Thomas Blasig
Oh Wei !
China ist da! Olympiade Platz 1, 7 Spieler über 2700 und Hou Yifan als Weltmeisterin.
China setzt aber noch einen drauf – Wei Yi der neue Superstar toppt alles – 15 Jahre alt, jüngster GM aller Zeiten der die 2600 erreicht und jetzt sogar noch die 2700 geknackt hat. Sein Spiel ist mitunter geradezu atemberaubend – hier die Partie gegen Anne Haast vom Tatasteel Turnier 2015, B Gruppe, die er mit 10,5 von 13 gewann.
Die Eröffnung ist eine Variante des Taimanov Sizilianers, die seit einer Weile in Mode ist mit 7.Dh3. Die kritische Stellung wird nach dem 16. Zug erreicht. Schwarz droht mit heftigem Gegenspiel am Damenflügel, insbesondere auf der C Linie, hat aber den König noch im Zentrum. Weiß greift deshalb zu drastischen Maßnahmen – 17. f6 gefolgt von einem Qualitätsopfer – 18.Txf6 als Auftakt. Darauf folgt ein taktischer Wirbelsturm, der locker mit den besten taktischen Brillianzen von Alekhine mithalten kann, bis zum forcierten Matt. Ich denke von Wei Yi wird man in den nächsten Jahren noch viel hören!
Einer von vielen youtube-Kommentaren dieser Partie von Daniel King (englisch) hier
Autor: TB
Die Weisheit der Kibitzer
Eine Impression vom Winter Open
Nach einem sehr langen zermürbenden Kampf kam es zu einer interessanten Endspielstellung – ringsum die Gesichter der Kibitzer mit dem Ausdruck “Was überlegt der denn? Die Stellung ist doch total einfach und gewonnen” Auch hinterher die Kommentare: Ganz simpel !
Das Ergebnis war Remis – den Gewinnzug habe ich zwar gefunden – er rief nur Kopfschütteln hervor – aber falsch fortgesetzt – ich habe nämlich erst hinterher wirklich verstanden warum es der Gewinnzug ist :-)
Schwarz ist am Zug – ein einziger Zug gewinnt (oder sollte es)- der Rest ist Remis oder gar verloren – der Zug der Kibitzer war das offensichtliche: Kxb4 – das wäre tatsächlich gewonnen, wenn Weiß nicht einen Rettungszug hätte…
Zu Silvester also eine Doppelaufgabe:
1) Kxb4 – wie rettet sich Weiß?
2) Was ist der Gewinnzug für Schwarz?
Autor: TB
Das Streben nach Glück
Jeder Mensch strebt irgendwie nach Glück, aber wer kann von sich sagen daß sein Glück vom Schach kommt? Dazu muss man wahrscheinlich ein absoluter Schachmane wie Michael Tal sein.
In einem Interview sagte er einem Reporter, sein glücklichster Tag wäre 1961 bei den russischen Meisterschaften gewesen, als er gegen Rashid Nezhmetdinov verlor – also nicht der Gewinn seiner Weltmeisterschaft gegen Botvinnik, sondern eine verlorene Partie – wegen des wunderschönen Spiels seines Gegners !!! Nezhmetdinov war einer der besten Angriffsspieler und Kombinationskünstler, die die Sovietunion je hervorbrachte. Er half Tal bei der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft – ein würdiger Gegner also. Die Partie zum Nachspielen:
Autor: TB
Doppelangriffe
Doppelangriffe können eine Partie oft schnell entscheiden – kommen aber meistens nicht aus heiterem Himmel – es sei den der Gegner hat gepatzt – sondern wollen vorbereitet sein – z.B. durch Hinlenkung – ein paar schöne Beispiele als Taltikaufgaben
Pos.1 Ein echter Doppeldecker – Weiss hat viel aktivere Figuren und sollte nach einem entscheidenden taktischen Schlag Ausschau halten
Nachlese Anand – Carlsen
Die Weltmeisterschaft ist zu Ende und Magnus Carlsen hat verdient gewonnen – viel wurde geschrieben und gesagt – nachstehend eine Auswahl von erstklassigen Beiträgen:
Interview von Susan Polgar mit Magnus Carlsen direkt nach dem Sieg: hier
Interview in der FAZ mit Carlsen: hier
Das erste live Interview mit Anand: hier
Garry Kasparov über Carlsen im Time Magazine: hier
Dei einzelnen Partien auf youtube von Daniel King: hier
Autor: TB
WCC – Carlsen Anand
Am 9.11 wackeln die Türme – bei der ersten Weltmeisterschaftspartie zwischen Carlsen und Anand. Lang erwartet und heiß debattiert – ist die Location – Chennai – ein Vorteil für Anand? Wie kommt Mangus mit dem Matchformat und dem Druck zurecht – und so weiter…
Fest steht – es wird spannend – und die Schachwelt will Blut sehen. In klassischen Partien liegt Anand vorne – mit 6:3 – die meisten Partien sind aber Asbach Uralt und seit 3 Jahren hat Carlsen die Oberhand.
