Monatsblitz im Oktober – Slepuschkin vor Peschel und Adelberger

Shenis sicherte sich nach einer 10er Vorrunde im 8-köpfigen A-Finale den ersten Platz mit 5.5 / 7, vor dem starken Gast aus Solingen, Andreas Peschel (4.5). Dritter, Dank des direkten Vergleichs, wurde Georg Adelberger, vor Matthias Bolk (4/7). Im B-Finale trudelten gleich 4 Leute mit 5/7 ins Ziel, der direkte Vergleich ermittelte dann Joachim Kaiser als Besten, vor Nabil Hadj Sassi. Das C-Finale gewann Wilhelm Löhr (4/5), ebenfalls im direkten Vergleich gegenüber Sebastian Eiselin.

Vorrunde

A-Finale

B-Finale

C-Finale

9 Gedanken zu „Monatsblitz im Oktober – Slepuschkin vor Peschel und Adelberger“

  1. Wie üblich könnte ich direkt über einen Abend wie den gestrigen gleich ein ganzes Buch verfassen. Mal schauen, wie weit ich damit in einem Kommentar hier kommen werden. Sprich: ich weiß noch nicht, wie lang dieser hier werden wird und inwieweit ausufern. Es gibt aber halt eine ganze Menge verschiedener Aspekte, welche ich ganz gerne mal grundsätzlich erörtern würde. Natürlich immer in der gewissen Hoffnung, dass dies a) den Leser interessieren könnte (was ja per se schon ein ausreichender Grund wäre, etwas nieder zu schreiben), aber zugleich auch b) zu einer gewissen positiven Weiterentwicklung führen könnte, sofern man meine Einsichten für teilenswert hält.

    Zunächst einmal äußerst kurios der Endstand im B-Finale. Ich habe mich schon seit frühester Jugend (anlässlich von Fußball Weltmeisterschaften) mit kuriosen Tabellen beschäftigt. Dies betraf natürlich zumeist die Vierergruppen. Allerdings: als Deutschland 1954 Weltmeister wurde, spielten sie in einer Vorrundengruppe mit Türkei, Südkorea und Ungarn. Die ersten Beiden kamen weiter. Aus Gründen der Zeitersparnis sollte jede Mannschaft jedoch NUR ZWEI Spiele austragen. So kam es, dass Deutschland gegen die Türkei spielte (und 4:1 gewann) sowie das legendäre 3:8 gegen Ungarn, welches Sepp Herberger später als besonders klug ausgelegt wurde, da er nämlich für dieses Spiel ein paar Spieler einsetzte, welche wohl sonst nicht zur Startelf gehört hätten in der Erkenntnis: dieses Spiel gewinnen wir nicht, aber, falls die Türkei ihr zweites Spiel gegen Südkorea gewinnen sollte, käme es zu einem Entscheidungsspiel mit ebenjenen Türken (unabhängig vom Torverhältnis, bei Punktgleichheit) und für jenes Entscheidungsspiel sollte seine A-Elf bereits die Kräfte schonen. Jenes fand drei Tage später statt, Deutschland gewann mit 7:2 und besiegte die somit möglicherweise (aufgrund des 8:3) leicht überheblichen aber auch als unbesiegbar geltenden Ungarn im Finale unter dennoch äußerst glücklichen Umständen mit 3:2.
    Sinn oder Unsinn des Modus natürlich auch damals schon diskutiert. Denn: die Wahrscheinlichkeit für Punktgleichheit war doch so hoch, dass man mit den Entscheidungsspielen ja ohnehin eine Art “dritten Spieltag” einplanen musste und somit eigentlich doch gleich Jeder gegen Jeden hätte spielen lassen können? Nun ja…

    Stichwort Tabellenbilder: dass also vier Spieler punktgleich mit 5 aus 7 über die Ziellinie gehen und am unteren Tabellenende vier Spieler mit 2 aus 7 ist halt äußerst kurios und nur möglich, wenn man es die Realität konstruieren lässt(siehe Turniertabelle).

    Eine Fußnote wäre es sicher nicht wert gewesen, im Turnier(kurz)bericht darauf einzugehen, dass die Teilnehmerzahl mit 24 eigentlich eine recht runde (so rund die 24 auch immer ist, aber viele Teiler hat sie…) gewesen wäre, sofern nicht einer der Teilnehmer nach Bekanntwerden des Modus seinen Rücktritt beschlossen hätte. Im Prinzip unter der Zustimmung einiger anderer, jedoch als einziger die Konsequenzen zog.

    Historisch gesehen wurde es Deutschland ja nicht nur angekreidet sondern im Prinzip gar zum Verhängnis, dass man den Entscheidungen von Einzelpersonen blindlings folgte. Nun fühle ich mich so rein gar nicht als Nationalist oder irgendetwas, dennoch kann ich dem Begriff “Zivilcourage” durchaus eine ganze Menge abgewinnen. Mit ebenjener macht man plastisch, dass es durchaus ein Gegenmittel gibt. Hier kommt übrigens noch ein weiterer Begriff ins Spiel. Jener nennt sich denn “Solidarität”. Es wird erkannt, von einem oder gar mehreren, dass da etwas faul ist, man schließt sich zusammen — und schon wäre dem Alleingang ein Riegel vorgeschoben. Beispiel: der Modus ist festgelegt (auf die Art “Geistesblitz eines Entscheidungsträgers”), 24 Spieler, 10 Runden Schweizer System unter diesen 24 Spielern, danach Einteilung in Gruppen A-Finale (Platz 1-8), B-Finale (Potz 9-16), C-Finale (Platz 17-24). Ganz runde Angelegenheit, passt, alle einverstanden? Nein? Aber wir machen es dennoch so. Auf einmal muss der Modus aber geändert werden. Denn: vier solidarisierende Spieler sagen einfach: “Nee, dann spiele ich nicht.” Dann müsste man doch das vorgeschlagene System nicht nur überdenken sondern unmittelbar auch ändern, aufgrund der sich verändernden Teilnehmerzahl? Ein Einzelrücktritt ist halt ineffektiv. “Nehmen wir raus, kein Problem.”

