Jubliäums-Schnellschachturnier der Schachhochschule Braunschweig

Von Hasan Kilic

Zuallererst würde ich kurz darauf eingehen, warum ich überhaupt an einem Turnier in Braunschweig teilgenommen habe. Natürlich hatte ich mal Lust darauf, mich mit Spielern aus ganz Deutschland zu messen, aber vor allem ging es darum, ein paar Freunde von mir, die ich bislang nur online treffen konnte, zu sehen.

Bei einer Bedenkzeit von 15+0 wurden 8 Runden Schweizer System gespielt. Ich werde keine Stellungen einfügen, da ich die meisten Partien nicht im Kopf habe, weil ich sie nicht notieren konnte.

  1. Runde mit Schwarz gegen Dennis Martin (Rating von 2071):

Ich war verwirrt über diese Paarung, da es eigentlich im Schweizer System nicht möglich wäre, dass ich gegen ihn spiele, da wir beide in der ersten Hälfte waren, aber ich habe mich eher gefreut, da ich Dennis schon vorher kannte. Wir hatten schon im Online-Schach öfters die Klingen gekreuzt und die Partie begann für mich ganz gut. Ich hatte es geschafft, seinen Katalanen auszugleichen und konnte etwa 25 Züge gut mithalten. Dann hat er es sehr geschickt gespielt. Er konnte die Leichtfiguren vom Brett nehmen um in das Schwerfigurenendspiel gehen. Mit dem Abtausch der Leichtfiguren wurde meine Figurenkoordination komplett zerstört. Er tauschte dann ein Turmpaar und gewann einen Bauern, wodurch er einen Freibauern hatte. In dem Versuch, Gegenspiel zu bekommen, opferte ich noch einen Bauern, aber Dennis hat das Gegenspiel nicht zugelassen und zwang mich kurz darauf zur Resignation. Ein sehr souveräner Sieg für Dennis.

2. Runde mit Weiß gegen Mariusz Schröder (Rating von 1305)

In der 2.Runde hatte ich die weißen Steine und bekam aus der Eröffnung eine sehr angenehme Stellung. Mein Gegner hatte sich ziemlich passiv aufgebaut, wodurch ich meine Figuren super stellen konnte und einen schnellen Angriff starten konnte. Dieser schlug dann auch durch und ich gewann die Partie.

3. Runde mit Schwarz gegen Christoph Wenzel (Rating von 896)

In der 3.Runde konnte ich gegen einen weiteren Freund von mir spielen, Christoph Wenzel. Er begann die Partie mit d4 und ich machte mich bereit auf das Londoner System. Dann überraschte er mich und wir gingen über in eine Variante aus dem Sizilianer, genauer gesagt die Vierspringervariante. Er hatte es sehr solide gespielt und ganz ruhig die Figuren bis ins Endspiel getauscht. Wir waren dann im Endspiel mit Dame und Läufer für ihn und Dame und Springer für mich. Ich hatte ausgenutzt, dass Springer auf beiden Farben spielen können, wogegen Läufer auf eine Feldfarbe limitiert sind. So gelang es mir, einen Bauern und auch die Partie zu gewinnen.

4. Runde mit Weiß gegen Sergej Bogomolow (Rating von 2161)

In der 4. Runde spielte ich gegen den späteren Turnierzweiten Sergej Bogomolow. Ich hatte die Eröffnung gut überstanden und es war ein interessantes Mittelspiel. Ich hatte zwar eine schlechtere Bauernstruktur, aber dafür das Läuferpaar. Das versuchte ich auch zu nutzen, um einen Angriff zu starten. Was mir dabei aber nicht auffiel, war, dass ich derjenige war, der angegriffen wurde und da muss ich sagen, dass er ab da superstark gespielt hat. Das war dann einfach ein Klassenunterschied.

Die Hälfte des Turniers war erreicht und ich wusste da nicht, wie ich meine Turnierleistung bis dahin beurteilen sollte. Gegen viel Stärkere verlor ich und gegen Schwächere gewann ich. Ich dachte, dass es ein solider Start war, aber jetzt in der zweiten Turnierhälfte musste mehr folgen.

5. Runde mit Schwarz gegen Andreas Hartmann (Rating von 1875)

Gegen Andreas Hartmann wollte ich den Start für den Endspurt hinlegen. Er spielte gegen mich die Englische Eröffnung. Ich habe versucht, gegen ihn eine Variante zu spielen, welche mir vorher von Dennis Martin gezeigt wurde, welche sehr trickreich ist. Ich kam zwar nicht in die Variante, da mein Gegner mit einem Doppelfianchetto-System spielte, aber meine Stellung war trotzdem sehr angenehm. Ich habe es sogar geschafft, eine kleine Initiative aufzubauen. Leider hatte ich mich daraufhin nicht gut aufgebaut, wodurch er sich befreien konnte und ich bekam sogar Probleme zu rochieren. Ich hatte es schlussendlich geschafft zu rochieren, aber im Gegenzug baute er mit seinem Läufer auf b2 und seiner Dame auf c3 eine gefährliche Batterie auf. Er hat dann sogar einen kleinen Angriff gestartet, wo ich mich aber gut hinstellen konnte. Auf seinen Angriff fokussiert, hat er mein Gegenspiel aber übersehen, wodurch ich eine Figur gewinnen und die Damen tauschen konnte. Deshalb passt man immer auf, wenn Turm und Dame in einer Linie stehen.

