Nachruf auf Albert Jürgen Gremm

Gremm_2002-04-07
Albert Jürgen Gremm 3. Dezember 1951 – 21. Oktober 2015

Es war leider schon absehbar, dass Albert-Jürgen Gremm so bald nicht mehr ans Brett zurückkehren wird. Dass er nun überhaupt nicht mehr zurückkommt, hat dennoch Trauer und Bestürzung beim SC Kreuzberg ausgelöst, verliert der Club mit ihm doch ein Unikum, das nicht zu ersetzen sein wird. … Weiterlesen

“Gremmi” war nicht nur einzigartig innerhalb des SCK, als “Höllengremm” hatte er sich über die Jahre auch als einer der wenigen Spieler in der Berliner Szene einen redlich “verdienten” Spitznamen erspielt. Liest man alte Turnierberichte, meint man immer auch eine gewisse Erleichterung der Verfassers herauslesen zu können, in der Xten Runde gegen Albert-Jürgen halbwegs schadlos wieder an Land gekrochen zu sein, selbst wenn die Partie siegreich verlaufen war. Sein Spielstil war von einem seltenen Wagemut, einer Abenteuer- und Angriffslust geprägt, seine Figuren konnten grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt überall auf dem Brett auftauchen, und die nötige Entscheidung zwischen “Ist das Kunst oder kann das weg?” kostete nicht nur wertvolle Zeit, selbst im letzten Fall erforderten seine Ideen eine genaue Verteidigung, die dann oft genug nicht gelang. Sein Partienbuch, aus dem er allzeit und gerne seine Glanzpartien zitieren konnte, verzeichnet viele, auch prominente “Opfer”.

Dahinter stand natürlich auch eine gewisse (und wohl auch notwendige), aber vor allem liebenswerte Hybris. Aber kaum einer konnte es ihm krumm nehmen, wenn er in seiner Leib-und Magenvariante im Budapester Gambit nach zahlreichen Springerzügen wie immer voller Zufriedenheit vom selbst erfundenen “Gremm-Gambit” sprach. Und so sammelten sich häufig die Kiebitze bei ihm am Brett, wenn ein “Gremm 4!” durch das Spiellokal tönte, und Gremmi, von Sprüchen, Gedichten, Aphorismen oder einem Liedchen begleitet seinen g-Bauern in den Angriff warf.

Kam dabei nichts heraus – kein böses Wort, kein Unwille, kein Figuren-Aufs-Brett-werfen. “Ach, jing dit nüsch?” war dann das Eingeständnis, und weiter gings. Nur Originale wie Gremmi setzen wohl die Idee in die Tat um, anlässlich ihres Geburtstages im Schachclub ein Preisrätsel zu veranstalten, bei dem es gilt, die vom Jubilar gespielten Partien zu identifizieren, ein Event, von dem diejenigen, die dabei waren, noch heute mit ebenso großem Amüsement wie Wärme sprechen.

Seine unerschütterliche Freundlichkeit und Begeisterung konnten auch all die spüren, die ihn immer wieder in Kreuzberger Lokalen antrafen, wenn er mit einem schmetternden “Tiiiiiitanic” seiner Tätigkeit als Zeitungsverkäufer nachging.

Es kam selten vor, dass er den Verein nicht besuchte. Seine Anwesenheit fehlt uns schmerzlich. Der SC Kreuzberg wird ihn nicht vergessen, und wer ihn kannte und erlebte, wird vielleicht leise an ihn denken, wenn der g-Bauer zwei Schritte nach vorn macht.

Albert-Jürgen Gremm wird am 28. Dezember um 12 Uhr auf dem katholischen Domfriedhof St.-Hedwig, Liesenstr. 8, in Mitte beerdigt.

Georg Adelberger – Spielleiter SC Kreuzberg
im Namen des Vorstands des Schach-Club Kreuzberg e. V.

Hier noch eine Partiensammlung von Gremmi. Darunter sind natürlich auch die oben erwähnten Partien, die es anlässlich seines Geburtstages unter anderen grandiosen Partien zu ermitteln gab.

Die Bestattung findet am 28. Dezember um 12 Uhr auf dem Domfriedhof in Mitte statt. Ein Nachruf folgt.

 

Der Vorstand des SC Kreuzberg e. V.

 

7 Gedanken zu „Nachruf auf Albert Jürgen Gremm“

  1. ja,er fehlt ….. auch seine mitunter schrägen witze…seine kurzen gewinnpartien gegen vornehmlich starke gegner ,vorgetragen aus seinem büchlein…..seine unbeschwerte mit mut gepaarte spielfreude….sein kindliches gemüt….höllengremm ,rest in peace and arrive in heaven!

  2. Oh!Das tut mir Leid! Was vielleicht wenige wissen. Im Karstadt Spandau (damals Hertie) verkaufte er die ersten Schachcompute Anfang der 80er Jahre. Und so einige von uns Zitadellern verbrachten die Nachmittage mit ihm am Computerstand. Ruhe in Frieden….uns bleibt die Erinnerung an jemanden mit unendlicher Geduld.

  3. Schön, dass Gremmi’s Wunsch, mal eine Partiesammlung von sich zu veröffentlichen, doch noch erfüllt wurde. Ich habe die Partien gern geliefert. Wer alle Partien herunterladen möchte, klicke mit der Maus bitte auf das Feld “d8” im Diagramm. Wer wissen will, was im Browser sonst noch geht, klicke auf das Feld “g8”.
    :)

  4. Hallo Schachfreunde,
    gerade habe ich erfahren, das Schachfreund Albert-Jürgen Gremm nicht mehr unter uns weilt.
    Das betrübt mich sehr.

    Wie Reinhard schon schrieb: Er verkaufte die ersten Schachcomputer in Spandau.
    Ich kaufte einen von Ihm.

    Ich hatte nur wenig Kontakt mit Albert, aber, wann und wo, immer wir uns trafen, es war immer ein herzliches Zusammentreffen.

    Das er so früh gegangen ist, ist ein schmerzlicher Verlust.
    Ruhe in Frieden…. auch mir bleibt die Erinnerung an jemanden mit unendlicher Geduld.

    Lemmi

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