    Gut, erkennbar also, dass ich jene Einzelperson mit der Rücktrittsmaßnahme war. Warum habe ich dies nun getan? Eine gewisse Allergie gibt es halt doch schon traditionell (“Das machen wir so.” “Das ist aber nicht klug.” “Ich entscheide das — es bleibt dabei.”) gegen diese Form der Umsetzung einer Idee (Stichwort wäre hier: “Beamtenhörigkeit”; es wäre meinerseits schon eine Art militantes Entgegentreten; von einer Uniform lass ich mich doch nicht einschüchtern — im Gegenteil.”). Es gibt aber durchaus ein paar begleitende, wohl überlegte Einwendungen, die mir unter den Umständen einfach den Spaß verderben können. Wobei ich durchaus einräume, dass etliche der Überlegungen sich erst bei gründlicherem Nachforschen (der intuitiv erfolgten Ablehnung) eingestellt haben.

    Als Nachweis der Stichhaltigkeit der Überlegung “so ist der richtige Modus” wurden folgende zwei Argumente ins Feld geführt: a) das Programm würde bei höherer Teilnehmerzahl und einer entsprechend unangemessenen Anzahl von Runden (die Runden übersteigt die Hälfte der Teilnehmerzahl, als Faustformel) sowie b) bei der Berliner Blitzeinzelmeisterschaft würde es doch auch so gemacht werden — und es ginge gut.

    Durchaus nachvollziehbar und beides in gewisser Weise richtig. Dennoch hier die Gegenüberlegungen: zu a) ja, es stimmt, dass es nicht nur für das Programm schwerer wird, Paarungen zu finden (wie sich eben im Monat davor einmal zeigte, als der Computer scheinbar schon abgestürzt war, dann aber doch zu einer aus seiner Sicht sinnvollen Auslosung der letzten Runde kam; es verzögerte sich halt um ein paar Minuten; damals: 28 Teilnehmer, 16 Runden Schweizer System) und zugleich dass viele der späteren Runden nicht direkt für die Turnierentscheidung sorgen (sprich: die obere Hälfte, um die Turnierentscheidung, spielt bereits in den früheren Runden untereinander, in den späteren Runden gegen die untere Hälfte; genau dies ja das Problem des Programms und auch des prinzipiellen Schweizer Systems bei unangemessener Rundenzahl gegenüber der Teilnehmerzahl; wer müsste/könnte noch gegen wen spielen, so dass alles aufgeht?). Einwand jedoch: es muss aufgehen, es hat auch vorher stets geklappt und zudem war gerade das erste derartige Turnier ein voller Erfolg in puncto Spannung, da nämlich eine Reihe von Spielern bis ganz zum Schluss hin Chancen auf den Turniersieg hatten (jedenfalls: eine obere Platzierung) and am Ende René Schildt sich mit 11.5 aus 16 durchsetzte (also einer geringen Ausbeute, was aber gerade für die Spannung sorgte; und falls er gegen Ben-Luca in der Schlussrunde anlässlich der Zugwiederholung — welcher er später auswich, mit eigentlich nachteiligen Folgen, aber glücklichem Ende — ins Remis eingewilligt hätte, so wäre er immer noch Turniersieger gewesen, dann aber mit der noch geringeren Ausbeute von 11 aus 16). Abgesehen davon lautete ja ein von René und mir direkt bei Verkündung des Modus getätigter Vorschlag ja so, den Sieger am gestrigen Abend (dem 4.10.2016) in 13 oder auch nur 11 Runden Schweizer System zu ermitteln. a) Programm “entlastet”, b) schnellere Turnierdurchführung, c) Spannung von a bis z, d) in jeder Partie geht es um etwas.

    Zu b): die Berliner Blitzeinzelmeisterschaft wird schon seit Jahren in diesem Modus durchgeführt. Das ist richtig. Es funktioniert auch. Ebenfalls (halbwegs) richtig. Die Teilnehmerzahl dort allerdings erheblich höher und man hat den Tag dafür Zeit. Also traditionell (auch noch aus den 70er bis 80er Jahren) erinnere ich mich sehr gerne an diese Meisterschaft. Auch damals schon — ohne Computer, Schweizer System etc. — wurden Vorrunden und Endrunde gespielt. Am Vormittag stand die Vorrunde an, man mühte sich, sich zu qualifizieren (ein Mal bin ich gescheitert, aus der Erinnerung heraus; ein nachhaltig unangenehmes Gefühl, zugegeben), dann jedoch gab es eine Essenspause und zur Nachmittagsendrunde ging man mit frisch aufgetankter Energie ans Werk den Turniersieger zu ermitteln. Damals häufig: Finalrunden mit 12 Teilnehmern. In 11 Partien kann man sich noch immer durchsetzen, einen Fehler korrigieren, aber auch die Konzentration durchgängig hochhalten, sprich: nicht zu lang, nicht zu kurz, genau richtig. Für einen Vereinsabend undenkbar. Und noch zur Teilnehmerzahl: die erhöhte Anzahl und hohe Ausgewogenheit des Feldes sorgt dafür, dass man nicht gegen alle Spitzenspieler bereits in der Vorrunde antreten muss (falls man denn am oberen Ende landen möchte).

    Dennoch hat sich aber auch dieses System (bei der BBEM) nicht ausschließlich bewährt. Es ist halt das beste verfügbare, mag sein, aber was ich bei meinen (nicht mehr so häufigen)Teilnahmen erlebte war ebenfalls diese (sicher nicht unbedingt erwünschte) Begleiterscheinung: die Topspieler spielen nicht etwa gegeneinander im Sinne von “dich möchte ich besiegen, da ich Erster werden will” sondern sie vereinbaren Remis ohne Spiel. Man sorgt, so weit möglich, für einen Plus 3 score und versucht, diesen über die Ziellinie zu bringen. Das wird schon reichen (ich habe extra nachgeschaut: bei der Meisterschaft von 2016 kamen FÜNF Spieler mit 7 aus 11 — also plus 3 — weiter, jedoch schieden weitere vier Spieler mit dem allergleichen score aus.

