Spielbericht BFL 2012/13, 3. Spieltag, 3. Mannschaft

Schon seit einiger Zeit freute ich mich auf den Wettkampf beim neu gegründeten SK International Berlin 2010, bot er mir doch Gelegenheit den Schachjournalisten Harald Fietz kennen zu lernen. In einem gut geheizten und freundlich hellen Ladenlokal in der Wriezener Str. 36 hat er dort eine Schachschule eröffnet. Mehrfach klopfen Passanten an die Tür und fragen Unterricht nach. Ich habe ein lockeres Gespräch über Schachgeschichte mit ihm und warte auf meine Mannschaftskollegen.

Gegen 19 Uhr ist aber nur Wolfgang eingetroffen und ich beginne mir etwas Sorgen zu machen; eigentlich wollten wir heute einen Anker gegen die Abdrift in die C-Staffel auswerfen. Als die Uhren gerade gestartet werden, kommt auch Körle. Ich bekomme Nimzo-Indisch aufs Brett und Wolfgang spielt wieder seinen Holländer. Ich krieg fast ‘ne Krise als ich mit ansehen muss, wie dort von ihm in den ersten sieben Zügen sechs mit Bauern gezogen werden, einer sogar zweimal. Das ist garantiert keine Hauptvariante. Dass sein Spielpartner sofort mit h3 und g4 Schärfe ins Spiel bringt, macht die Sache nicht leichter. Sicherheitshalber rochieren beide lang. Körle spielt Königsgambit und sein Gegenüber reduziert sofort mit 2. – Dh4+ die Anzahl möglicher Abspiele. Nach 3.g3 De7 kommt eine Stellung aufs Brett, die ich noch aus Zeiten erinnere, in denen Schachcomputer kein umfangreiches Eröffnungsrepertoire besassen.

Nach dem akademischen Viertelstündchen betritt auch Klaudio die Spielstätte. Er verteidigt sich Königsindisch. Körle bekommt bald auf g4 einen Läufer gratis, da sich sein Gegner im Angriff verrechnet hat. Die dafür zerrüttete kurze Rochadestellung ist aber verteidigungsfähig; sein Gegner konnte die h-Linie nicht öffnen. Nach und nach kann Körle mit seinen Figuren Druck aufbauen und erobert noch eine weitere Figur. Meine Partie entwickelt sich so lala. Aus der Eröffnung habe ich einen Mehrbauern und nach einem schwachen 24. Zug rutscht mir ein Remisangebot raus. Harald Fietz will aber weiter spielen und hat durchaus Gegenchancen. Ich ernte einen tadelnden Blick vom Käpt’n.

Nach 2:20h hat jedoch Klaudijo als Erster gewonnen – bei nur 45 Minuten eigenem Zeitverbrauch! Ein Ansporn! Mit ein paar scharfen Zügen gelingt es mir Vorteil aus der unbelüfteten Grundreihe des Gegners zu ziehen und einen Turm zu fesseln. Das Blatt wendet sich schnell zu meinen Gunsten als dieser Turm nicht mehr verteidigt werden kann. Nach 3 Stunden hat Harald Fietz nur noch 8 Minuten übrig und streckt die Hand aus.

Ein Blick zur Seite zeigt mir, dass Wolfgang leider eine Figur und mehrere Bauern im Minus ist. Da er bei unabwendbarem Damentausch nichts mehr entgegen zu setzen hat, ist es auch für ihn Zeit aufzuhören. Erstaunlicherweise muss Körle immer noch am Brett schwitzen. Er hat sich inzwischen den vorgepreschten h-Bauern einverleibt. Jetzt sind die Linien e bis h bauernlos und sein König folglich Ziel des letzten schwarzen Aufgebotes. Ein verfehlter Bauernraub der schwarzen Dame am Damenflügel stört jedoch die Koordination zu stark. Nach einer Springergabel ist, in beiderseitiger Zeitnot, auch der letzte schwarze Turm futsch.

1 zu 3 gewonnen ist ein erfreuliches Ergebnis. Nach etwas Analyse machen wir uns auf den Heimweg. An der Ecke Osloer Str./Wriezener Str. sind in einem albanischen Kulturverein immer noch die Schachbretter in Benutzung. Eine gute Gegend für das Spiel, scheint mir. Wir wünschen dem SK International viel Erfolg (,außer gegen uns)!

Andreas Lange

Aufstellung

SC Kreuzberg DWZ SK International DWZ Ergebnis
Andreas Lange 1823 Harald Fietz 1928 1-0
Wolfgang Baumeister 1695 Klaus-Jörg Lais 1876 0-1
Hans-Jürgen Körlin 1741 Alexander Boll 1-0
Klaudijo Uckar 1709 Benjamin Schweitzer 1-0

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