2. Bundesliga die Zweite: SCK gewinnt ersten Mannschaftskampf

Neues Spiel, neues Glück! Nach unserer deutlichen 0,5:7,5 Heimniederlage richteten wir am Wochenende des 30.11 und 01.12 nun erneut einen 2. Schachbundesliga Spieltag aus, genau genommen sogar eine Doppelrunde. Wir und unsere Reisepartner von den Schachfreunden Berlin würden jeweils den SK Zehlendorf und den HSK Lister Turm begrüßen dürfen (Obacht: HSK = Hannover, nicht Hamburg). Ausgerichtet wurde der Kampf aufgrund der Bestimmungen der 2. Bundesliga (alle Partien in einem Raum, jede einen eigenen Tisch…) in der Ellen Key Schule mitten im lebendigen Stadtteil Friedrichshain. Wir danken der Schulleitung sehr für das unkomplizierte Bereitstellen dieses hervorragenden Austragungsortes.

In unserer ersten Runde ging es gegen den SK Zehlendorf, welcher mit starker Besetzung gegen uns antrat. Relativ früh wurde klar, dass wir unter Druck standen: Constantin hatte in der Eröffnung geschlafen und stand ab dem 14. Zug auf Verlust. Micha hatte mit Weiß einen farbvertauschten Sizilianer auf dem Brett, in dem er mit ambitionierten Bauernzügen das Zentrum öffnete, aber schnell Material hinten lag. Beide Partien gingen relativ deutlich verloren. Wo wir schon bei vertauschten Farben sind: Robert (Schwarz) und Aaron (Weiß) spielten kurioserweise lange Zeit exakt die gleiche Eröffnung. Diese scheint allerdings für Weiß nicht besonders gut zu sein: Während Robert mit vorsichtigen Verteidigungszügen ein Remis holte, verpuffte Aarons Angriff am Königsflügel schnell, sodass sein Gegner das Zentrum und den Damenflügel dominieren konnte und letztlich einen weiteren Punkt für Zehlendorf sicherte. Eine der vielen Tragödien des Tages spielte sich bei Freddy an Brett 2 ab: Aus der Eröffnung stand er mit Weiß extrem vielversprechend bei einem Zeitverhältnis von 30 zu 30. Wohlgemerkt, 30 Minuten für ihn zu 30 Sekunden für seinen Gegner. Spätere Analysen zeigten einige Wege in ein vielversprechendes Endspiel, doch Freddy ließ sich im Mittelspiel ausdribbeln und gab am Ende gar den ganzen Punkt ab. Damit stand es bereits 0,5:4,5, der Kampf war verloren.

Unsere Bretter 2-4 mussten am Samstag gegen Zehlendorf schwer nachdenken. Wenigstens konnten sie dies in angenehmster Atmosphäre tun.

Die drei noch laufenden Partien sahen zwar alle gut aus, doch unser Leiden sollte kein Ende haben: Klaus spielte eine dominante Partie mit Mehrqualität, fiel aber spät auf einige Tricks und eine schöne Mattkombination seines Gegners herein. Julian war genau in seinem Element, spielte eine dynamische Partie mit Dame und Läuferpaar gegen zwei Springer und Turmpaar. Letztlich vergab auch er eine gewonnene Stellung, die sein Gegner mit einem ungewöhnlichen Damenfang drehte. Bastien spielte eine Partie mit Höhen und Tiefen, vergab eine zwischenzeitlich gewonnene Stellung und holte im folgenden Endspiel trotz der gegnerischen Bauernübermacht Remis (siehe Abbildung). Dieses Endspiel war so merkwürdig, dass ein Mitspieler innerhalb von 5 Minuten zweimal seine Meinung änderte (“Wenn das nicht für Weiß gewonnen ist, kann ich kein Schach spielen” – “OK, vielleicht gewinnt jetzt sogar Schwarz”). Glückwunsch an Zehlendorf für einen verdienten Sieg – dass mit 1:7 es so deutlich ausgeht, hätte während der Runde keiner von uns gedacht. In unserem Galgenhumor witzelten wir schon, dass 1 voller Punkt im Vergleich zu den Schachfreunden schon eine 100%ige Steigerung darstellen würde – vielleicht könnten wir ja gegen Hannover nochmal um 100% auf 2 Punkte steigern. Also machten wir uns früh ab nach Hause und setzten uns an die Vorbereitung.