    Anzunehmen also, dass einige der besten Spieler sich untereinander schonten und ohne Spiel ins Remis einwilligten (darauf deuten die scores der gesamten Spitzengruppe hin; lediglich Atila, mit dem ich darüber sprach, meinte, er hätte alle Partien ernst gespielt um in Form zu kommen; ein nachvollziehbarer Grund, da er ein wenig Mangel an Spielpraxis beklagte, zugleich aber auch unbesorgt war, was die Qualifikation für die Endrunde anging; sein 1. Platz in dieser Vorrunde mit 8.5 aus 11 bestätigen beide Ansichten).

    Beiden Argumenten stehen also durchaus auch andere Ansichten/Einsichten gegenüber. Grundsätzlich möchte ich dennoch anmerken, dass mir Turniere, bei welchen es Vor- und Endrunde gibt weniger Spaß machen. Das Hauptproblem einfach: man möchte die Quali schaffen, sich aber nicht verausgaben. Zudem steht in einer geringeren Anzahl von (Final-)Partien dann mehr auf dem Spiel. Ein komplettes Rundenturnier ist eine stets willkommene Alternative (sofern es nicht die Kapazitäten übersteigt), ansonsten ist Schweizer System die beste Alternative (selbst wenn an dem Aspekt “unangemessene Rundenzahl im Verhältnis zur Teilnehmerzahl” eine ganze Menge dran ist).

    Wie ich einmal vorschlug gäbe es auch die Alternative, ein Rutschsystem durchzuführen, bei welchem die Rundenanzahl dennoch festgelegt wird. Man setzt sich also, am besten nach Losverfahren (ich hätte in Nullkommaninchts eine Excelfunktion erstellt — oder habe bereits eine — welche für dieses Losgefahren sorgen könnte), hin, 24 Teilnehmer, 28 Teilnehmer, mehr Teilnehmer, und legt dennoch fest: nach Runde 17 ist Schluss. Nun wäre hier zwar die Frage nach der Gerechtigkeit (und dies sogar zurecht) gestellt, jedoch setze ich dem entgegen: wäre es nicht auch ein wenig spannender oder interessanter, wenn es nicht immer die gleichen Sieger geben würde sondern ein kleines Zufallselement auch mal — oder eben etwas häufiger — eine größere Chance einräumen würde?. Alternativ zu diesem Rutschsystem ginge es ebenfalls — und dies als Anfrage an die Entwickler von Swiss Chess, was ich übrigens noch nie bedient habe –, einfach ein wenig zufälliger auszulosen, sobald die Rundenanzahl die Hälfte der Teilnehmerzahl übersteigt — ein keineswegs aus diesem Anlass von mir erdachter Vorschlag. Diese Idee habe ich schon länger und sogar hier und da mal vorgetragen.

    Bevor ich also noch ein wenig mehr auf die Schattenseiten des Systems von jenem 4.10.2016 eingehe, möchte ich zwei wichtige Anmerkungen vorausschicken: a) ich bin Niemandem böse und hege keinerlei persönliche Animositäten sowie b) der Hauptaspekt ist definitiv “Wir wollen doch alle bloß ein wenig Schach spielen, am besten aber organisiert und in Turnierform gegenüber der freien Partie und sind sehr froh, dass es dafür drei Anlässe im Monat gibt die sich längst etabliert haben, der spezielle Modus ist uns dabei egal. Wir bekommen einen Gegner, hoffen auf eine gute, spannende Partie und dabei noch einen positiven Ausgang. Falls es sich besonders günstig ergibt, werde ich auch mal in der Siegerliste auftauchen und gar einen Geldpreis von unbedeutender Größe einstreichen können. Dank an den Schachclub!” Dies ist der Hauptgedanke, welchem ich mich auch und insbesondere anschließe.

    Dennoch gibt es halt auch eine dem gegenüber stehende Ansicht. Natürlich könnte man dies durchaus als “Einzelschicksal” auffassen, insofern als untergeordnet einstufen. Dennoch finde ich, dass auch die (mehr oder weniger regelmäßigen) Sieger ein Wörtchen mitzureden hätten.

    Als ein solcher, teils halt auch mit den Turnierambitionen beschäftigt und nicht nur mit der Freude an einer organisierten Schachpartie, könnte man die Überlegungskette wie folgt darstellen, sobald mit dem derartigen System konfrontiert (10 Partien, Schweizer System, Vorrunde, danach 8er Endrunden mit 7 Partien) :
    “Ok, nun spiele ich 10 Partien, welche in praktisch keinem Zusammenhang mit dem letztendlichen Turnierausgang stehen. Falls ich also das Ziel “A-Final” anstrebe, so sollte ich nach Möglichkeit meinen score auf +3 stellen und dann nicht mehr verlieren. +2 könnte aber auch ausreichen. Wen werde ich zum Gegner haben? Logisch, das hier ist Schweizer System. Ich bekomme also alle Gegner, welche vermutlich ebenfalls ins A-Finale gelangen wollen/werden, spätestens ab Runde 3 oder 4. Wie werde ich diese Partien anlegen? Da habe ich schon einen Matchplan: ich biete Remis. Er ist zufrieden, ich bin zufrieden. Score bestätigt, wir kommen beide weiter. Ok, also ich spiele die ersten 3, versuche, zu gewinnen, im Anschluss biete ich jedem weiteren Gegner remis. Das macht vielleicht drei interessante Partien. Nun kommt aber das “große Finale”. Es stehen insgesamt 7 Partien an, alles gegen Gegner, gegen die ich, falls ich denn nicht remis geboten hätte, schon vorher gespielt habe. Nun aber geht es in diesen 7 Partien sozusagen “um die Wurscht”. Freue ich mich auf die ersten drei Partien? Nein. Vermutlich noch nicht die schwersten Gegner und sozusagen ein “must win”. Freue ich mich auf die nächsten 7 Partien in der Vorrunde? Nein, denn ich werde vermutlich keine davon ernsthaft spiele. Freue ich mich dann auf das Finale? Nein, denn 7 Runden sind mir dafür eh zu wenig und außerdem hätte man doch… und außerdem habe ich doch schon… und nein, und nein und nein. Die erste Runde macht keinen Spaß und die folgenden auch nicht. Einfache Entscheidung: ich spiele gar nicht mit.”