Ein Interview mit Anand : hier Ein Interview mit Carlsen: hier
Zur Einstimmung ein auf das Match – eine Endspielstellung – Carlsen mit Weiß am Zug gewinnt – aber wie? Die ganze Partie hier:
Und eine Stellung Anand Carlsen, Weiß am Zug – übrigens eine sehr sehenswerte Partie, reich an haarsträubenden Komplikationen: hier
Zur Intensiveinstimmung empfehle ich Daniel King – er hat auf youtube viele Partien der beiden sehr gut besprochen: hier
Magnus Carlsens Kampfgeist
Gestern ging das stärkste Turnier zuende, dass je auf dem amerikanischen Kontinent stattfand, der Sinquefield Cup des St. Luis Chess Club. Die Spieler: die beiden Top Spieler der Weltrangliste Carlsen und Aronian gegen die beiden besten amerikanischen Spieler Nakamura und Kamsky. Im gesamten Turnier wurde hart gekämpft – nur 50 % unentschieden, was bei einem Turnier mit dieser Spielerklasse beachtlich ist. Alle Spiele hier. Den stärksten Kampfgeist bewies dabei der Gewinner Magnus Carlsen – und er setzte seiner Leistung die Krone auf. In der letzten Runde lag er mit einem halben Punkt vor Nakamura und brauchte somit nur ein Remis um das Turnier (und die 70.000 $ ) zu gewinnen. Der Gegner der letzten Runde war Levon Aronian, der Carlsen unter heftigen Druck setzte. Dieser verteidigte sich über 3 Stunden lang so gut dass Aronian kein Vorankommen mehr sah und Remis anbot – Magnus lehnte ab – und gewann! Das ist echter Kampfgeist und ein klares Statement für die kommende Weltmeisterschaft im November!
Das vielleicht beste Spiel des Turniers: Carlsen vs. Kamsky – ein atemberaubender Konter! hier
und das letzte Spiel – das abgelehnte Remis – Carlsen vs. Aronian hier
Autor: TB
Technisch gewonnene Endspiele
Manchmal sind Endspiele technisch gewonnen – aber praktisch aber schwierig umzusetzen – vor allem unter Druck – ausgesprochen lehrreich ist es, solche Endspiele gegen einen PC zu spielen, da dieser nun mal gnadenlos präzise ist.
Die erste Stellung kam in einer Partie des US Frauenmeisterschaft aufs Brett. Nach viel Geschiebe der Könige – Versuche zu Triangulieren – einigte man sich auf Remis – hat Weiß eine Gewinnmöglichkeit übersehen?
(Rausis-Bacrot 2001) Schwarz am Zug – er hat zwar einen Springer mehr, wenn er ihn aber bewegt, verliert er den letzten Bauern, bewegt er ihn nicht kann er keinen Fortschritt machen – ausserdem muss er auf Patt in der Ecke aufpassen – ist die Stellung nun Remis oder nicht? Wenn nein welcher Zug von Schwarz gewinnt?
Zum Abschluß eine gute Übung – Schwarz am Zug – die Stellung ist bei präzisem Spiel für Weiss gewonnen – also erst mal mit Schwarz einen Zug machen – ich empfehle 2 Varianten Kg5 und h5 und die Stellung dann mit Weiß gegen den Copmuter ausspielen – cave: ein falscher Zug – Remis!
