DSAM Travemünde 2024

Matts & Matjes

Schach ist oft eine einsame Angelegenheit. Jeder spielt die eigenen Partien, arbeitet am eigenen Rating und bastelt am eigenen Spiel. Jedenfalls dachte ich das immer. Vor ein paar Tagen, bei der DSAM (der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft) in Travemünde, hat sich dann ganz unverhofft etwas Schönes eingestellt: ein Team-Gefühl.

Als ich letzten September in den Verein eingetreten bin, war ich unsicher, was mich erwarten würde. Ich habe mir Vorträge ausgemalt, wie ich sie seit einigen Monaten mit viel Elan online verfolgte hatte, Trainings, bei denen gemeinsam an Endspielen und an strategischem Gespür gearbeitet würde, und Partie-Analysen beim Bier in der Kneipe um die Ecke. Tatsächlich hat es dann auch Versionen davon in der einen oder anderen Form gegeben – aber irgendwie hat das Vereinsleben auf mich zunächst trotzdem unnahbar gewirkt. Es gab mehr Akronyme als bekannte Gesichter und jede Menge Fragezeichen darüber, wie so ein Schachverein eigentlich funktioniert. Das mag schlicht das Los des erwachsenen Einsteigers sein, der sich in einen Raum begibt, den die meisten anderen schon lange bewohnen.

Umso größer also die Freude, wie anders sich die DSAM in Travemünde angefühlt hat! 

Vom SCK haben teilgenommen:

Gruppe A (DWZ 2100 – 2300)
Martin Gebigke und FM Julian Grötzbach

Gruppe B (DWZ 1900 – 2100)

Gruppe C (DWZ 1750 – 1900)
Luis Stratos Rose

Gruppe D (DWZ 1600 – 1750)

Gruppe E (DWZ 1400 – 1600)
Marko Hinrichs und Maximilian Wittorf

Gruppe F (DWZ 1200 – 1400)
Hisham El-Hitami und Anton Reekers

Gruppe G (DWZ     0 –  1200)
Paul Kaufmann und Paul Knittel

Kurz zur DSAM:

Es gibt übers Jahr verteilt sieben Qualifikationsturniere, bei denen die Teilnehmenden entsprechend ihres Ratings in sieben Gruppen (A-G) eingeteilt werden. Man spielt also gegen Spielerinnen in etwa dem eigenen Rating-Bereich. In jedem dieser Turniere gibt es fünf Runden, die über drei Tage nach dem Schweizer System gespielt werden (Gewinnerin der ersten Partie gegen Gewinnerin der ersten Partie, usw.). Das beste zu erzielende Ergebnis wäre also nach Adam Riese 5-0 (fünf Siege, keine Niederlage, kein Remis – letztere werden als halber Punkt gewertet). Die besten sieben Spielerinnen jeder Gruppe qualifizieren sich für das finale Turnier, das vom 01. bis 03. August 2024 in Bad Wildungen (Hessen) stattfinden wird.


Ich kann jedem wirklich nur empfehlen, mal bei einem dieser Turniere teilzunehmen. Zugegeben: mit Anreise, Unterbringung und Startgeld ist das kein ganz günstiges Unterfangen. Aber die Stimmung in der großen Veranstaltungshalle eines Hotels ist schon eine andere als in diesem oder jenem Vereinshaus. Dazu kommt der zeitliche Faktor: drei Tage lang dreht sich wirklich alles um Schach (ok, und um Fischbrötchen, wenn man schon mal an der Ostsee ist). Noch bei den Mannschaftsspielen in der BMM (der Berliner Mannschaftsmeisterschaft) zerstreuen sich die Spielerinnen nach ihren Partien ziemlich schnell in alle Winde und ins je eigene Privatleben – bei einem dreitägigen Turnier bleibt man stattdessen eher mal zusammen hocken, analysiert eine Partie, oder schaut den Vereinskollegen bei ihren zu, wenn die eigene schneller vorbei war. Genau dabei ist für mich das eingangs beschworene Team-Gefühl entstanden: beim Besprechen der Partien, beim stillen Anfeuern der eigenen Mannschaft – obwohl ja eigentlich jeder alleine antritt –, und beim gemeinsamen Vertilgen von unanständigen Mengen von Matjes.

Wie haben wir abgeschnitten? Insgesamt gut, glaube ich – auch wenn ich noch keine richtigen Vergleichswerte habe. In der Vereinswertung, bei der die Ergebnisse der besten vier Spieler jedes Vereins zusammengezählt werden, sind wir immerhin auf dem 5. Platz gelandet – nur einen halben Punkt hinter dem Drittplatzierten, dem FC St. Pauli, den wir in der Sekundärwertung geschlagen hätten.

