenen Freitag erreichte mich die traurige Nachricht aus Greifswald. Montag hatten wir noch telefoniert, um letzte Abstimmungen bezüglich eines Schachturniers Ende Mai in Bayern zu treffen, und dann ist auf einem Mal alles anders – unveränderlich, absolut, ewig.
An einem frostigen Winterabend im Januar 1977 lernten wir uns kennen, natürlich im Schach-Club Kreuzberg, im unvergesslichen Vereinsheim am Halleschen Ufer („Hier spielt man Schach“), permanent knarrendes Parkett im Ohr, das Knallen der Uhren beim Blitzen, kaum ein Brett frei, Gejohle aus dem Vorraum von den Kartenspielern, Hajo’s „Wer macht hier noch ein Blitzturnier mit?“. RiV aus Moers, der Autor aus Oldenburg, beide frisch aus „Westdeutschland“ angekommen hier in der geteilten Stadt auf Suche nach Anschluss – natürlich über das „Hobby“ Schach, dem wir schon damals beide verfallen waren.
RiV – strahlend im Mittelpunkt (1980 – vor Wandbild „Der Freibauer“)
Es dauerte kaum den besagten einen Abend, aus dem eine lebenslange Freundschaft erwuchs. So viele Gemeinsamkeiten – Schach, Schalke 04, gleicher Vorname der damals letzten Freundin (!), … – all das konnte doch kein Zufall sein!
Und los geht die Reise. Richards Wohnung in Moabit, zwar Hinterhaus und oben im 4. Stock ohne Fahrstuhl, dafür aber hell und mit Fast-Innentoilette! Und wie kann man das verbessern? Klar – es fehlt eine Dusche. Richards unerschütterlicher Glaube an unsere handwerkliche Fähigkeit obsiegte über meine Zweifel an der Fertigkeit unserer Hände. Und am Ende war sie fertig: die coolste Indoor-Dusche in Westberlin inmitten der Küche (!). Sie musste ja Zu- und Abfluss haben, und bezüglich „Wasser“ hatten wir „auf kleiner Flamme gekocht“ und auf kürzeste Rohr-/Schlauchverbindungen geachtet. Was wir nicht bedacht hatten: Eine Innendusche war damals in den 70er unter uns Studenten natürlich die Sensation, und so bekam man in den nächsten Wochen und Monaten ob der Schlange stehenden Kommilitonen (Duschen mit Sound von CCR „Keep on chooglin – Keep on Dusching“) nur auf Nachfrage eine Audienz bei RiV. „Wir schaffen das!“ – von wegen eine Erfindung des 21. Jahrhunderts!
Weiter geht’s: Kirchentag in Berlin – „Da machen wir mal eine kleine Aktion!“ Wir stellten uns in Analogie an bekannte Vorbilder mit dem Slogan „Tausche Bibel gegen Kaugummi“ an die Gedächtniskirche. Mit dem daraus erwachsenden Schwall von Diskussionen hatten wir allerdings nicht gerechnet. Nur Richards bekanntem Charme sowie seiner unerschütterlichen Beharrlichkeit und Freundlichkeit (nebst meinem Spurt zur nächsten Buchhandlung, um noch schnell Nachschub an Mao-Bibeln (!) zu besorgen) gelang es, uns vor dem sofortigen Ausfüllen eines Beitrittsformulars zur christlichen Kirche zu bewahren.
Kürzen, kürzen schallt’s von hinten – wer will denn das alles wissen?
Doch, doch – so viele Erinnerungen – bitte nur noch ein wenig. Zum Beispiel, dass vermutlich eigentlich RiV und der Autor die Erfinder der Schachdatenbank sind. Leider, leider hatten wir mangels technischem Sachverstand unser System anfangs der 80er Jahre auf Karteikarten implementiert statt auf „moderner Technik“ wie Computern – schade, knapp daneben. Innovation, neue Wege gehen – mit RiV gerne!
Macht nichts. Studium zu Ende – wo jetzt arbeiten? Kam RiV um die Ecke: “Fang doch bei mir an – ich mache EDV-Schulungen”. Ein Zufall? Der Autor, gerade fertig geworden, kaum EDV-Kenntnisse. Na gut, kann man sich ja mal anschauen. Montag an den Computer gesetzt, am Mittwoch hatte RiV mich bereits für den kommenden Montag als erfahrenen Dozenten „verkauft“. Unerschütterliche Zuversicht und Vertrauen in Kenntnisse und Fähigkeiten von Freunden und Kollegen, damit den Rücken stärkend – eine der vielen tollen Eigenschaft von RiV. (Die Schulung verlief glänzend, jeden Abend telefonisches Coaching für den nächsten Tag sei Dank. Weitere ca. drei Jahre waren wir beide zusammen erfolgreich tätig, bevor sich dann unsere beruflichen Wege trennten.)