TIP: Manchmal sind Endspiele selbst für Computer schwer zu kalkulieren – bei 6 oder weniger Steinen aus dem Brett ist das präziseste Werkzeug die Tablebases von Nalimov – zu finden z.B. hier
Autor: TB
Ein Blick über den Ozean
2007 wurde St. Luis chess club and scholastic center als non profit Organisation gegründet. Dieser Club leistet phantastische Arbeit! Jeden Monat halten Großmeister einstündige Vorlesungen zu verschiedensten Themen – und wir können davon alle profitieren. Diese Vorträge werden auf youtube gepostet jeder kann sie sich kostenlos ansehen (youtube Link: STLChessClub) – Englisch ist Vorraussetzung – die Vorlesungen sind aber klar gesprochen und nicht allzu schwierig zu verstehen, wenn man ein paar englische Schachwörter kennt.
Ein kleines englisches Schachwörterbuch: König: King / Dame: Queen / Turm: rook / Läufer: Bishop / Springer: knight / Bauer: pawn / Schach: check / Matt: mate / Fesselung: pin / Gabel: fork / Abzug: discovered attack / Zwischenzug: zwischenzug (meist entsetzlich ausgesprochen) und auch wenn man dem König Luft macht ist es auch auf englisch luft – bei Schach funktioniert also der Sprachimport in die andere Richtung :-)
Die Referenten sind: Yasser Seirawan (mein Favorit), Varuzan Akobian, Jennifer Shahade und andere – weltklasse Unterricht ist also garantiert
Viel Spaß bei stöbern
Autor: TB
100. Jubiläum – British Chess Championship
Am Samstag gingen die 100. britischen Meisterschaften in Torquay zu Ende. Wie erwartet mit sehr starken Spielern und Leistungen. Der Gewinner ist dieses Mal mit einer Super Performance David Howell – 9,5 aus 11 – (+9/=3/-0) – ein würdiger neuer Champion!
Wollte Dany Gormally die verlorene Partie gegen David Howell schnell beenden oder hat er übersehen was nach h5 passiert?
Die besten Partien der BCC, erstklassig kommentiert findet Ihr von Andrew Martin hier – der Blick über den Ärmelkanal lohnt sich!
Die Rangliste und die Partien gibt es hier
Autor: TB
Remis
Remisverteidigung kann manchmal sehr trickreich sein.
Am besten erst mal den Kopf rauchen lassen und dann die Stellung in den Computer eingeben und loslegen
Als erstes eine Stellung aus einer Partie Seirawan vs. Gelfand (Istanbul 2000)
Spielt jetzt !
Letzten Monat ist Lothar Schmid im Alter von 85 Jahren gestorben. Lothar Schmid war Großmeister im Schach und Fernschach, “Schiedsrichter des Jahrhunderts” und Verleger.
An einem Punkt hat er die Schachgeschichte entscheidend beeinflußt. Bei der Weltmeisterschaft Fischer – Spassky kam Fischer zur 3. Partie in den Raum und fing an neue Forderungen zu stellen – vermutlich völlig verärgert nach dem Desaster der ersten Runde und dem verlorenen Punkt, nachdem er zur zweiten Partie nicht erschien. Spassky kündigte an, dass er gehen würde, dass es ihm reicht. Schmid stoppte – eigentlich regelwidrig, die Uhr und fing an beide Spieler zur Vernunft zu bringen – mit einem “Spielt jetzt” drückte er Sie dann in die Sessel und das Match ging weiter. Wikipedia
(Photo: 1972 Schmid gratuliert Fischer zum Sieg)
Eine sehr lustige Partie: Ein Pferderennen, dass Schmid gegen Bogoljubov gewann: hier
Zugzwang
Ein wichtiges, immer wiederkehrendes Motiv in Endspielen ist der Zugzwang – nachstehend ein paar Stellungen zu diesem Thema – immer Weiß am Zug – zum Vergrößern einfach anklicken
Happy birthday Garry
Am 13.4.1963, also heute vor 50 Jahren wurde Garry Kasparov “das Monster von Baku” geboren – wie ihn die spanische Presse nannte – herzlichen Glückwunsch aus Kreuzberg!
Ein super zusammengestellter Rückblick auf seine Karriere bei Chessbase hier
Seine “unsterbliche” Partie Kasparov-Topalov, Wijk aan Zee 1999 gibt es als ausgezeichnete Besprechung auf youtube zu sehen von Dr. Helmut Pfleger auf deutsch !
Viel Spaß beim ansehen Thomas