Aber die Partie war noch lange nicht vorbei. Beide Seiten hatte einen Turm und er hatte einen Läufer, während ich das Läuferpaar hatte. Natürlich hatte ich den Vorteil, aber es waren noch ziemlich viele Bauern auf dem Brett und es kam ein weiterer wichtiger Faktor hinzu. Die Zeit wurde immer knapper. Wir waren beide mittlerweile unter 5 Minuten. Ich schaffte es Läufer zu tauschen, aber es war immer noch spannend, weil beide Seiten verbundene Freibauern hatten und die Zeit wurde auch immer knapper. Meine Freibauern waren am Ende die schnelleren, wodurch ich die Partie gewinnen konnte, aber das war wirklich knapp.

6. Runde mit Schwarz gegen Long Lai Hop (Rating von 1817)

Und mit dem Momentum auf meiner Seite ging ich in die 6. Runde. Ich habe es in der Abtauschvariante im Caro-Kann geschafft, ihn mit Schwarz ein wenig zu überspielen. Aber da zeigte sich eine meiner Schwachstellen. Wenn ich eine Variante sehe, welche ich einfach sehr schön finde, hört mein Gehirn auf zu denken und ich spiele die Variante ohne nachzudenken. Denn in meiner Euphorie hatte ich übersehen, dass er am Ende der Variante eine Gabel hatte, wodurch ich die Dame und die Partie verlor.

Ich ging trotzdem optimistisch in die letzten 2 Runden, weil ich in den ersten 6 Runden viermal Schwarz hatte, was bedeutete, dass ich die letzten beiden Runden Weiß bekommen würde, was mich optimistisch stimmte.

7. Runde mit Weiß gegen Linus Freise (Rating von 1394)

Die 7. Runde lief für mich sehr gut. Linus ist in eine kleine Eröffnungsfalle in der Wiener Partie reingelaufen, wodurch ich direkt eine starke Initiative aufbauen konnte und die Partie ziemlich zügig gewinnen konnte. Das lief sehr unglücklich für Linus, aber das Gute, wenn man in eine Falle reinläuft, ist, dass man beim nächsten Mal besser aufpasst, damit das nicht nochmal passiert. Ich habe Linus danach auch gezeigt, wie man die Falle vermeidet.

Gleich begann die letzte Runde und ich wurde richtig nervös. Denn ich wusste, dass ich die letzte Runde gewinnen musste. Ich hatte zwar nicht auf Tabellen oder sowas geschaut, aber ich wollte nicht die letzte Runde eines bis dahin schon ziemlich guten Turniers verlieren.

8. Runde mit Weiß gegen Michael Scholl (Rating von 1365)

Und da begann die letzte Runde. Ich hab versucht mich zu beruhigen und begann die Partie mit e4 und mein Gegner erwiderte mit Caro-Kann. In der Vorstoßvariante konnte ich in eine Nebenvariante gehen, welche ich mir vor langer Zeit mal mit dem Computer angeschaut habe und die mein Gegner nicht kannte. Er hat versucht zu spielen, wie man normalerweise die Stellungen spielt, was in dem Fall aber nicht gut war. Ich konnte ganz einfach einen Bauern und Raum ohne Ende gewinnen. Ich war schon sehr optimistisch, nachdem ich die Damen getauscht habe. Aber ich konnte meine Emotionen mal wieder nicht zügeln und ich bin blindlings in eine Springergabel reingelaufen, wodurch ich die Qualität verlor. So ging es von komplett gewonnen zu unklar über, denn mein Springer war sehr stark und ich hatte super starke Bauern, welche schlussendlich auch die Partie gewannen.

Ich beendete das Turnier also mit 5/8 und auf Platz 10 (ich war auf 15 gesetzt). Außerdem bekam ich den Pokal für den Jugendpreis (ich war der drittbeste Jugendliche aber die anderen nahmen die Ratingpreise). Ich hatte sehr viel Spaß an dem Turnier und auch ein für mich persönlich sehr starkes Turnier gespielt. Bei der Gelegenheit auch Gratulation an Fredrik Polenz, der das Turnier souverän mit 6,5/8 gewinnen konnte. Ich möchte mich auch nochmal bei der Organisation bedanken, denn das Turnier hat super viel Spaß gemacht und falls es im nächsten Jahr wieder ein Turnier geben sollte, dann kann ich es wärmstens weiterempfehlen.

Hier noch mal der Link zur Website mit den Tabellen und ein paar Fotos

https://www.schachhochschule.de/news.htm

2 Gedanken zu „Jubliäums-Schnellschachturnier der Schachhochschule Braunschweig“

  1. Gratulation an Hasan zum Jugendpreis und vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Beeindruckend finde ich auch, dass aus Online-Freunden auch Freunde im “richtigen” Leben werden können.

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