Kann man mit 50 noch GM werden?

Es ist schon eine Weile her. Da hatte mir mal jemand von seinen ambitionierten Plänen erzählt im fortgeschrittenen Erwachsenenalter noch Großmeister werden zu wollen. Ich guckte etwas ungläubig; dachte zuerst an einen schlecht platzierten Aprilscherz, musste etwas in mich hineinschmunzeln und wollte mir aber nix anmerken lassen. Mir brannte es unter den Nägeln eine Statistik zitieren zu können, dass das ja so gut wie unmöglich sei und die Chancen dafür nahezu gegen null tendieren. Schwierig genug selbst wenn man schon den IM-Titel in der Tasche hat und völlig unmöglich, wenn man sich titellos bis auf 2500 warmlaufen muss. Aus irgend einem Grund musste ich mich neulich wieder an das Gespräch erinnern und habe mir gedacht: das muss sich doch irgendwie statistisch belegen lassen. Bei Wikipedia gibt es eine Liste aller GM mit Geburtsjahr, dem Jahr der Ernennung und Nation und dann hab ich die Daten in einer ruhigen Minute einfach mal durch die Excel-Mühle geschickt. Ich hoffe die Grafiken sind soweit selbsterklärend. Alle Grafiken berücksichtigen nur GM, die nach 1970 ernannt wurden, denn die FIDE hat 1970 Kriterien für die Verleihung von GM-Titeln neu definiert und die Daten vorher-nachher sind schlecht vergleichbar.  Und ich habe “nur” die GM mitgezählt, die durch das Erspielen von GM-Normen und einer Elo von mindestens 2500 zu ihrem Titel gekommen sind. Also keine Seniorenweltmeister. Das und noch ein paar Grafiken mehr…..

Wie selten der GM-Titel im Alter 40+ oder gar 50+ verliehen wird, zeigt die Grafik. Darunter sind sogar die bekannten Berliner GM René Stern und Jakob Meister. Also richtig seltene Exemplare nach dieser Rechnung.

Hier wie sich die Anzahl der GM im Laufe der Jahre entwickelt hat. Man sieht sogar die Corona-Delle.

Woher kommen die meisten GM?

Um die Dynamik sichtbarer zu machen, hier nur die letzten Jahre ab 2013. Auffällig ist das Boomland Indien und Russland ist eh tradionell Schachland. Deutschland schlägt sich beachtlich, China dagegen spuckt vergleichsweise nur wenige GM aus. Was da los?

….und die allseits bekannte Wahrnehmung, dass GM immer jünger werden, lässt sich auch leicht darstellen.

Die Grafiken sind aus der Rubrik “quick and dirty” und müssen keinen Schönheitswettbewerb gewinnen.

 

 

 

 

5 Gedanken zu „Kann man mit 50 noch GM werden?“

  1. Fleiß-Bienchen!
    Mit Hochdrehen des Bildschirm-Zooms konnte ich die Grafiken dann doch lesen.
    Zu René Stern möchte ich anmerken, dass er bereits in der DDR starke Leistungen in Jugendturnieren vorweisen konnte. Bis zum Erreichen des GM-Titels bot er mindestens 30 Jahre lang gutes Schach. Überrascht hat mich die Entwicklung in Russland. Ich habe vermutet, dass der Zusammenbruch der Sowjetunion sich negativ auf die Entwicklung auswirkte – weit gefehlt. Indien hat zweifelsohne vom “Anand-Boom” profitiert. Ich hoffe, der neue WM Ding Liren löst in China ebenso Begeisterung aus. Tip: Die deutsche Schachjugend sucht wieder Interessierte für eine Trainertätigkeit in China. https://www.deutsche-schachjugend.de/news/2023/zu-gast-beim-jihong-chessclub-bengbu/
    Unser Mitglied Pascal Bieg konnte bereits 2021 einen Vergleichskampf mit der Kreuzberger Jugend initiieren. https://www.schachclubkreuzberg.de/839190-2/

  2. Hast du noch eine Statistik, wie viele Spätzünder mit 40 noch FM wurden. Das könnte ja zumindest ein kleines Trostpflaster für alle ambitionierten Hobby-Patzer sein und ein paar Träume am wach halten ^^

  3. @Georg: und damit ist er einer von nur 13 Spielern, die das jemals geschafft haben. Und ihnen fehlte nach jahrzehntelangem Anlauf jeweils nur 3. Norm, um doch noch den GM-Titel endlich einzutüten.

    @Andreas: hab die Bilder nachträglich verlinkt

    @Ingo: hab ich in der Form nicht, da ich eine bereits vorhandene Liste der GM verwendet habe. Sollte über API gehen und da kann man sich was zurechtfriemeln. Wäre mir aber zu aufwendig.

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