Wenig persönlich mitbekommen habe ich tatsächlich von unseren Top-Spielern in der Gruppe A: Martin hat immerhin noch 2 Punkte geholt, Julian leider nur einen halben – wobei er auch nur den ersten Tag mitgespielt hat. Fürs Finale qualifizieren konnte sich leider keiner von beiden, aber das ist in dieser Gruppe wahrscheinlich auch echt eine ziemliche Hausnummer.

Luis hat in Gruppe C mit zwei Siegen stark losgelegt, hat dann eine Niederlage kassiert und mit zwei Remisen abgeschlossen. Gerade dafür, dass er diesmal aus den Eröffnungen nicht immer gut rausgekommen ist, ist er mit den 3 Punkten aber „schachlich zufrieden“.

In Gruppe E hat Marko mit 4 Punkten den 4. Platz geholt und sich damit für das Finale qualifiziert. Der einzige Wermutstropfen: eigentlich hatten wir ausgerechnet, dass er den 3. Platz sicher haben müsste – insofern gab’s die kleine Enttäuschung, so knapp am Podium vorbeigeschrammt zu sein. Aber weil er sich vor dem Turnier gar keine großen Hoffnungen gemacht hatte, hielt sich die Enttäuschung am Ende in Grenzen. Er hat keine Partie verloren, und nur die zweite und vierte Remis gespielt. Max hat sich mit 2,5 Punkten im unteren Mittelfeld der Gruppe E wiedergefunden. Er hatte in den ersten drei Partien nur einen Punkt geholt, wobei vor allem die Partien mit Weiß Schwierigkeiten bereitet haben, er konnte dann aber mit 1,5 Punkten in den letzten beiden Spielen noch einmal Boden gut machen.

In Gruppe F hat Hisham 2 Punkte geholt, war aber mit seinen Partien insgesamt zufrieden. Die haben sich oft noch tief ins Endspiel gezogen, und er war oft einer der letzten von uns, die noch gespielt haben. Die Spezialität in diesem Turnier waren Duelle mit zwei Türmen gegen die Dame der Gegner*innen, was immer ziemlich spannend zu beobachten war. Hisham hatte einen Sieg und zwei Remisen. Ebenfalls mit 2 Punkten liegt Toni nur drei Plätze hinter ihm in der Rangliste (beide im Mittelfeld) der Gruppe F. Ihm hat vor allem der zweite Tag mit zwei Niederlagen zu schaffen gemacht, an beiden anderen Turniertagen konnte er jeweils einen Sieg verzeichnen.

Anton Reekers (rechts)
Maximilian Wittorf (rechts)

Paul Kaufmann hat in Gruppe G in drei Partien 2,5 Punkte geholt, das Turnier dann allerdings wegen einer gemeinen Erkältung abgebrochen. Das war insofern gut zu verschmerzen, als er sich in Magdeburg bereits für das Finale qualifiziert hatte. Ich selbst (Paul Knittel), konnte mit 4 Punkten den 7. Platz in der Gruppe und damit ebenfalls meine Qualifizierung für’s Endspiel ergattern. Das war ziemlich knapp, weil ich ein paar mal Verluststellungen auf dem Brett hatte, die ich glücklicherweise dann aber auch wieder drehen konnte. Ich muss aber definitiv an meine Endspiele noch mal ran.

So froh ich über mein eigenes Ergebnis bin – am wichtigsten war in Travemünde für mich wirklich das Gefühl, ein bisschen mehr angekommen zu sein im SC Kreuzberg…

Ein Dankeschön geht auch an die Turnierleitung und ans Maritim Hotel Travemünde für ein tolles Event!

Wir sehen uns im Verein. Bis dahin wünscht Euch gute Partien

Paul Knittel

Qualifiziert fürs Finale haben sich in allen DSAM-Turnieren folgende Spieler*innen des SCK:

Gruppe A (DWZ 2100 – 2300): Aron Moritz, Constantin Vogel, Frederick Dathe

Gruppe B (DWZ 1900 – 2100): –

Gruppe C (DWZ 1750 – 1900): –

Gruppe D (DWZ 1600 – 1750): –

Gruppe E (DWZ 1400 – 1600): Marko Hinrichs, Maha Ali, Arian Alloussi

Gruppe F (DWZ 1200 – 1400): Lukas Stanisic

Gruppe G (DWZ     0 –  1200): Paul Kaufmann, Paul Knittel

Wir treten nach aktuellem Stand mit 9 Spieler*innen in Bad Wildungen an. Drückt uns die Daumen!

