Auf in die neue Saison heißt es für den SCK – und auf in eine neue Liga! Nach unserem knappen Abstieg aus der 2. Bundesliga finden wir uns nun in der neuen, deutlich stärkeren Oberliga Ost wieder. Trotz vieler nominell spielstärkerer Mannschaften (Görlitz, Rotation, Schachfreunde, Tegel …) ist uns immer noch nicht klar, ob wir um den Aufstieg, gegen den Abstieg oder einfach für ein gutes Ergebnis gegen gute Gegner spielen. Auch wir konnten schließlich unsere Mannschaft um unsere neue #2, Johannes Tschernatsch, sowie zahlreiche neue Ersatzleute verstärken.
Samstag, 1. Spieltag: Tegel I
Gleich an den ersten beiden Spieltagen sollte unsere neugewonnene Spielstärke getestet werden. Im Heimkampf in Kreuzberg hatten wir Samstag zunächst Tegel, dann Sonntag die Schachfreunde zu Gast. Ein Großteil unserer Mannschaft bestand aus bekannten Gesichtern, aber Johannes und Jungtalent Arthur Hoppe legten gegen Tegel ihr Debut in der ersten Mannschaft hin. Arthur hatte beim Kreuzberger Sommer ein extrem starkes Turnier hingelegt und zeigte auch gegen Tegel, warum sich seine Gegner vor ihm und seinem schnellen Spiel zu fürchten haben. Nach einem frühen Damentausch spielte er mit Weiß an Brett 8 ein gutes Mittelspiel gegen hängende Bauern, verlor dann aber selbst einen Bauern und konnte das Turmendspiel nicht mehr halten. Dafür spielte Johannes an Brett 2 sehenswertes Angriffsschach samt Figurenopfer gegen die schwarze Königsstellung, das vielleicht nicht immer ganz korrekt, aber am Ende doch durchschlagend war. Ein sehr gelungener Einstand! Robert zeigte an Brett 1 derweil, wie entspannt man mit Schwarz Remis halten kann. Rund um die Zeitkontrolle hatten wir also den respektable Zwischenstand von 1,5:1,5 erkämpft – kein schlechter Start. Und in allen verbleibenden Partien standen wir mindestens ausgelichen, an den meisten sogar besser.
Nach Zug 40 waren die Aussichten sogar noch schöner: Aaron hatte an Brett 4 zwar eine Figur und seinen Vorteil verloren, kämpfte aber noch tapfer um das Remis. Auch wenn seine Bemühungen letztlich vergebens waren, hatten wir ansonsten inzwischen vielversprechende Stellungen auf dem Brett. Doch es war wie verflucht und eine Partie nach der anderen kippte: Freddy und Micha hatten mit Schwarz an Brettern 3 und 5 jeweils im Endspiel einen glatten Bauern mehr, konnten am Ende aber nur Remis sichern. Beide hatten auf Basis von Erinnerung (Freddy) und Vorbereitung (Micha) starke Eröffnungen gespielt, aber das letzte Quäntchen Glück war nicht auf unserer Seite. Das wäre normalerweise auch nicht nötig gewesen, da Julian und Constantin an Brettern 7 und 8 glatte Gewinnstellungen auf dem Brett hatten. Bei Julian dominierten seine Schwerfiguren und Freibauern in komplexer, offener Stellung das Brett, während Constantin sich in Seelenruhe 4 verbundene Freibauern gegen eine Figur rausgespielt hatte. Leider wurden aus Julians Matt in 11 und Constantins Abwicklung in ein gewonnenes Endspiel mit Mehrfigur nach jeweiligem Kollaps zwei Niederlagen, die den Endstand in ein 2,5:5,5 mit Mannschaftssieg für Tegel verwandelten. Manch einer unserer Spieler konnte es nicht fassen, denn selbst die Tegeler hatten zwischenzeitlich fast alle Hoffnungen fahren lassen. Da war mehr drin, und Sonntag warteten die mindestens ebenso gefährlichen Schachfreunde II.
Sonntag, 2. Spieltag: Schachfreunde II
Neues Spiel, neues Glück. Am Sonntag hatten wir mit leicht anderer Aufstellung (Max statt Arthur) wieder eine Menge attraktives Schach vor uns. Constantin machte mit Schwarz ein schnelles, unaufgeregtes Remis. Doch das sollte die einzige ruhige Partie des Tages bleiben: Freddy spielte eine positionell wie taktisch starke Partie, verteidigte seinen König sauber und gewann ebenso wie Aaron, der das ungenaue Eröffnungsspiel seines Gegners brutal bestrafte und nach Nimzoindisch in einer Art Traum-Benoni landete. Julian versuchte ebenfalls in der Eröffnung zu brillieren, scheiterte aber mit seinem positionellen Bauernopfer an der resilienten Verteidigung seines Gegners. Johannes spielte mal wieder eine hochtaktische Partie mit höchst ungewöhnlicher Bauernkonstellation (zwei verschränkte Doppelbauern auf der a-Linie), stand zwischenzeitlich sogar besser, vergab aber seine dynamischen Vorteile in Zeitnot und verlor. Der Zwischenstand von 2,5:2,5 ließ alle Blicke zu den Brettern von Max, Micha und Robert wandern. Max spielte mit Schwarz eine irre Partie, in der seine geringe Vorliebe für Eröffnungstheorie mit schnellem und selbstbewussten Spiel ausgeglichen wurde. Zwischenzeitlich stand er zwar fast Matt, holte aber mit Dame gegen Türme das Maximum raus und schlug mit gewagtem Königsmarsch über das ganze Brett seinen von ständiger Zeitnot geplagten Gegner GM Polzin. Micha hielt in einer fast ebenso wilden beidseitigen Angriffspartie mit gegenseitiger Rochade souverän Remis gegen das gegnerische Läuferpaar und sicherte das Mannschaftsremis. Robert, der mit Weiß aus der Eröffnung heraus ca. 20 Züge lang durchgehend auf Gewinn oder zumindest dominant besser stand, verlor rund um Zug 40 einen Bauern, während sein Gegner schnell einen gedeckten Freibauern formte. Etliche Fans schauten dem entstehenden Endspielkrimi zu, doch trotz starker Blockadestellung konnte er die Stellung nicht halten: Er gewann nach langem Spiel in Zeitnot zwar seinen Bauern zurück und rechnete sich vielleicht gerade wieder Chancen aus, als sein Gegner mit Dame und Springer ein feines Mattnetz sponn. Der Endstand 4:4 gegen starke Gegner wäre unter normalen Umständen ein Ergebnis zum Feiern gewesen, doch nach der unverdienten Niederlage vom Vortag war auch hier wieder mehr drin.