    Nicht auszuschließen, dass ich hier noch gar nicht fertig war/bin und/oder dass mir sehr bald Ergänzungen aber auch Schreibfehler (peinliche…) auffallen, dennoch schicke ich das jetzt erst einmal so ab.

  2. Jedes System hat seine Reize.
    Ein unbestreitbarer Vorteil von Georgs Idee ist, dass jede(r) nach zehn Runden noch die Chance auf einen Preis hat, selbst wenn man es mit 1/10 völlig verbockt hat. Es ist sozusagen ein wenig ,sozialistischer’. Den großen Tieren mag es nicht passen, dass auch noch für ,C-Prominenz’ Preise ausgelobt werden. Kann man aber schon so machen…

  3. Wow, jetzt bin ich doch ganz schön platt!

    Daß ich im Rahmen meines ehrenamtlichen Engagements als Turnierleiter eines kleines Blitzturniers mich wegen des Spielmodus´ nun mit dem recht unverhohlenen Vorwurf des faschistoid / autokratischen / uniformierten Beamtentums konfrontiert sehe, gegen das es mit “Zivilcourage”, “Militanz” und “Solidarität ein Gegenmittel zu suchen gibt…

    Donnerwetter. Da fällt mir grad nicht wirklich viel zu ein. Vielleicht sollte ich meine Freizeit dann doch mit anderen Dingen füllen.

  4. Lass dich nicht beirren Georg, bei manchen ist halt oft grenzenlose Übertreibung angesagt…du machst deine Sache bestens.

  5. yep,kann mike nur beipflichten……wer schafft es eigentlich,sich von anfang bis ende
    des paulsenschen phrasenwald’s hindurchzukämpfen?

  6. Nun, immerhin scheint es ja gelungen, ein paar Leser/Interessenten gefunden zu haben für mein kleines weiteres im Entstehen befindliches Buch?!

    Womit also nun beginnen als Reaktion auf die doch schon irgendwie erahnten Kommentare? Ganz einfach: mit dem zunächst als wichtigstes Empfundenen: ich schätze unseren Kreuzberger Spielleiter — nun gut, namentlich genannt: Georg Adelberger — sowohl als Menschen als auch als Turnierleiter, und dies sogar so sehr, dass ich eher von einer sich anbahnenden Freundschaft ausgehen würde als vom Gegenteil. Ich würde auch jetzt davon ausgehen, dass sich — falls persönliche Verletzungen vorlägen — sich diese im Nu aus dem Weg räumen lassen.

    Mein erster Kommentar, halt doch relativ schnell (und somit könnte man ein “unüberlegt” anfügen) nach Turnierende verfasst — also am frühen Morgen des darauf folgenden Tages — begann dennoch bewusst mit einer kleinen Plauderei über Kuriositäten in Tabellenkonstellationen. Bewusst also in dem Sinne, dass man direkt spürt, dass mir hier keineswegs etwas unter den Nägeln brennt. Weiterhin habe ich also eine kleine Plauderei über den Austragungsmodus sowie verschiedene Alternativen begonnen, durchaus in der Absicht, dass man diese Gedanken nachvollzieht und möglicherweise zu dauerhaften Lösungen kommt, welche gemeinhin ein spannendes Turnier sowie für Jedermann attraktive Gegner, Spaß, Unterhaltung sowie gewisse Aussichten auf Turniererfolge (auf jenen Punkt möchte ich im Anschluss kurz noch eingehen).

    Sehr bewusst habe ich ebenfalls absolut keine persönlichen Angriffe vorgenommen, welches sich in der Unterlassung von Namensnennungen sowie noch nicht einmal einer (noch immer recht neutralen) Bezeichnung wie “die Turnierleitung” zeigt. Es wurde also eine Entscheidung getroffen “So machen wir es.” Falls sich davon jemand angesprochen oder gar beleidigt fühlt: juristisch bin ich da doch wohl auf der sicheren Seite, falls es darum ginge?

    Ich habe sozusagen einen Teil meiner persönlichen Geschichte dazu erzählt. Diese beinhaltet, dass ich mich weiterhin als (noch mehr denn je) überzeugten Anarchisten bezeichne. Dies nun noch sehr viel näher zu erläutern würde vielleicht im nächsten Buch, aber eben nicht hier den Raum finden. Kurz nur dazu: Anarchie bedeutet für mich keineswegs, Häuser oder Autos in Brand zu stecken (womit es vielleicht assoziiert wird) sondern vielmehr, dass ich nicht an die Stichhaltigkeit von allgemeiner Gesetzgebung glaube. Was ich viel eher glaube: mit jedem weiter und neuerlich verfassten Gesetz — in der Absicht, Lücken zu schließen — erreicht man lediglich zwei Dinge: 1) man eröffnet neue, weitere Lücken sowie 2) wird mit der beabsichtigten Lückenlosigkeit in der Gesetzgebung (“da ist doch alles geregelt; steht so im Gesetzbuch”) den Menschen das Denken abgenommen und, über das Denken hinaus, im Prinzip ein angeborenes intuitives Gerechtigkeitsempfinden nach und nach abgewöhnt. Man könnte es tatsächlich so ausdrücken, dass man in der Folge so handeln darf: “Alles, was nicht verboten ist, ist erlaubt.” Oder — wie es aus meiner Sicht gar die Legislative selbst tut — es ist all das erlaubt, bei dem ich nicht erwischt werden kann. Unabhängig davon eben, wie man intuitiv selbst handeln würde.