Klingelingeling – RiV am Apparat: „Ich ziehe weg!“ „Wohin?“ „Kamerun!“ Unglaubliches Staunen des Autors, war doch das Valet‘sche physikalische und schachliche Beharrungsvermögen über die Grenzen unseres Vereins hinaus bekannt und gefürchtet. Schallend lachend die Auflösung des Rätsels: Nicht „in den Kamerun“, sondern „nach Kamerun“, nämlich eine kleine Straße in einem fast noch winzigeren Dorfe westlich von Berlin. Freundlichkeit, Witz, Humor in allen möglichen Facetten – toll!
RiV mit „beiden Alexandern“ und Gattin des Autors (2007)
Ende des letzten Jahrtausends dann wieder zurück nach Berlin, Leipziger Straße. Riesige Wohnung, riesige Familie, RiV als Ersatzvater und nunmehr Ehegatte, eingetaucht in östliches Lebensflair mit seiner Gattin. Man sieht sich immer zweimal – beidseitig gesucht und gefunden, ein wunderbares Paar. Bald kam Nachwuchs, ihrerseits und seitens des Autors. War es ein Zufall, dass unsere Söhne beide „Alexander“ heißen? (wenn auch „meiner“ „nur“ mit zweitem Vornamen). Nächster Umzug nach Greifswald. Besuch. Der „große“ Alexander überredet den „kleinen“ Alexander zu einem Schachturnier. Wunderbare Tage im Hause Valet verbracht, Offenheit, Herzlichkeit, Freude ohne Grenzen.
Kürzen, kürzen!
Ja gut – ich komme gleich zum Ende – nun im Sauseschritt durch die Jahrzehnte:
Die alte Liebe Fernschach, in der es RiV bis zum Nationalspieler brachte…
(Mit-)Begründung eines der führenden Schachvereine in Mecklenburg-Vorpommern, mitsamt mehreren Freundschaftskämpfen Greifswald vis. SC Kreuzberg als herzlicher Gastgeber…
Diverse weitere gemeinsame Turniere wie Biel, Lugano, Arco, Magdeburg, Büsum, und noch viele weitere mehr, an denen der Autor nicht teilnahm…
Aber über allem stehen Gründung, Aufbau, Pflege und Umsorgen der eigenen Familie als liebevoller Ehemann und treusorgender Vater. Die Kinder, denen du vorbehaltlos Halt, Unterstützung und Geborgenheit gegeben hast, die doch gerade für die Zwerge so wichtig sind. Die Ehefrau, der du so viel Vertrauen, Liebe und Güte hast zukommen lassen, dass es eine wahre Freude war, dies miterleben zu dürfen. Der entspannteste Mensch, den ich jemals kannte.
RiV und der Autor, etwa schon leicht ergraut? (Magdeburg 2020)
Nun ist es also so weit.
Keine Besuche mehr hier in Berlin, keine Diskussionen, keine Julischka mehr bei dem von dir so sehr geliebten „Jugoslawen“ bei uns um die Ecke.
Keine gemeinsame Senioren-WM mehr im Juni, auf die wir uns alle schon so sehr gefreut hatten.
Keine Grüße mehr aus dem Cyberspace – oder vielleicht doch?
Nun bist du da wo wir nicht sind, sitzt zusammen mit Jewgeni und tauchst ab in die Tiefen der Sweshnikow-Variante, lässt dir vom Zauberlehrling David B. Feinheiten im Königsinder erläutern, feilst an deinem gefürchteten geschlossenen Sizilianer, begrüßt Juri A. und gehst mit ihm gleich noch ein paar Endspiele durch…
Habe herzlichen Dank für deine Freundschaft und die schönen Jahre!
Plötzlich und unerwartet ist unser langjähriges Mitglied Richard Valet in Greifswald verstorben. Wir sind traurig und bestürzt über den Tod unseres Schachfreundes. Unser herzliches Beileid und unser Mitgefühl gelten seiner Familie und den Schachfreunden vom Greifswalder SV.
Richard war seit 45 Jahren Mitglied im Schach-Club Kreuzberg. Seit vielen Jahren lebte er mit seiner Familie in Greifswald, seiner neuen Wahlheimat, war aber weiterhin unserem Verein sehr verbunden.
Die Feuerbestattung findet statt am Freitag, 10. Juni 2022 um 12:oo Uhr auf dem Friedhof seines Wohnortes, Hauptstr. 94 in 17498 Weitenhagen, statt.
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