Berliner Schachgeschichte(n), Ausgabe 15

Arbeiterschach

In Arbeiterkreisen[9]  war man ab 1902 um die organisierte Förderung des Schachspielsbemüht, sah man doch darin ein Mittel die Arbeiterschaft vom Alkoholkonsum fernzuhalten und klassenkämpferisch zu erziehen.

 

Im Jahr 1906 gründete sich in Spandau ein Arbeiter-Schachklub. Der Aktivist Robert Oehlschläger begann 1909 mit dem Aufbau des „Berliner Arbeiter-Schachklubs“.

Der in Bezirke und Abteilungen gegliederte Klub gewann durch regelmäßige Werbeveranstaltungen schnell neue Mitglieder und überflügelte bald in der Mitgliederzahl den „bürgerlichen“ Schachbetrieb.

Die von Oehlschläger in Brandenburg gegründete „Märkische Arbeiter-Schachvereinigung“ geriet aber bald in Streit mit dem später gegründeten „Deutschen Arbeiter-Schachbund“.

Während des 1. Weltkriegs verloren viele Arbeiter-Schachspieler an den verschiedenen Fronten ihr Leben. Mit der hartnäckigen Unterstützung im Felde stehender Mitglieder, z.B. durch Zusendung von einfachstem Spielmaterial und Schachzeitungen, konnte die Verbindung gehalten werden. Bereits 1919 zählte man wieder über 1000 Mitglieder. Trotz Hunger und Inflation konnten 1924 auf dem Bundestag in Hamburg sogar 10.000 Mitglieder in Deutschland verkündet werden. Die Arbeiter-Schachbewegung zerstritt sich zunehmend.

In Kreuzberg hatte der „Berliner Arbeiter-Schachklub, Bezirk Süden, Abt. Süden“ 1928[10]  sein Spiellokal donnerstags bei „Hackbarth“ in der Muskauer Straße 10. Im Folgejahr[11]  spielte man bei „Reinke“, Grünauer Straße 17 (heute Ohlauer Straße), jeweils dienstags. Der „Berliner Arbeiter-Schachklub, Bezirk Süden, Abt. Südwest“[10] spielte 1928 freitags in der Jüterboger Str. 7. Der „Berliner Arbeiter-Schachklub, Bezirk Westen, Abt. Westen“[10] ist im gleichen Jahr mittwochs mit dem Spiellokal „Schulz“, Yorkstr. 36, angegeben.

Die Frage, ob man Anhänger der SPD, der USPD oder der KPD sei, führte schließlich 1928 zur Spaltung der Arbeiter-Schachbewegung in Deutschland.

 

 

Am Engeldamm, knapp an der Bezirksgrenze in Berlin-Mitte gelegen, steht seit 1900 das Gewerkschaftshaus. Hier hatte der Berliner Arbeiter-Schachklub, welcher inzwischen 18 Abteilungen umfasste, 1918 zusätzlich ein Schachheim eingerichtet. Bis zum Gewerkschaftsverbot 1933 wurde hier rege gespielt. Das Haus steht auch heute noch. Die Hausnummer wechselte mehrfach und der davor liegende Engelkanal ist inzwischen zugeschüttet und begrünt. Auch andere Kreuzberger Straßennamen, wie z.B. der Wassertorplatz, erinnern noch an frühere Kanäle, auf denen Material für die Erschließung des Bezirks per Schiff angeliefert wurde.

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