Ausblick
Statt nur einen Mannschaftspunkt hätten wir dieses Wochenende locker 2, 3 oder gar 4 Punkte erspielen können. Ein bisschen Frust darf da erlaubt sein. Aber hinsichtlich der eingangs gestellten Frage haben wir nun zumindest mehr Klarheit: Nach den Ergebnissen von Spieltagen 1 und 2 gehen unsere Aufstiegschancen zwar gegen 0, aber mit einer so guten Form brauchen wir wahrscheinlich auch den Abstieg nicht zu fürchten. Obendrein haben wir uns dabei unseren sagenumwobenen Spielspaß und die gute Laune erhalten, wie viele kleine Beobachtungen zeigen: Max und Freddy, die sich kurz vor der Runde nach dem Datum fragen (“Freddy?” – “Schmetti?”- “28ste?”). Das bestärkende, energiegeladene Einschwören der Mannschaft durch Mannschaftsführer Julian vor Runde. Das gemeinsame Abschlussessen am Sonntag, bei dem die Verlierer ob ihrer Patzer aufgepeppelt und die Sieger für ihre Brillianz (bzw. die Patzer der Gegner) gefeiert werden. Die Partien “Hidden Queen” nach der Runde (sehr lustiger Modus, nachzulesen z.B. unter: https://www.phantomchess.in/rules).
Alles in allem bleibt unsere Vorfreude auf die Saison und unser Teamgeist also ungebrochen, oder wie Julian zusammenfassend sagen würde: Nur der SCK!
Die Einzelergebnisse der Matches, mehr wie gehabt unter: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bede.php?liga=oloa&runde=1
SC Kreuzberg | 2½ | − | 5½ | SK König Tegel | ||||||||||
1 | FM | 2390 | ![]() |
Robert Glantz | ½ | : | ½ | Martin Brüdigam | ![]() |
2376 | IM | 1 | ||
2 | FM | 2315 | ![]() |
Johannes Tschernatsch | 1 | : | 0 | Dr. Clemens Rietze | ![]() |
2291 | FM | 2 | ||
5 | FM | 2262 | ![]() |
Frederick Dathe | ½ | : | ½ | Robert Rabiega | ![]() |
2470 | GM | 3 | ||
7 | CM | 2217 | ![]() |
Aaron Matthes | 0 | : | 1 | Michael Richter | ![]() |
2379 | GM | 4 | ||
8 | 2254 | ![]() |
Michael Strache | ½ | : | ½ | Jonas Eilenberg | ![]() |
2346 | FM | 5 | |||
11 | FM | 2186 | ![]() |
Julian Grötzbach | 0 | : | 1 | Marco Thinius | ![]() |
2353 | IM | 7 | ||
13 | CM | 2186 | ![]() |
Constantin Vogel | 0 | : | 1 | Stefan Frübing | ![]() |
2305 | IM | 9 | ||
22 | 2041 | ![]() |
Arthur Hoppe | 0 | : | 1 | Jonas Förster | ![]() |
2218 | 11 |
SF Berlin II | 4 | − | 4 | SC Kreuzberg | ||||||||||
3 | IM | 2405 | ![]() |
Sebastian Poltorak | 1 | : | 0 | Robert Glantz | ![]() |
2390 | FM | 1 | ||
5 | FM | 2389 | ![]() |
Tymon Czernek | 1 | : | 0 | Johannes Tschernatsch | ![]() |
2315 | FM | 2 | ||
6 | FM | 2413 | ![]() |
Johannes Florstedt | 0 | : | 1 | Frederick Dathe | ![]() |
2262 | FM | 5 | ||
7 | IM | 2407 | ![]() |
Arnd Lauber | 0 | : | 1 | Aaron Matthes | ![]() |
2217 | CM | 7 | ||
8 | IM | 2382 | ![]() |
Bjorn Ahlander | ½ | : | ½ | Michael Strache | ![]() |
2254 | 8 | |||
9 | GM | 2393 | ![]() |
Rainer Polzin | 0 | : | 1 | Maximilian Paul Mätzkow | ![]() |
2240 | FM | 10 | ||
10 | IM | 2401 | ![]() |
Ebrahim Ahmadinia | 1 | : | 0 | Julian Grötzbach | ![]() |
2186 | FM | 11 | ||
12 | CM | 2212 | ![]() |
Christian Zobel | ½ | : | ½ | Constantin Vogel | ![]() |
2186 | CM | 13 |