    Nun habe ich ja doch eine ganze Menge darüber erzählt — und rechne mit neuerlicher und noch weiterer Abkehr von mir und meinen verschrobenen Ansichten. Zurück also zu diesem Teil meiner persönlichen Geschichte: da ich nicht recht an Gesetze glauben mag (und den genannten Folgen davon), glaube ich halt auch nur sehr schwerlich an Uniformen oder Menschen, welche “Kraft ihres Amtes” mir etwas vorzuschreiben gedenken. Die Fälle sind recht häufig und falls man gerne hören will, auf welch verschiedene Arten ich mich mit Gesetzeshütern angelegt habe, nenne ich hier zwei kleine Beispiele:

    Als mal wieder ein Polizeifahrzeug vorsätzlich ( so behaupte ich einfach; die machen sich einen Spaß daraus, was die Leute so alles mitmachen?!) mit zu geringer Geschwindigkeit zu später Stunde eine Kette von Autos hinter sich herzog, überholte ich die gesamte Kette samt Polizeiauto. Selbstverständliche Folge: ich wurde sofort “gestellt”, wurde angehalten und musste mich der Beamtengewalt fügen. Ein längeres Gespräch war die Folge, weiterhin musste ich natürlich pusten, aber ansonsten hatten die Beamten nichts gegen mich in der Hand, welches eine Strafe hätte nach sie ziehen können. Nun könnte man sagen: “Selbst schuld, hättest du dich doch einfach der Kette angeschlossen; so hast du nur noch mehr Zeit verloren.” Ja, das ist richtig. Nur geht es hier halt auch um das “Stirn bieten” im Sinne von “das lasse ich mir nicht gefallen”.

    Natürlich dies kein Einzelfall. Ich war einmal in Rostock, mit Freundin, und wir suchten das Stadion, in welchem Hertha gegen Rostock spielte. Alle Parkplätze belegt, also hier musste es doch irgendwo sein (es war nach Anpfiff, also sonst niemand unterwegs). Ich hielt einfach einen passierenden Streifenwagen an, trotz Bierbüchse in der Hand. Wir fragten nach dem Weg und wo wir parken könnten? Logische Folge: ein Fußballfan mit Bierbüchse in der Hand? Da machen wir doch gleich einmal eine Kontrolle. Auch hier ein verlängerter Aufenthalt. Das Spiel war fast rum, als wir zum Stadion kamen. Die Beamten fragten aber meine Freundin noch: “Wie, er trinkt am Steuer?” “Ja, das macht er immer.” Nur habe ich stets eine, selten zwei (aber nie mehr) Büchsen getrunken (und halte mich bis heute daran). Dennoch musste ich schon etliche Male pusten (Höchstwert: 0.3 Promille).

    Eine dritte kleine Geschichte vielleicht noch: zu Zeiten der Teilung Deutschlands hatte man ja doch gehörigen Spaß, oftmals bei den Grenzkontrollen. Als ich mal wieder aufgrund meines militanten Auftretens (gegenüber den herrschsüchtigen GrePos) eingehend untersucht wurde und sie partout nichts finden konnten, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen. “Falls Sie das Haschisch suchen: das habe ich woanders versteckt.” Natürlich hatte dies keine weiteren positiven Folgen, indem sich der Aufenthalt verlängerte (und meine Begleiter schon knurrten über meine Dummheit…), aber anders ging es eben auch nicht. Sie haben ihren Spaß, ich lass mir meinen nicht verderben.

    Jetzt möchte mich, im Zuge der sinnlosen und endlosen Abschweifungen, ganz kurz noch dem Thema “Turnierchancen” widmen. Anders als in einem der Kommentare anklang (dass manchem Spitzenspieler wohl eine derartige Umverteilung nicht recht wäre?!) finde ich, dass eben jeder seine Chance haben sollte. Das war eine äußerst kluge Erfindung: nicht nur die Besten insgesamt werden erwähnt, belohnt, genannt, gehuldigt, sondern die Besten in ihrer jeweiligen Kategorie. So hat man für jeden eine Motivation geschaffen, mitzumachen und die Teilnahme, so gut es geht, attraktiv zu gestalten. Denkbar also, dass das gesamte Turniergeschehen (zumindest in Berlin, wo ich es direkt bezeugen kann) nicht gar so lebhaft wäre, wenn es diese Einteilungen nicht gäbe.

    Der gewisse Schindluder, der damit hier und da getrieben wird, sei hier nur am Rande erwähnt. Aber ich hörte doch gelegentlich schon, dass sich Spieler absichtlich unter eine DWZ-Grenze fallen ließen, damit sie in der niedrigeren Kategorie ihre Preischancen erhöhen. Das ist natürlich eine kleine Gefahr, welcher man sich mit diesem eigentlich wohl erdachten System aussetzt, aber ich denke, dass die Bedeutung dieser kleinen “Betrügereien” untergeordnet ist. Zumal ich eben noch immer von einer erhöhten Eitelkeit ausgehe (allgemein sicher auch, aber schon auch speziell unter Schachspielern, wo die Fähigkeiten ja auf diese Art messbar sind) und sogar gewisse Zweifel daran habe, dass jemand dies tatsächlich vorsätzlich tut (oder eben einfach nicht besser ist, aber dies als Grund vorschiebt; genau aus der gleichen, eigentlich zugrunde liegenden Eitelkeit).

    Stichwort noch einmal: Turnierchancen. Sofern man ein einziges Turnier spielt, mit Rutschsystem oder eben im Schweizer System (welchem gegenüber steht ein System mit Vorrunde(n) und Finalrunden, welche sich dann unterteilen, meist in A- B und C-Finale), so gibt es die Ratingkategorien, welche dann ebenfalls in ihrer jeweiligen Kategorie Preisträger werden können. Gibt es die Finalrunden, so treten an die Statt der Kategoriepreise natürlich die Preise für die einzelnen Finalrunden (A, B, C). Diese beiden Verteilungsformen gibt es, wollte ich also damit sagen, beide sind sehr gerecht, sorgen für Preischancen für jedermann (auch hier soll es schon vorgekommen sein, dass sich jemand mal bewusst nicht für das A-Finale qualifiziert hat, um im B dann den ersten Preis sicher zu gewinnen?!) und haben meine volle Zustimmung (im Gegensatz dazu, wie es in dem Kommentar anklang).

