Attila ist in seiner BMM Nachlese kurz auf meine vergeigte Partie aus der 2. Runde der BMM eingegangen, aus der doch noch ein Remis wurde.
Da es recht spassig war – ein paar Details: Nach einer vergeigten Eröffnung kam die Stellung 1 aufs Brett – verlieren konnte ich nicht mehr – es war ja schon verloren – die einzigen kleinen Lichtblicke waren ungleichfarbige Läufer, falsche Läuferfarbe des Gegners für die H-Linie und weniger Zeit des Gegners – mein Plan: Bauernstruktur, wenn er mitmacht zerreissen – 4 verbundene Bauern sind schließlich inakzeptabel – damit sein Spiel verkomplizieren, blocken und schnell ziehen, damit er nichts von meiner Zeit abbekommt – versuchen kann mans ja
Zum Auftakt ein Bauernopfer – es sind ja noch genug da: h5 – hxg5 – 1. Zwischenziel erreicht – Doppelbauer an Rand – wenn auch auf Kosten eines Bauern – Bauern jetzt 5:2
Ein paar Züge weiter dann:
f4 (er sah recht erschrocken aus) – das nächste Bauernopfer zum 5:1 – erwartungsgemäß nahm er exf4 – Kf3 – (Kxf4 und der h Bauer geht durch) – die resultierende Stellung mit 2 Doppelbauern war zwar immer noch verloren, war aber erst mal leichter zu blocken – vor allem wurde die Zeit meines Gegners richtig knapp, der Adrenalinspiegel und der Frustlevel immer höher
Die letzte interessante Stellung war dann:
f3! Der letzte Bauer wird geopfert und wie die beiden anderen auch angenommen – den Rest braucht man sich nicht mehr anzuschauen Lxf4 – den B-bauern kann man wenn sein muss gegen den Läufer tauschen und der König ist aus der falschen Ecke nicht zu vertreiben – kurz vor dem Fall des Blättchens sah er ein, dass es Remis ist und mein Grinsen ging von einem Ohr zum Anderen – ein Remis kann eben durchaus ein gefühlter Sieg sein :-)
Streiflichter aus Partien und insbesondere aus Mannschaftskämpfen sind genau der Grund, warum ich gern (nicht selten leider vergeblich) auf den Internetseiten Berliner Schachklubs stöbere. Hier liegt nun dankenswerterweise ein solcher Erlebnisbericht vor. Thomas Blasig hat sich die Mühe gemacht, die Reportage Atilas vom letzten Sonntag fortzusetzen. Atila hatte am 4. November das Endspiel aus der zur Diskussion stehenden Partie schon mal für ein paar Diagramme zum Anlaß genommen.
Ich bin dankbar für solche Einblicke, denn gerade von Mannschaftskämpfen erfährt man oft genug kaum etwas über das Zustandekommen des nüchternen Resultates. Man will es doch gern genau wissen, z. B. wer was eingestellt hat, wer nur durch ZÜ vom Gegner gewinnen konnte, und wann wer wie lange und wie oft auf dem Klo war. Na gut, Letzteres vielleicht lieber nicht.
Beim Lesen der Textes kann man sich den Schlußverlauf mit Zeitnot und Aufregung gut vorstellen. Man kommt nicht umhin, den Stolz des Verfassers nachzuerleben, der im ungleichfarbigen Läuferendspiel – bereits mit zwei Bauern im Rückstand – noch weitere Bauern hergibt, um am Ende das kaum noch für möglich gehaltene Remis zu erreichen.
Dennoch hinterläßt die vorliegende Schilderung bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Bei aller Freude über den erzielten Erfolg sollte der Bericht nicht unterschlagen, welchen Anteil der Gegner an der Partie hatte, der Gegner, dessen Name ruhig mal hätte genannt werden dürfen, da die Partie ohne ihn nicht zustande gekommen wäre.
Wir sehen hier drei Diagramme, alle mit klaren Gewinnstellungen für Schwarz. Der einzige Fehler, den sich Schwarz ankreiden muß, war die Aufgabe seines f-Bauern. Dieser war sein Trumpf, und mit Hilfe der ablenkenden Kraft der anderen Bauern hätte er auch die Partie ihrem “gerechten” Ende zuführen sollen. Aber was ist schon “gerecht” im Schach? Auf f3+ hätte also …Kg5 erfolgen müssen, um weiter den f5-Bauern zu schützen.
Die Darstellung des Beitrags hat die mich etwas störende Tendenz den Eindruck zu erwecken, als hätte Weiß in scheinbar auswegloser Lage mit mehreren genialen Opferzügen noch ein Remis erzwungen. Kein Wort darüber, mit welchem Zug der gegnerische Spieler die schöne Geschichte des Verfassers hätte verhindern können.
Hier noch ein sehr ähnliches Beispiel aus unserer 2. Mannschaft vom vergangenen Sonntag. Stellung Weiß: Kf3, Lf6, h3-Bauer; Schwarz: Kd5, Bauern auf b3, f7, h5 und g5. Namen werden nicht genannt, da nicht authorisiert.
8/5p2/5B2/3k2pp/8/1p3K1P/8/8 b – – 0 1
Schwarz hat gerade den Läufer nach f6 gebracht, um den Zug f7-f5 zu verhindern. Ein einfacher Plan bestand nun darin, mit …Ke6 den Läufer anzugreifen, dann das schöne f7-f5 zu spielen und einfach zu gewinnen.
Da Weiß aber gerade erst …Ke6-d5 gespielt hatte und sich seines Sieges sicher wähnte, blieb er dem ursprünglichen Plan treu und setzte mit …Kc4(?) fort. Weiß nutzte die Chance und rettete mit Ke4! das Unentschieden.
Auch hier schaffte es Schwarz nicht, den b-Bauern erfolgreich in Szene zu setzen. Ob der glückliche Gegner eine Geschichte auf seiner Vereinsseite erzählt hat? Das wäre mal lustig.
wer schreibt denn da? um welche partie handelt es sich ?
sorry – Thomas Blasig vs. Andreas Munke BMM Rd.2