Oberliga Ost: Endlich wieder Auswärtssieg! SCK I gewinnt gegen Weisse Dame mit 6,5:1,5

Unkraut vergeht nicht – und unsere leidgeprüfte erste Mannschaft hat das Siegen nicht verlernt. Nach einer langen Durststrecke in der 2. Bundesliga und im September waren wir am Sonntag endlich mal wieder Favorit statt Underdog. In der sehr starken Oberliga Ost sollten wir solche Kämpfe wie der gegen Weiße Dame aber nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ein Abstieg ist nicht ausgeschlossen und jeder Punkt lässt uns die Kämpfe und potenziellen Niederlagen gegen die Topmannschaften etwas entspannter angehen.

Weiß am Zug: Was musste Aron hier im Voraus berechnet haben, um seine Figuren zu retten? Warum scheitert 1.Lxf8?

Apropos entspannt: Im Kampf gegen Weisse Dame zeichnete sich früh ab, dass wir unserer Favoritenrolle auch nachkommen würden. Die hinteren Bretter legten dabei gut vor. Max gewann an Brett 7 mit unkonventioneller Eröffnung und seinem typisch schnellen Spiel schon recht früh einen Bauern und nach Zeitnotpatzer seine Partie. Während sein Gegner vom Inkrement lebte, blitze Max mit über einer Stunde Bedenkzeit seine famosen Züge fröhlich bis zum Sieg runter. Julian investierte an Brett 8 etwas mehr Zeit und erreichte eine symmetrische Stellung, in der er jedoch mit Schwarz 2 volle Tempi mehr besaß. Diesen Vorteil wandelte er prompt in einen Bauern, Figurenspiel und ein engmaschiges Mattnetz um. Zeitgleich standen wir an fast allen anderen Brettern gut bis komplett gewonnen, den nächsten Punkt machte Aron an Brett 3 aber erst in der Zeitnotphase kurz vor Zug 40. Er hatte eine oberflächlich ruhige, positionell saubere, aber letztlich sehr taktische Partie mit vielen kleinen Feinheiten gespielt (siehe Diagramm). Mit geschwächtem König und schlechteren Figuren sah sein Gegner in akuter Zeitnot seine letzte Chance in einem hochspekulativen Turmopfer, das den weißen König freilegte, jedoch Aron überhaupt nicht aus der Ruhe brachte. Zur Zeitkontrolle stand es damit 3:0. Als Freddy dann an Brett 4 seine etwas missglückte Eröffnung durch aktives Spiel im Endspiel zum Remis rettete, löste er damit auch die einzige Stellung auf, in der wir überhaupt deutlich schlechter standen. Aaron konnte an Brett 5 aus seiner Eröffnung keinen substanziellen Vorteil gewinnen und war nach einer geschickten Abwicklung seines Gegners in ein elementares Turmendspiel mit seinem schnell folgenden Remis nicht völlig unzufrieden.

Johannes dominiert mit Schwarz das Brett und hat die gegnerische Dame auf h1 gedrängt …
… um dann später im Endspiel den weißen König auf h1 einzusperren. Weiß hatte keine sinnvollen Züge mehr und gab auf.

Drei Partien liefen damit beim Stand von 4:1 noch, wobei Robert und Johannes an den vorderen beiden Brettern völlig dominant standen und den Mannschaftssieg sichern sollten. Johannes stand in seiner Partie zwar ab ca. Zug 15 auf Gewinn und verbannte die weiße Dame ansehlich nach h1, erlaubte seinem Gegner später aber ein praktisch sinnvolles Befreiungsopfer von zwei Figuren gegen Turm und zwei Bauern samt Abtausch in ein Endspiel. Mit bester Verteidigung hätte sein Gegner noch einige Probleme stellen können, gab aber stattdessen nach einer Partie in permanenter Zeitnot einen seiner Bauern zu leichtfertig ab und erlaubte nunmehr ein Gefängnis für seinen König auf h1 (siehe Diagramm). In späteren Analysen wurde der korrekte Zeitpunkt für den „Cashout“ debattiert, an dem Johannes seinen positionellen Vorteil durch Materialgewinn realisieren hätte können – doch das hätte uns die schöne Schlussstellung verwehrt. Robert gewann eine langsame, wunderschön positionelle Partie, in der er dank geschlossenem Zentrum und Raumvorteil ein volles Brett dominierte. Beide Seiten stellen abwechselnd Drohungen auf, doch während Roberts Figuren immer aktiver wurden und schnell den Flügel wechseln konnten, standen die seines Gegners zunehmend passiv auf der achten Reihe. Den Endstand von 6,5:1,5 besiegelte Stevan an Brett 6, der in seinem Debut für Kreuzberg ein langes Endspiel mit kleinem Vorteil zu konvertieren versuchte, sich am Ende aber mit Remis zufriedengeben musste. Die Einzelergebnisse finden sich wie immer beim Ergebnisdienst.

Work hard, play hard. Oder zumindest feiert man den Mannschaftssieg und genießt den Weihnachtsmarkt. In diesem Fall (v.l.): Aron, Julian, Freddy, Consti (nur Kiebitz), (Doppel-)Aaron und Robert.

Fazit des Spieltages: Zwei Schwarzremis, ein Weißremis und ansonsten fünf völlig einseitige Gewinnpartien tun der Kreuzberger Seele gut, auch wenn es „nur“ ein Pflichtsieg im potenziellen Abstiegskampf war. Zahlreiche Partien und Eröffnungsfeinheiten wurden beim anschließenden Essen ausführlich analysiert und der Sieg mit einem kleinen Abstecher auf den Charlottenburger Weihnachtsmarkt gebührlich gefeiert. Der vielbeschworene Teamgeist unserer jungen, spielstarken Truppe war wieder spürbar (falls er je weg war), genau wie die Vorfreude auf unsere Doppelrunde in Görlitz im Januar. So kann das Schachjahr 2026 kommen!

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