    Zurück zu dem Teil der persönlichen Geschichte: in dem Moment also, wo mir ein von mir nicht unterstütztes System aufgezwungen werden sollte, regt sich sofort dieser innere Widerwillen, mich dem unterzuordnen, ohne dass ich darauf direkten Einfluss hätte. Es war keineswegs die Qualität des durchgeführten Systems, welche in mir diesen Widerstand unwillkürlich auslöste, sondern es war der Umstand selbst. Ich erzähle dies also nun kurz “ganz authentisch”, sozusagen als Ablaufprotokoll jenes Abends, meinetwegen samt Vorgeschichte:

    Die ersten beiden Turniere im Modus “Schweizer System, 16 Runden” haben mir großen Spaß gemacht. Ich hatte mich also an diesem Abend darauf gefreut. Der Grund? Es lag zum Teil auch on der von mir befürworteten Bedenkzeitregelung mit den 3+2, welche dem (ersten) Turnier diese besondere Note verliehen. Es hat einfach Spaß gemacht, zumal das Turnier eben von Anfang bis Ende spannend blieb. Ich habe eine Partie nach der anderen verloren — und dennoch war es irgendwie gut. Es war so, dass ich nach der x-ten Null (aber ich schaue auch in der Regel sonst nicht) nicht mehr auf die Tabelle schauen wollte. Was soll ich mich damit noch beschäftigen? Dennoch geschah es, for der vorletzten Runde, dass sich mal wieder alle wie wild um den Ausdruck (der aktuellen Rangliste) tummelten, ich mich aber bewusst davon fern hielt. Genau da aber kam Georg Adelberger auf mich zu und fragte ich, ob ich wissen wollte, wo ich inzwischen stünde?! Ich hatte eine kleine Siegesserie gestartet, aber noch immer einen Haufen zu vieler Nullen. Andererseits gab es natürlich auch keinen, der “durchzog”, was man natürlich so, beim Spielen, Schauen, Hören so nebenbei erfährt.
    Ich wollte es nicht wissen, vermute aber, dass ich inzwischen schon auf dem geteilten 2. Platz lag. Ich konzentrierte mich auf meine Partie gegen Stephan Bethe in der 15. Runde, hatte direkt nach der Eröffnung einen klaren Gewinn — wie ich zu Hause feststellte, als ich diese Partie eingab (war aber die einzige…) — mit Figureneroberung, nutzte diese Chance nicht und als Stephan eine Zugwiederholung erzwang — wich ich aus, verlor selbst (direkt) ein Figur und gab auf. Turnierchancen endgültig ade und am Ende mit 10.5 aus 16 ein Platz irgendwo im Feld und dennoch das Gefühlt: darauf freue ich mich beim nächsten Mal.

    Das nächste Mal kam und ich meinte auf der Hinfahrt zu Adis und Dirk Maxion (meine ich), dass mein Ziel die 50% wären. Die müssen es immer sein, das Ziel, meine ich. Alles darüber hinaus ist Bonus. Tatsächlich erzielte ich an jenem Abend, entgegen sämtlicher Erwartungen, 15.5/16. Da war ich wirklich ziemlich baff und hoch erfreut. Also: trotz schlechten Abschneidens beim ersten Mal Freude daran, Wiederkehr und tatsächlich ein überzeugender Sieg! Alles richtig also, so macht das Spaß.

    Angemerkt sei an dieser Stelle noch: zur 16 Runde saß ich mit Turnierleiter Georg Adelberger unten am Rechner und wir warteten auf die Auslosung. Ich habe das noch nie getan (weil ich es mich im Prinzip nicht interessiert; ich nehme den Gegner, der kommt, mit der mir zugeteilten Farbe), aber hier ergab es sich, zufällig oder aufgrund der sich anbahnenden Freundschaft? Jedenfalls rätselten wir eine Weile, warum der Rechner nicht weiter kommt oder ob er abgestürzt sei. Ich war also Augenzeuge des Vorfalls, welcher zum Teil dazu beitrug, dass das System für jenen Abend (des 4.10.) geändert wurde, kann also in dieser Beziehung auch “mitreden”, wollte ich damit nur betonen.

    Am Abend des 4. Oktober also fragte mich, kurz nach meiner Registrierung, Joachim Kaiser, was ich von Schweizer System hielte. Wie ich hörte, fragte er auch andere danach (so erzählte Adis, der sich, mit mir gleich lautend, äußerte). Meine spontane wahrheitsgetreue Antwort: “Ich bin begeistert.”
    Ich nenne hier noch einmal die Gründe: es war jeder erste Dienstag im Monat — nun schon ein paar Jahre lang — ein Tag, auf welchen ich mich freuen konnte. Das Blitzturnier in Kreuzberg: längst etabliert, bestimmte Gegner immer vorhanden, andere wechselhaft, aber stets ein attraktives Teilnehmerfeld, viele nette Leute, und meist war ich sowohl mit Leistung als auch Ergebnis zufrieden. Ich möchte dennoch hier dringend erwähnt haben, dass ich das Gegenteil von einem “Seriensieger” war, denn man hätte eher sagen können “Serien-niemals-Sieger”. Denn die beste aller Platzierungen (über Jahre, und wie Georg dann so häufig hinzufügte “Vize-Paulsen”…) der 2. Platz, der allerdings nicht so arg selten.

    Meine begeisterte Zustimmung des Schweizer Systems gegenüber Joachim Kaiser (welchen ich, nach anfänglicher gewisser Eingewöhnungszeit, als er die Turnierleitung in den Händen hatte, ebenfalls ausdrücklich loben möchte; er hat es gut gemacht) brachte bei ihm einen leicht erstaunten Gesichtsausdruck hervor, was mir möglicherweise hätte zu denken geben können (“Aha…” und in Gedanken “wieso ist der jetzt begeistert? Ich finde das gar nicht gut und hätte es auch von ihm so erwartet zu hören…”), im Sinne von: “möchte er das System etwa kippen?”