Die FIDE wertet Elo unter 2000 kräftig auf

Neu ist die Meldung nicht, denn die FIDE hatte diesen Schritt lange vorher angekündigt. Nun folgte zum 01.03. die Umsetzung und plötzlich haben Spieler mit einer Elo unter 2000 ohne eigenes Zutun über Nacht ein Elo-Plus. Als Grund für diese Maßnahme wird u.a. eine Elo-Deflation genannt, immer größere Elo-Differenzen und damit verbundene unrealistische Erwartungswerte, wenn Spieler Ü2000 vs. U2000 gegeneinander spielen. Hab mir mal den Spaß gemacht und die Neuerung für die Spieler des SC Kreuzberg in 3 Diagramme gepackt, um die Verschiebungen greifbar zu machen. Die Formel der Neuberechnung: Elo neu = Elo alt + (2000 – Elo alt)*0,4

*Wegen des Vergleichs nur Spieler mit DWZ und Elo genommen. (und hier die Standard-Elo genommen; die FIDE hat die Rapid- und Blitz-Elo in gleicher Weise angepasst). Wenn die Elo vor dem 01.03. über 2000 lag, dann gilt entsprechend Elo alt=Elo neu und es gibt für beide nur einen Datenpunkt, der hier grün ist. Ich hoffe das verwirrt nicht.

 

Chess960: Gute Zeiten, schlechte Zeiten….

Zuletzt fielen die 960-Monatsturniere vor allem durch niedrige bzw. rückläufige Teilnehmerzahlen auf. Ich hab mal in die Vergangenheit geschaut, um einen Eindruck zu bekommen wo wir zahlenmäßig ungefähr stehen. Aber schaut selbst. Was meint ihr woran es liegt? Gibt es Stellschrauben, an denen wir drehen können? Schreibt es mal bitte in die Kommentare. Jeder ist eingeladen hier seine Meinung zum Besten zu geben. Operation Hinkefuß960 hätte gern eure Mithilfe.

 

Kann man mit 50 noch GM werden?

Es ist schon eine Weile her. Da hatte mir mal jemand von seinen ambitionierten Plänen erzählt im fortgeschrittenen Erwachsenenalter noch Großmeister werden zu wollen. Ich guckte etwas ungläubig; dachte zuerst an einen schlecht platzierten Aprilscherz, musste etwas in mich hineinschmunzeln und wollte mir aber nix anmerken lassen. Mir brannte es unter den Nägeln eine Statistik zitieren zu können, dass das ja so gut wie unmöglich sei und die Chancen dafür nahezu gegen null tendieren. Schwierig genug selbst wenn man schon den IM-Titel in der Tasche hat und völlig unmöglich, wenn man sich titellos bis auf 2500 warmlaufen muss. Aus irgend einem Grund musste ich mich neulich wieder an das Gespräch erinnern und habe mir gedacht: das muss sich doch irgendwie statistisch belegen lassen. Bei Wikipedia gibt es eine Liste aller GM mit Geburtsjahr, dem Jahr der Ernennung und Nation und dann hab ich die Daten in einer ruhigen Minute einfach mal durch die Excel-Mühle geschickt. Ich hoffe die Grafiken sind soweit selbsterklärend. Alle Grafiken berücksichtigen nur GM, die nach 1970 ernannt wurden, denn die FIDE hat 1970 Kriterien für die Verleihung von GM-Titeln neu definiert und die Daten vorher-nachher sind schlecht vergleichbar.  Und ich habe “nur” die GM mitgezählt, die durch das Erspielen von GM-Normen und einer Elo von mindestens 2500 zu ihrem Titel gekommen sind. Also keine Seniorenweltmeister. Das und noch ein paar Grafiken mehr…..

Wie selten der GM-Titel im Alter 40+ oder gar 50+ verliehen wird, zeigt die Grafik. Darunter sind sogar die bekannten Berliner GM René Stern und Jakob Meister. Also richtig seltene Exemplare nach dieser Rechnung.

Hier wie sich die Anzahl der GM im Laufe der Jahre entwickelt hat. Man sieht sogar die Corona-Delle.

Woher kommen die meisten GM?

Um die Dynamik sichtbarer zu machen, hier nur die letzten Jahre ab 2013. Auffällig ist das Boomland Indien und Russland ist eh tradionell Schachland. Deutschland schlägt sich beachtlich, China dagegen spuckt vergleichsweise nur wenige GM aus. Was da los?

