Die Ausgangslage vor diesem vorletzten Wochenende der Saison war schlecht, aber nicht hoffnungslos. Wir hatten die Saison über Niederlagen gegen starke Teams kassiert und waren in der Tabelle mit 2 Mannschaftspunkten weit abgeschlagen, hofften aber aufgrund des freiwillig erzwungenen Abstiegs von Kiel II weiter auf unsere Chancen gegen die direkte Abstiegskonkurrenz. Zwei Teams müssten wir also im Tabellenkeller hinter uns lassen, um die Klasse zu halten. Glücklicherweise hatten wir einige der nominell und ihrem Tabellenplatz nach schwächeren Teams noch vor uns. Eines davon: Aachen.
Samstag: Zitterpartie gegen Aachen
Wir kehrten für dieses Wochenende an den Ort unseres Sieges gegen Hannover zurück, da auch die Schachfreunde die Ellen-Key-Schule in Friedrichshain für ihren Heimkampf nutzten. Wie schon gegen Hannover wurde sich auch in diesem Match absolut nichts geschenkt, denn auch Aachen musste sich noch Abstiegssorgen machen. Es ging Schlag auf Schlag los: Ein gesundheitlich angeschlagener Robert hatte mit Schwarz an Brett 1 einen schweren Stand und landete nach einigen Fehleinschätzungen in einer positionellen „Ruine“, die dann schnell in sich zusammenfiel. Aron an 2 schlug sich zunächst etwas besser, aber musste sich ebenfalls relativ früh gegen seinen großmeisterlichen Gegner geschlagen geben. Dafür nahm Julian seinen Gegner am Damenflügel und im Zentrum komplett auseinander und konnte noch vor der Zeitkontrolle einen Punkt holen. Zwischenstand: 1:2 für Aachen.

Alle anderen Partien liefen über den 40. Zug hinaus. Consti hatte allerdings nach guter Eröffnung zwei absurde Patzer begangen, spielte pro forma eine komplett verlorene Position mit Qualitätsnachteil aus und verlor klar. 1:3, mit allen anderen Partien völlig offen. Unsere Hoffnungen schwanden weiter, als weder Freddy an 3 noch Bastien an 4 ihren materiellen Vorteil verwandeln konnten. Freddy hatte mit seinem Mehrbauer etliche taktische Drohungen seines Gegners pariert, hätte sogar einen 2. Bauern gewinnen können, verpasste aber die Gelegenheit und musste nach langem Endspiel Remis zulassen. Bastien hatte einen ganzen Damenflügel an Bauern mehr, aber sein Gegner konnte mit einem vorgerückten h-Bauern ausreichend Gegenspiel generieren und ebenfalls remisieren. Micha landete nach kreativem Eröffnungsspiel und zwischenzeitlicher Gewinnstellung in einem traurigen Endspiel mit Turm, Läufer und 2 Bauern gegen Läuferpaar und 4 Bauern. Sein Gegner war im langen Endspiel aber so freundlich, erst einen Bauern wegzustellen und dann auch noch auf einen der letzten Tricks von Micha reinzufallen. Dieser wob ein Mattnetz und rettete mit seinem unerwarteten Sieg Kreuzbergs Chancen auf zumindest ein Mannschaftsremis. Beim Zwischenstand von 3:4 waren, wie so oft in dieser Saison, alle Augen auf die letzte laufende Partie von Aaron an Brett 5 gerichtet. Dort konnten sie ein Meisterwerk in Endspieltechnik und Ausdauer bewundern, in dem Aaron aus relativ ausgeglichener Stellung mit Springer und Turm gegen Läufer und Turm Vorteil erspielte, und allen Pattfallen trotzend ein gewonnenes Turmendspiel sauber verwandelte. 4:4. Nicht das Ergebnis, auf das wir gehofft hatten, aber angesichts des spannenden Spielverlaufs fair. Alle hoffen nun inständig, dass es am Ende nicht auf den einen Mannschaftspunkt ankommen wird, den wir in diesem Match eventuell liegenließen.
Sonntag: Remagen lässt nichts anbrennen