    Nun also ein weiterer Grund, warum es mir so gut gefiel: jeder erste Dienstag also ein Tag mit gewisser Vorfreude, jedoch auch der gewissen Unsicherheit: a) wie viele Leute werden kommen? b) welches System wird gespielt?, und, man könnte anfügen “bitte kein Turnier mit Vor- und Endrunde”.

    Es ist ja ein Turnier mit einer gewissen Wellenbewegung. Es kommen mal mehr, mal weniger, sicher, aber es gibt halt auch die Hochzeiten, in welchen es jedem großen Spaß macht und dann mal wieder ein gewisses allgemein nachlassendes Interesse. Insofern kann es also vorkommen, dass man schon weiß (als Vorerfahrung) : “heute sind es bestimmt wieder 30 Mann – also unvermeidlich, das ungeliebte System.”

    Da es dann auch wieder abnahm in der Teilnehmerzahl, könnte ich mir vorstellen, dass andere Teilnehmer es ebenso empfanden? “Äh, nee, Kreuzberg gehe ich nicht hin. Da sind immer so viele Leute und dann Vor- und Endrunde, dann wird es spät und immer diese Diskussionen…” und schon springt der eine oder andere ab, und das Turnier hat sich “auf natürliche Art”, wieder eingependelt auf eine vertretbare Anzahl. Aber: würde man immer und verlässlich im Schweizer System — bei vorgegebener Rundenanzahl — spielen, so würden es vielleicht regelmäßig mehr, viel mehr, sehr viel mehr Leute sein? Durchaus ein Aspekt, wie ich finde, denn ich bin überzeugt, dass einige — selbst wenn unausgesprochen oder nicht einmal gedacht, in dem Falle einfach “intuitiv” — nicht mitmachen, weil sie befürchten, dass es sehr spät werden könnte? Es gibt durchaus Schachspieler mit Anhang (meist: Familie), zu welchen ich mich übrigens auch zählen darf und weiterhin (trotz anwachsenden Alters) die häufig gestellte Frage meiner Kinder: “Papa, wann bist du wieder da?” Und allein schon auf diese Art befragt möchte ich am liebsten antworten “Nein, dann gehe ich gar nicht erst weg.” aber, falls dies verworfen, dann doch zweitliebst: “So bald wie möglich…”

    Also Stichwort wäre hier: “Planungssicherheit”, abgesehen davon, dass es auch einige Abtrünnige geben könnte, die eben intuitiv over wohl überlegt zurückschrecken wegen “so viele Partien, so lang, wird so spät, und, und und…”. Weiter also damit, bitte, so gut es geht.

    Der Abend verlief so weiter, dass wir ganz normal in den oberen Turniersaal gingen, nach der Auslosung schauten und unser Plätze einnahmen. Ich an Brett 1 gegen Sebastian Eiselin, mit welchem sich sogar (wie häufiger schon) parallel (und noch vor Bekanntwerden der Auslosung) ein kleines Gespräch hatte. Wir nahmen also Platz und der Turnierleiter machte, wie immer, seine wenigen — wohltuend wenigen — Anmerkungen, jedoch verkündete er genau so rasch den Modus, womit die Bretter freigegeben waren. Falls man mir also im Anschluss “kindliches Trotzverhalten” anlasten möchte: ich nehme diesen Vorwurf zwar gerne an, darf aber zugleich darauf verweisen, dass ich bei Entrichten des Startgeldes noch nicht darüber informiert war, dass ich zum Spielball werden könnte. Das Startgeld wollte mir die Vorsitzende Brigitte Große-Honebrink übrigens zurückerstatten — was ich ablehnte. Die Zurückerstattung hätte aber den kleinen Zusatztext enthalten: “Nicht du bist straffällig geworden, sondern.. vermutlich gar keiner.” Jedenfalls würde man einem andernfalls zurückgetreten eher böse hinterherschauen und jedenfalls nicht über eine Rückerstattung nachdenken.

    Ich saß also, in gewisser Schockstarre, kurz am Brett, sinnierte kurz über diesen Modus, und flehte dann so vor mich hin: “Bitte, mach das nicht, bitte, bitte nicht.” Dann sprach ich den Gedanken noch etwas lauter aus, in der Hoffnung auf Zustimmung, natürlich. Als ich diese spontan erhielt, für mein Gefühl von verschiedener Seite, namentlich nur zu nennen: René Schildt, sah ich mich bestätigt, zumal René ja selbst schon viele Turniere (natürlich: sehr gut) geleitet hat. Wir hatten sofort Alternativvorschläge und hielten es für möglich, dass man eine Umstimmung erzielen könnte. Als Joachim Kaiser — ebenfalls unter den Teilnehmern — den sich regenden Widerstand wahrnahm, meldete er sich recht lauthals zu Wort: “Na, das müssen wir kurz erläutern, warum wir dieses System nun ausgewählt haben.” Und er setzte fort: “Das Programm schafft das nicht, das auszurechnen, es kommt nachher zu erheblichen Verzögerungen.” Mein Gegenüber, Sebastian Eiselin, fragte direkt: “Na, wie lang sind denn diese Verzögerungen? Eine Minute, ein paar Minuten?”, was aus meiner Sicht bestätigt, dass er ebenfalls auf der selben Wellenlänge war (ich möchte auch lieber Schweizer System…).

    Nun nannten René und ich rasch die Nachteile (die uns spontan einfielen) und meinten zudem, einander ergänzend, dass man bei dieser Teilnehmerzahl doch gut 11 oder 13 Runden Schweizer System machen könnte, das würde das Programm auf jeden Fall schaffen (wie René aus eigener Erfahrung sicher stellen konnte).

    Nun kamen die die Diskussion abschließenden Worte, mit einem gewissen milden, mitleidig belächelnden “Ja, können wir gerne ein andermal ausprobieren, heute spielen wir so. Die Bretter sind frei.” Sebastian setzte also meine Uhr in Gang und ich sollte spielen. Nein, ich konnte einfach keinen normalen Zug ausführen. Ich wollte ein wenig Zeit gewinnen und bot ihm sofort Remis an. Er spürte wohl schon, dass in mir etwas brodelte, wäre aber dennoch, darf ich sagen “natürlich” gerne darauf eingegangen, auf das Gebot, sagte dann aber mit fester Stimme: “Ich lehne ab”, und machte seinen Zug. Ich spielte weiterhin nur unsinnige Züge und als ich meinen König, lange vor Entwicklung der Figuren, ein zweites Mal hin und herzog meinte er, ziemlich genervt: “Jetzt biete ich Remis.” Ich nahm natürlich sofort an, aber, klar, gingen mir alle möglichen Gedanken durch den Kopf.