….und die allseits bekannte Wahrnehmung, dass GM immer jünger werden, lässt sich auch leicht darstellen.

Die Grafiken sind aus der Rubrik “quick and dirty” und müssen keinen Schönheitswettbewerb gewinnen.

 

 

 

 

Bericht vom Lichtenrader Herbst 2019

So, beim Lichtenrader Herbst war der SC Kreuzberg mit einigen Spielern vertreten, die ich jetzt mit ihrer jeweiligen Punktzahl aufführe:

Rang  Name  Punkte

  1. Niclas Hommel 6
  2. Martin Gebigke 6
  3. Frederick Dathe 6
  4. Matthias Bolk 5,5
  5. Jürgen Federau 5,5
  6. Amina Fock 5
  7. Sergej Fröhlich 4,5
  8. Rahmi Yilmaz 4,5
  9. Dr. Erik Rausch 4
  10. Gennaro Tedesco 3,5
  11. Wolfgang Baumeister 3,5
  12. Fredrick Momme Held 3,5
  13. Timo Boldt 3
  14. Stefan Landt 1

Die Kreuzberger Truppe, nahezu vollständig

Das ist die Liste der Kreuzberger Spieler. Ich beglückwünsche alle für ein schönes Turnier und ein mehr oder weniger erfolgreiches Abschneiden.

Zum Turnier ist Folgendes zu sagen:

Wie immer ein bestechender Turniersaal

Die Theke mit Rita und Jan sehr wohlschmeckend und günstig

Dieses Mal war eine Fotografin aus Italien anwesend (Valeria Ferrara) von der auch die Fotos stammen und die uns netterweise das Gruppenfoto aufgenommen und auch spendiert hat. Ihr gebührt ein großer Dank von mir.

Gennaro Tedesco

Berichterstatter Matze Bolk

Leider war dieses Mal die Teilnehmerzahl nicht so hoch wie in den Jahren zuvor. Das hat wohl mit mehreren Überschneidungen zu tun, insbesondere der letzte Sonntag, an dem auch die überregionalen Mannschaftskämpfe stattfanden. Wünschenswert wäre es, wenn der Verband den Termin nächstes Jahr anders legen könnte damit auch mehr starke Spieler aus der Region teilnehmen können.

Drei GM waren dieses Jahr am Start: GM Starostis, GM Kovalev, und GM Shishkin, leider kein IM.

Wie mir Jan Daniel Wierzbicki ausführlich erklärte werden die 3 GM untereinander Remis schieben und den Rest vom Feld schlagen, um sich dann den Preisfonds aufzuteilen

Nun ja, der Preisfonds musste dieses Jahr von 1000 Euro auf 800 Euro runtergesetzt werden.

Der Rest des Feldes schlug sich dann gegen die GM auch bravourös, so dass Jan Daniels These schnell widerlegt wurde. Unser Neuzugang Niclas Hommel spielte gegen GM Kovalev Remis und Jürgen Federau eine Runde später auch – 2 schöne Erfolge für Kreuzberg, aber ansonsten lief es eher durchwachsen für uns.

Die Überraschung des Turniers war der Jugendliche Aaron Matthes, der sensationeller Weise den 2. Platz gemacht hat.

Die Endtabelle:

  1. GM Ilmars Starostis, 8
  2. Aaron Matthes, 7,5
  3. Henning Holinka, 7
  4. GM Andrei Kovalev, 7
  5. Felix Nötzel, 7
  6. GM Vadim Shishkin, 7
  7. Jirawat Wierzbicki, 7

So, ich bedanke mich für das schöne Turnier und freue mich auf das nächste Jahr.

Den Bericht von Aaron Matthes könnt ihr euch auf der Website vom LiRaH 2019 bei der Seite von SW Lichtenrade anschauen.

Ich verbleibe mit schönen Grüßen, Matthias Bolk

Schachbundesliga am 6. und 7. Februar im Willy-Brandt-Haus

Am kommenden Wochenende laden die Schachfreunde Berlin zur Schachbundesliga ins Willy-Brandt-Haus ein. Am Samstag ab 14 Uhr spielen sie gegen den Deutschen Meister, die OSG Baden-Baden. Am Sonntag ab 10 Uhr steht dann das Duell gegen den FC Bayern München auf dem Plan.

Kreuzberger haben es zum Glück nicht weit zur SPD-Parteizentrale in der Wilhelmstraße. Der Eintritt ist frei.

Vorbericht bei den Schachfreunden Berlin