Aufspaltung des Vereins 1951
„Antrag H. Trumpler: Räumlichkeiten im Lokal sind bei dem jetzigen Spielbetrieb und der Unmöglichkeit den oberen Raum zu benutzen, nicht mehr zufriedenstellend; auch wird mit Recht Beschwerde gegen den Wirt geführt in seinem Verhalten Mitgliedern gegenüber. Nach Diskussion wird einstimmig festgestellt, daß das Lokal nicht mehr den Vereinsanforderungen genügt und das auch versucht werden muß, den Wirt in seinem Verhalten den Mitgliedern gegenüber zu beeinflußen, Um Widerholungen verschiedener Vorfälle auszuschalten. In diesem Zusammenhang aber wurde der Antrag H. Schunke’s. die Spielzeit auf 23 Uhr zu begrenzen und strikte Schluß zu machen einstimmig angenommen. Vereinsführung und Spielabendleiter werden mit Nachdruck Sorge dafür tragen. Es kann dem Wirt nicht zugemutet werden bei sonst völlig leerem Lokal bis 24 Uhr und noch länger auszuhalten, bei Gästen, die zu diesem Zeitpunkt nichts verzehren. Der evtl. Lokalwechsel wird in Anbetracht der Kassenlage vorläufig noch zurückgestellt.“ (Vorstands- und Spielausschußsitzung, 24. Februar 1950[44])
Nach Ende der Saison am 7. April 1950 konnten die unterschiedlichen Interessen wohl nicht mehr für alle zufriedenstellend in Übereinstimmung gebracht werden. Es kam zu einer Abspaltung einiger spielstarker Mitglieder vom Club, auch Heinrich Tschammer ging und ein weiterer Kreuzberger Verein „Kottbusser Tor“ wurde gegründet.
Am 1. April 1951 fand eine Generalversammlung[45] von „Kottbusser Tor“ statt. Gewählt wurden zum 1. Vorsitzenden Walter Schmidt, 2. Vorsitzenden und Schriftführer Heinrich Tschammer, Kassierer Walter Gottschalk, Spielleiter Ewald Linke. Spielabende: Dienstag und Freitag 18 Uhr. Neues Spiellokal: SO 36, Adalbertstr. 4. War dies die erste Spielstätte? Im Oktober zog man schon weiter in die Adalbertstr. 21. Die Adresse ist bekannt als Ort des Restaurant Wollschläger.
Ein paar Tage später, am 13.04.1951 wurde Bernhard E. Weihs auf der Mitgliederversammlung[46] des SC Kreuzberg zum
1. Vorsitzenden gewählt. 2. Vorsitzender Willi Trumpler, Schriftführer Georg Korb, Kassierer Arnold Menzel, Spielleiter Friedrich Simon und Hans Burmeister, Jugendleiter Hans Tribbensee, Schrankwart Gerhard Kiehl. Spielabende sind ebenfalls Dienstag und Freitag ab 18 Uhr.
Die Kantine des Bezirksamtes Kreuzberg[47], Berlin SW 29, Urbanstr. 20 bot von 1950-1954 einen ausreichend großen Spielort für den SC Kreuzberg. Am 12. November 1950 begegneten sich beide Vereine erstmals in der B-Klasse. Kreuzberg IV verlor gegen Kottbusser Tor II mit 4:6. Kreuzberg I schlug sich in der Stadtklasse beachtlich und landete zum Saisonende auf dem dritten Platz hinter der ZSG Werner Seelenbinder und der BSG Eckbauer, welche beide ebenfalls 52 Brettpunkte zählten. Kreuzberg II gelang der Aufstieg in die Zwischenliga.
In der nächsten Saison 1951/52 steigerte sich der Club noch weiter. Der SCK meldete fünf Mannschaften, Kottbusser Tor zwei. Da keine Schuldzuweisung zur Trennung überliefert ist, darf wohl nicht von einem spürbaren Verlust für den Verein durch die geschehene Abspaltung gesprochen werden. Im Bezirk Kreuzberg wurde nur zählbar mehr Vereinsschach gespielt. Beim damals bestehenden Mangel an größeren Räumen ist eine Aufspaltung heute nachvollziehbar. Hinter der BSG Eckbauer wurde SCK I Zweiter. Die ZSG Werner Seelenbinder wurde Dritter.
Eine Gesamtberliner Stadtmeisterschaft für Mannschaften fand in der Saison 1952/53 nicht mehr statt. Ost- und Westverbände hatten sich in der Zwischenzeit weiter voneinander entfernt. In der neu formierten West-Berliner Stadtmeisterschaft spielten die Westberliner Vereine. Die Kreuzberger Mannschaften bewährten sich in der Stadtliga und Zwischenliga. Kreuzberg V musste absteigen. Sah es der BSV nicht so eng, wenn ein westlicher Firmenverein und dafür keine BSG mitspielte? DeTeWe war in der Kreuzberger Gruppe und wurde erst nach der Saison von einer Schachgruppe zum eingetragenen Verein.
Die West-Berliner Mannschaftsmeisterschaft verlief ähnlich[48].
„Kottbusser Tor“ bestand dann bis zur Spielzeit 1963/64, hatte anfangs der fünfziger Jahre drei Mannschaften, von denen die 1. Mannschaft in der Zwischenliga spielte. 1964 stieg der Verein mit der letzten verbliebenen Mannschaft aus der 1. Klasse ab und löste sich auf. Es gab also keinen Zusammenschluss der beiden Kreuzberger Vereine, wie Gerüchte behaupten. Wahr ist aber, dass die Mehrheit der noch aktiven Spieler dieses Vereins, darunter Wilhelm Zander, Paul Lewandowski, Heinz Lunow und die Gebrüder Klaus und Horst Metzing, zum SCK wechselten.