    Ich ging also runter zu Lutz an die Theke und schimpfte sicher ziemlich über das System. Die intuitive Ablehnung hatte aber doch stets weiteren Nährboden gefunden. Es macht mir einfach keinen Spaß. Vorrunde 10 Partien, empfundenermaßen als “jenseits von Wettkampfcharakter”, danach aber soll ich für die 7 Entscheidungspartien meine Kräfte bündeln? Nein, kann ich nicht. Ich würde auch einfach sagen: mehr Partien in einer Vorrunde als später in der Endrunde sind immer ein ungesundes Missverhältnis. Vor allem dann, wenn die Punkte (aus der Mehrzahl der Partien) gestrichen werden, bedeutungslos sind. Ich soll mich durch eine harte, lange Quali quälen um dann diese ganze Müh umsonst getan zu haben und die geringere, auch noch abschließende, Anzahl der Partien über den Turnierausgang entscheiden? Noch etwas: ich bekomme eh die gleichen Gegner, welche ich später noch einmal bekomme. Soll ich denn nun, in der Vorrunde, meine Energie in diese Partien stecken, den Gegner womöglich so bezwingen, um dann in der einzig zählenden Partie den Kürzeren zu ziehen, um somit auch noch — aufgrund der geringen Anzahl der Partien — meine Turnierchancen direkt begraben zu können?

    Nein, welchen Blickwinkel ich auch einnahm: das durchgesetzte System hatte nichts als Mängel aufzuweisen, allesamt der Bauart: “Es macht so einfach keinen Spaß.” Trotziges Kind hin oder her, aber, als in die sich aufbauende kleine Diskussionsrunde (da mehr und mehr Spieler fertig waren mit Runde 1) der Turnierleiter selbst hereinplatzte und aufrief: “Leute, es geht immer weiter, ran, ran, ran.. ” war mein Entschluss so gut wie gefasst: ich spiele gar nicht mit. Ich könnte ja einfach gar keine Wettkampfspannung aufbauen. Weder in der Vorrunde noch in der Finalrunde.

    Als die zweite Runde durch war, kam die Vorsitzende also vorbei und fragte mich, was nun los sei. Ich sagte, ich möchte einfach bei diesem System nicht mitmachen. Es macht mir keinen Spaß. Sie pflichtete insoweit bei als sie sagte, dass das ein Alleingang war und sie das auch gar nicht so wollte. Sie meinte aber zusätzlich, dass sie noch einmal mit Georg reden könnte und dass wir das ohne Weiteres noch “aufstocken” könnten zu einem Schweizer System Turnier mit 16 Runden, das wäre gar kein Problem. Ich meinte, es müssten dann aber 13 Runden sein (in der Besorgnis um die Auslosungsdauer). Wir gingen gemeinsam nach oben, die dritte Runde lief, mein Erscheinen wurde schon zur Kenntnis genommen “da ist er ja wieder…”, aber auf der Paarungsliste stand mein Name nicht. Ich war also rausgenommen (natürlich und sehr ernsthaft gemeint: völlig zurecht”. Ich meinte, das wäre kein Problem, holte noch meine Apfelschorle, ging nach unten, zahlte meine Rechnung und macht mich, ohne Groll, auf die Heimfahrt.

    Was nun das militante Auftreten, die Aufforderung zur Solidarisierung angeht: dies war möglichst allgemein gehalten in dem Vorgängertext. Allerdings war natürlich schon der Verweis darauf zu finden, dass ich meine, es müssten nur drei, vier Spieler (welche direkt erkennen, dass da was faul ist) mitmachen und das Turnier könnte ja gar nicht so fortgeführt werden. Ich meine aber, dass diese Maßnahme durchaus tauglich wäre, um derartige “Designfehler” zu verhindern. Ich denke, dass man ganz rasch eine Einigung gefunden hätte und ein durchführbares System, zur allgemeinen Zufriedenheit. So sehr ich mich zwar als Einzelkämpfer, Querdenker, Verkomplizierender sehe, meine ich dennoch, in der Lage zu sein, allgemeinere Bedürfnisse zu erkennen und darauf einzugehen (also: meine Argumente sind keineswegs “auf mich oder auf meinetwegen Spitzenspieler” zugeschnitten. Ich erkenne sehr wohl an (und habe darauf unbedingt im ersten Kommentar hinweisen wollen und dies auch getan), dass wir im Wesentlichen einfach nur eine organisierte Schachpartie spielen wollen und dankbar sind, dass uns dies in Turnierform im Schachclub angeboten wird. Danke dafür und es ist da eine durchweg positive Entwicklung einhergegangen, im Vergleich zu meiner Anfangszeit (da wurde ab und an im Schachclub mal rumgefragt: “Wir machen ein kleines Blitzturnier, machst du mit?” Klar war ich dabei und es waren Highlights — aber es war eben auch weder regelmäßig noch irgendwie organisiert, geschweige denn mit Preisen versehen).

    Falls man mich also nach der tatsächlichen Bedeutung der Unterschiede der durchgeführten Turnierform und der von mir alternativ (eine der genannten..) fragt, so sage ich: sehr, sehr gering. Es ist einfach nicht so wichtig, mach doch einfach mit, was soll´s? Und natürlich geht mir dieser Gedanke ebenfalls und wiederholt durch den Kopf. Also auch schon an dem Abend. Es macht einfach nichts aus, genau, rein gar nichts. Nur war dann eben die Art der Durchsetzung.

  7. WordPress Fehler: Doppelter Kommentar wurde entdeckt. Es sieht stark danach aus, dass du das schon einmal gesagt hast!

    ;)

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