Es ist Wahlsonntag und bei den Kreuzbergern herrscht um 7 Uhr völlige Aufregung: Robert fällt krank aus. Woher nehmen wir so kurzfristig Ersatz? Glücklicherweise ging Max kurz nach 7 ans Telefon und konnte spontan aushelfen. Freddy und Aaron waren zwar „untröstlich“ und „gebrochen“, da ihre wie immer exzellente Vorbereitung nun für die Tonne war, aber immerhin konnten wir mit acht Mann antreten.
Aron, nun unfreiwillig an Brett 1 befördert, spielte eigentlich eine positionell solide Partie, bis sein Gegner erst mit g5 und dann, nach einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit, mit e5 Arons Figuren zurückdrängte, das Zentrum öffnete und schlussendlich ohne größere Probleme gewann. Die Partie von Julian war, zumindest für ihn, ein Wechselbad der Gefühle: In der abgebildeten Stellung steht Julian mit Weiß schon etwas passiv, sodass ihm nur der kuriose, scheinbare Nullzug Ta2?! einfiel, welcher derart ungläubige Blicke seines Gegners erntete, dass aus Julians anfänglichem Grinsen über den Zug ein Lachen wurde. Als fairer Schachspieler geht man aber wie Julian zum Lachen nicht in den Keller, sondern vor den Spielsaal. Leider half die gute Stimmung nicht gegen die schlechte Stellung, die dann auch klar verloren ging.

Die Leiden des SCK gingen weiter: Constantin geriet in scharfer Stellung schnell in Schwierigkeiten und verlor ebenfalls recht deutlich, während sein eröffnungstheoretisch überlegener Gegner zwischendurch Dehnübungen machte. Bei Aaron rächte sich die durchgewürfelte Eröffnungsvorbereitung, welche ihn in eine ihm unvertraute Struktur führte und die Partie kostete. Max, tiefenentspannt wie man ihn kennt, ließ sich auf ein chancenreiches Qualitätsopfer ein, welches viele schwächere Gegner allein über den sich verschärfenden Zeitdruck (Max konnte seine Züge quasi blitzen) in die Knie gezwungen hätte. Doch sein Gegner verteidigte die Drohungen gegen seinen König gekonnt und gewann letztlich mit seinem Materialvorteil die Oberhand. Micha ließ sich nach attraktivem Eröffnungsspiel langsam von seinem Gegner überspielen, bis diesem in Zeitnot ein fataler Fehler unterlief und ein Springer abhandenkam. Zum zweiten Mal dieses Wochenende ein Punkt für Micha, zum 2. Mal ein Comeback, richtig stark!
Nach der Zeitkontrolle, beim Verluststand von 1:5, verblieben also nur zwei Bretter. Bastien hatte zuvor eine brutale Partie nicht nur überlebt, sondern sogar dann dank eines Fehlgriffs seines Gegners komplett gedreht und gewann souverän mit Mehrqualität (siehe Diagramm). Freddy spielte eine saubere Partie, verrechnete sich aber im ausgeglichenen Endspiel, musste seinen Turm geben, versuchte noch über Freibauern ein Remis zu erschummeln und musste sich am Ende doch unglücklich gegen seinen GM-Gegner geschlagen geben. Der Endstand 2:6 war damit noch schmeichelhaft für uns, da die einzigen beiden Siege aus eigentlich verloren geglaubten Partien stammten.

Ausblick
Wir machen es mal wieder spannend! Jetzt gilt es, für die Partien gegen Porz und Solingen II am 22/23.03 die Moral hochzuhalten. Wir finden uns in der Situation von vor einem Jahr wieder und müssen erneut zwei Mannschaftskämpfe in Folge gewinnen, um auch nächstes Jahr 2. Bundesliga zu spielen. Wir haben dabei fast alles selbst in der Hand, da Solingen und Porz potenziell ebenfalls Abstiegskandidaten sind, die wir hinter uns lassen können. Es braucht also mal wieder ein kleines Wunder – aber dafür sind wir ja bekanntlich immer gut.
Der Tabellenkeller nach Runde 9: Wenn wir die Klasse halten wollen, müssen wir bei unseren schlechten Brettpunkten auf 7 Mannschaftspunkte klettern (3. Spalte von rechts).
9. | SG Porz | 1 | 3½ | 2 | 1½ | 2 | 5 | 2½ | + | 6½ | 4½ | 9 | 6 | 28½ | 138 | ||
10. | Aachener SV | 1½ | 2 | 2½ | ½ | 4 | 4½ | 1½ | + | 5½ | 4 | 9 | 6 | 26 | 130½ | ||
11. | SG Solingen II | 1 | 4 | 3½ | 3 | 4½ | 1½ | 4 | 3½ | 2½ | + | 9 | 4 | 27½ | 125 | ||
12. | SC Kreuzberg | 2 | ½ | 3 | 2½ | 3 | 2 | 1 | 4½ | 4 | + | 9 | 3 | 22½ | 98 |