Bronzeträume und Abstiegsängste – Bundesliga am 08. und 09. März in Berlin

Anfang März empfangen die Schachfreunde Neukölln 03 gemeinsam mit dem Schachklub Kreuzberg den Sportverein Werder Bremen und den Schachklub Turm Emsdetten in der Bundeshauptstadt. Während die Hansestädter nach einer ausgezeichnet verlaufenden Saison wichtige Punkte im Kampf um Platz 3 erzielen wollen, kämpfen die Teams aus Emsdetten und Neukölln um den Klassenerhalt. Die Kreuzberger werden die Szenerie mit Gelassenheit beobachten: Sie liegen im gesicherten Mittelfeld, ohne Ambitionen auf einen Spitzenplatz und ohne Gefahr, noch in den Abstiegsstrudel zu geraten.

Erstmals seit vielen Jahren wird ein Heimspiel nicht im Neuköllner Rathaus ausgetragen. Vielmehr sind die Schachfreunde in der Landesvertretung Bremen, Hiroshimastraße 24 (Ecke Reichpietschufer), 10785 Berlin-Tiergarten zu Gast. Die Landesvertretung ist die politische Repräsentanz der Freien Hansestadt Bremen beim Bund in der Hauptstadt. Das Berliner Architekturbüro Léon Wohlhage Wernik hat den im September 1999 eröffneten Bau geplant. „Schon der erste Blick auf die beiden roten Baukörper weckt südliche Gefühle. Hier herrscht eher mediterrane Sinnlichkeit als hanseatische Nüchternheit“, schieb der Berliner „Tagesspiegel“ zur Eröffnung der neuen Repräsentanz. Es finden dort vielfältige politische, wissenschaftliche und kulturelle Veranstaltungen statt. Die Landesvertretung ist als offenes und gastfreundliches Haus bekannt.

Gastgeschenke können sich die ausrichtenden Neuköllner Schachfreunde allerdings nicht leisten: Nach einem katastrophalen Saisonstart mit nur einem Sieg in sechs Kämpfen liegen die Berliner im sechsten Jahr ihrer Bundesligazugehörigkeit nach nunmehr 11 (von 15) Runden mit 8 Punkten gerade mal auf dem ersten Nichtabstiegsplatz. Zwei Punkte haben sich die Neuköllner aus den Kämpfen gegen Bremen und Emsdetten als Ziel vorgenommen. Mit einem weiteren Sieg gegen die praktisch als Absteiger feststehende Mannschaft aus dem fränkischen Forchheim in der letzten Doppelrunde könnte der Klassenerhalt gesichert werden.

Die Bremer hingegen haben mit 18:4 Punkten einen fantastischen Lauf: Sie verloren nur gegen den mehrfachen Deutschen Meister SG Porz und gaben lediglich zwei weitere Unentschieden ab. Nachdem sie im Vorjahr in letzter Minute und denkbar knapp von der SG Aljechin Solingen auf den vierten Platz verdrängt wurden, streben die Hansestädter - wie ihre Fußballerkollegen - mit derzeit 3 Punkten Vorsprung auf den Tabellenvierten Hamburger SK in dieser Saison Bronze entgegen. Vorsehen werden sich die Norddeutschen in dem Wettkampf gegen Neukölln jedoch: Von den letzten fünf Spielen gewannen die Bremer nur eins. Auch die starken Kreuzberger, die mit 9:1 Punkten hervorragend in die Saison gestartet waren, nach einigen Niederlagen aber ins Mittelfeld zurückgefallen sind, wollen sicherlich den Bremern vor heimischen Publikum noch ein Bein stellen.

Wichtig ist das Wochenende für die Münsterländer aus Emsdetten. Die Mannschaft hat mit 9 Punkten lediglich einen Punkt mehr als Neukölln und nur zwei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz und - sieht man von Neukölln ab - nur noch schwere Gegner. In der letzten Doppelrunde wartet noch der alte und mutmaßlich neue Deutsche Meister aus Lübeck und die starken Hamburger auf den Bundesliganeuling. Eine Niederlage gegen Neukölln könnte den Abstieg bedeuten - ein Sieg hingegen den Abstieg für Neukölln. Unwahrscheinlich ist leider, dass mit Judit Polgar die stärkste Schachspielerin der Welt zum Einsatz kommt; die Ungarin spielte in dieser Saison bisher für Emsdetten noch keine Partie. Mit dem Spanier Vallejo Pons, der zeitgleich beim Superturnier in Linares teilnimmt, ist zudem ein weiterer Spitzenspieler verhindert.

Spannung ist also am Samstag ab 14.00 Uhr mit den Paarungen SC Kreuzberg – Turm Emsdetten und SF Neukölln – Werder Bremen sowie am Sonntag ab 09.00 Uhr mit dem Abstiegsschlager Turm Emsdetten – SF Neukölln und Werder Bremen – SC Kreuzberg garantiert. Der Eintritt ist frei.

Rainer Polzin