Berliner Schachgeschichte(n), Ausgabe 3

Der Montag Klubb

Der durch v. d. Lasa beschriebene “alte Club” von 1803 war für seine Mitglieder jeden Tag geöffnet und der erste ausschließlich dem Schachspiel gewidmete Verein. Das Vereinswesen selbst ist jedoch älteren Ursprungs. Ein Beispiel früheren Vereinswesens mag der Montag Klubb sein. Ich habe einen Kalender dieses 1749 gegründeten Klub für das Kalenderjahr 1789 gefunden.

Ein Kreis gutsituierter Bürger mietete für diesen Klub Räumlichkeiten an, um sich dort regelmässig zu treffen, gemeinsam zu Essen, das Tagesgeschehen zu besprechen und eventuell eine Partie Schach zu spielen. Kartenspiele galten manchem als nicht standesgemäß, da meist um Geld gespielt wurde. In zeitgenössischen Spielebüchern waren daher längere Passagen häufig den Falschspielertricks und wie man sie erkennt gewidmet.

Gesetze des Montag-Klubs (Auszüge)

Kalender des Montag Klubb's zu Berlin
Kalender des Montag Klubb’s zu Berlin

Verhandelt im Montag-Klub den 7ten April 1787. In Gegenwart der Endunterschriebenen.


I. Die Zahl der Mitglieder soll auf 24 eingeschränkt, und daher ein neues Mitglied nicht eher angenommen werden, bis von den 26 Mitgliedern 3 aus der Gesellschaft geschieden sind.

II. und III. (Über die Quartalsversammlungen)

IV. Wer an diesem Versammlungs-Tage nicht den Geld-Beitrag leistet, lässt sich gefallen, dass solcher am folgenden Tage von ihm in seiner Behausung abgeholet wird, und zahlet dem Boten für diesen Gang 2 Gr.(Groschen)

V. In Ansehung des Beitrags soll es zwar den bisherigen Mitgliedern, welche vierteljährig nur 1 Thlr. (Taler) zur Kasse, und ausserdem für jede Mahlzeit 10 Gr. gezahlt haben, auch in Zukunft frei stehen, in dieser Maasse den Beitrag zu continuiren; dagegen soll jedes neu aufzunehmende Mitglied schuldig sein, den vierteljährigen Beitrag mit 5 Thalern zu entrichten.*
*) Um diesen Artikel zu verstehen, muss man wissen, dass bishero jedem Mitgliede frey gestanden, entweder 1 Thlr. oder 5 Thlr. vierteljährig zu zahlen, da dann in ersterem Fall aber gar nichts weiter bezahlet werden dürfen. (Heute sagt man: All inclusive)

XI. Der Klub versammelt sich jeden Montag Abends zwischen 6 und 7 Uhr, und um 8 Uhr wird mit der Mahlzeit der Anfang gemacht.

XIII. Jedem Mitgliede steht es frey, sowohl einheimische, als fremde gegen Bezahlung mitzubringen.

XV. Ausser dem Schach-Spiel wird kein Spiel in dem Klub geduldet.

Vorgelesen und genehmigt
Ramler, Nicolai, Meil, Theden, Baumgarten, Gerhard, Caps, Biester, Rosenstiel, v. Oesfeld, Oelrichs, Besecke, Teller, Wehling, v. Marconnay, Klein, Gedike, Mayer, Woldermann, v. Cramer, Stielow, Villaume.

3 Gedanken zu „Berliner Schachgeschichte(n), Ausgabe 3“

  1. Recht viel der Ehre, aber unverdient, da ich doch des Lateinischen fast schon gänzlich entbehren muß. Ich war lediglich zugegen, als geradebrecht wurde. Mögen sich die Täter melden.
    Helmut

  2. Habe ich doch ganz vergessen: ein wirklich wunderbarer Artikel! Wie siehts mit einer Neugründung aus ;-)?
    Helmut

  3. Lieber Helmut, die Ehre gebührt Dir durchaus. Ich richtete meine Fragen zum Lateinischen zwar an unseren Altphilologen Stefan Bauer, Deinen schnellen Zwischenrufen konnte er jedoch jeweils nur noch zustimmen. Dein kleiner Sentenzen-Datensatz war einfach schneller geladen als Stefans umfangreiches lexikalisches Wissen. Ich habe also durchaus zutreffend notiert, wer hier übersetzte!

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