Berliner Schachgeschichte(n), Ausgabe 8

Rechtsanwalt Dr. IversIch möchte den Herrn Vorsitzenden bitten, an den Angekl. Werner die Frage zu richten, ob er selbst irgendein Moment geltend machen will, welches die Schwere der Tat mildern könnte.

Vors.: Sie hören, Werner, Sie waren doch nicht in Not, Sie hatten Ihr Brot, was können Sie zu Ihrer Entschuldigung angeben?

WernerGrosse war immer in Geldverlegenheit. Er brauchte immer Geld, und ich mußte es anschaffen. Dadurch bin ich zu der Tat gekommen.

Grosse: Ich habe niemals Werner gedrängt, mir Geld anzuschaffen, wenigstens nicht so, daß er zu dieser Tat hätte bestimmt werden können.

Vors.: Das widerspricht einigermaßen Ihrem früheren Zugeständnis, nach welchem Sie bei Hendebett Geld unterschlagen und Werner aufgefordert haben, Ihnen zu helfen.

Grosse: Das habe ich ihm nur einmal gesagt, aber nicht öfter.

Werner blieb dabei, daß Grosse schon bei dem Rechtsanwalt Auerbach Diebstähle ausgeführt und schon in der Schule Bücher gestohlen habe. Dabei habe er ihn auch hineinziehen wollen.

Grosse: Daß ich in der Schule Bücher gestohlen habe, ist richtig; meine Mutter hat damals den Schaden wieder gutgemacht.

Vors.: Es ist von geringem Interesse, ob Grosse sich früher mehrere Veruntreuungen hat zuschulden kommen lassen. Ich will aber Grosse noch fragen: Sind Sie in Ihrer Jugend krank gewesen?

Grosse: Ja, ich habe die Diphtheritis gehabt.

Vors.: Sonst noch etwas?

Grosse: Ich habe Krämpfe gehabt.

Vors.: Was für Krämpfe?

Grosse: Es waren Wutkrämpfe. Ich fiel dabei zu Boden und habe wohl eine Stunde dort gelegen.

Vors.: Wann war das?

Grosse: In meinem zwölften Lebensjahre.

Vors.: Kopfleidend sind Sie doch wohl nie gewesen?

Angekl.: Ich habe öfter Kopfschmerzen gehabt.

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