Bastien (Schwarz und am Zug) fand hier gegen Zehlendorf den Remisplan: Königsmarsch nach g3 und Mattangriff!

Doch Lister Turm schlug uns ein beträchtliches Schnippchen. Wir gingen blind davon aus, dass unsere Gegner mit der gleichen Aufstellung antreten würden, sie waren ja schließlich extra angereist. Unsere Gegner setzten jedoch ihr zuvor fehlendes Brett 2, was uns überraschte und unsere Vorbereitung wertlos werden ließ. Hut ab!

Diese 3. Runde hatte einiges zu bieten und lief deutlich besser an als am Vortag: Freddy holte mit Schwarz aus einer dubios aussehenden Sizilianischstellung das Maximum raus und überspielte seinen Gegner in aufkommender Zeitnot. Robert und sein Gegner lieferten sich ein solches Theorieduell, dass sein Gegner schon rund um Zug 10 eine volle Stunde nachgedacht hatte. Scheinbar lohnte sich aber der Zeiteinsatz, denn schon relativ bald danach musste sich Robert gegen das erstarkende Läuferpaar des Gegners geschlagen geben. Bastien machte mit Weiß ein schnelles Remis – sein Gegner war bis einen Zug vor Partieende in seiner Vorbereitung. Ein weniger schnelles Remis kam bei Julian aufs Brett, der mit einigen geschickten Ideen (Turmschwenk!) Vorteil rausgeholt, aber nicht ganz verwerten konnte und ein Dauerschach zulassen musste. Micha holte den nächsten Schwarzsieg mit Königsangriff und taktischem Qualitätsgewinn in einer seiner geliebten Isolanipositionen. Klaus hatte weniger Glück und verteidigte lange eine etwas gedrückte Stellung mit Minusbauern, die er letztlich nicht mehr retten konnte. Constantin hatte nach einem positionell schönem Mittelspiel seinen Gewinnvorteil wieder verspielt, aber in ein Endspiel mit minimalem Risiko abwickeln können und wartete auf das Ergebnis von Aaron. Der Stand war 3:3, es hing also alles von dieser Partie ab, in der Aaron über einige Umwege in einer wilden, unklaren Französischstruktur gelandet war.

Aaron kurz vor seinem entscheidenen Sieg in der 2. Runde gegen Lister Turm.

Nach einem Patzer seines Gegners gewann er 2 Figuren gegen einen Turm, brachte sich aber in Zeitnot in ein etwas unglückliches Endspiel. Doch sein Gegner verpasste die Gelegenheit zum Ausgleich, ließ Aarons König aktiv werden und verlor die Partie. Der dritte Schwarzsieg für den SCK besiegelte damit den Sieg, denn Sekunden später machte Constantin in seiner Wartestellung das Remis zum Endstand von 4,5:3,5. Advent, Advent, das Lichtlein der Hoffnung auf Klassenerhalt brennt. Sogar das Ligaorakel gibt uns dafür inzwischen eine 5% Chance – letzte Saison schafften wir den Aufstieg mit unter 1%. Die nächsten Runden im hessischen Wolfhagen finden im Januar statt und werden für uns die Gelegenheit bieten, uns mit “ein paar” GMs zu messen. Parallel gewannen die Schachfreunde im Übrigen ihre beiden Kämpfe – wir bekamen davon allerdings bis auf einen etwas zu temperamentvoll durch den Raum geworfenen Kugelschreiber vergleichsweise wenig mit. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an die Ellen Key Schule für diesen fantastischen Austragungsort und an Andreas Dathe für das Herstellen des Kontakts. Dank gebührt ebenfalls Brigitte, Julian, Matthias und Sibylle für die tatkräftige Unterstützung, ohne die dieses gelungene Wochenende so nicht möglich gewesen wäre.

 

Tabelle und Einzelergebnisse finden sich wie gehabt bei schachbund.de

 

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