Die Gründung des Schachklub-Kreuzberg 1949
Unter der Leitung von Heinrich Tschammer wurde am 20. Januar 1949 eine Satzung des zu gründenden „Schachklub-Kreuzberg“ erstellt und die Eintragung in das Vereinsregister beantragt[43]. Mindestens sieben Unterschriften unbescholtener Mitglieder waren hierzu erforderlich. Neben Tschammer unterzeichneten den Satzungsentwurf Norbert Ganser, Herbert Menzel, Heinz Lunow, Herbert Haum, Arnold Menzel, Reinhard Wenclawski und Hermann Holbaum.
Die Gründungszeit fiel in eine Zeit weitreichender politischer Umwälzungen. Auf einer Versammlung am 29. März 1949 im Studentenhaus der TU wurde für den Folgetag die Beendigung des kommunalen Sports angekündigt, da von nun an „freier und demokratischer“ Vereinssport möglich sei. In Ostberlin wurden als Gegenbewegung im Frühjahr 1949 die ersten Betriebssportgemeinschaften gegründet.
Die Registrierung des SCK in das Vereinsregister erfolgte am 25.4.1949. In der Satzung des SCK steht: „Paragraph 1.1: Die am 15. Mai 1947 in Berlin gegründete Schachgruppe Kreuzberg führt jetzt den Namen Schach-Club Kreuzberg e.V. Der Verein hat seinen Sitz in Berlin. Er ist am 25.4.1949 in das Vereinsregister beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg unter der Nummer VR 95 Nz 226 eingetragen worden.“
In bestem Willen wurde in die neue Satzung geschrieben: „§3.1. Mitglied kann jede unbescholtene Person werden ohne Rücksicht auf Alter, Geschlecht, Religion und Rasse.“ Der Begriff „Rasse“ wurde, aufmerksam gemacht durch Initiativen für eine neue französische Verfassung, zusammen mit den anderen Merkmalen auf der Hauptversammlung im Jahr 2019 aus der Kreuzberger Satzung gestrichen. „§1 Mitglied des Vereins kann jede natürliche Person werden.“ Im deutschen Grundgesetz findet sich das Wort „Rasse“ nach, wie vor.
Am 23. Mai 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Wenig später, am 11. Juni 1949, wurde auf einer Tagung im Amerika-Haus über die Gründung eines „Berliner Schachverbandes“ beraten. Man entschließt sich für eine organisatorische Anlehnung an den westdeutschen Schachsport und schließt Betriebs- und Behördensportvereine ausdrücklich aus! Auf dem Spartentag am 25. September 1949 wurde noch einmal die Einheit beschworen, aber es ist zu spät. Die politischen Einflussnahmen in Ost und West mündeten in eine zunehmende Trennung der Verbände. Nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik am 7. Oktober 1949 hat dies auch Folgen für die Organisation des Schachbetriebs in Berlin. Am 25. Oktober wurde der Sportverband Groß-Berlin (SVB) als „Verband der Vereine“ gegründet. Diese Vereine wurden von der westl. Militäradministration lizensiert. Polizei und Post gehörten nicht zur „Zielgruppe“; sie waren dadurch vom Ausschluss bedroht. In Westberlin wurde noch im Oktober mit Genehmigung der westlichen Alliierten der „Berliner Schachverband e.V.“ gegründet. Somit entstand eine Doppelstruktur in der Stadt. Die arbeitsintensive Organisation der Mannschaftskämpfe überließ man großzügig der am 9. November 1949 neu gegründeten „Schachsparte Berlin“ im Ostteil der Stadt und deren bewährten Kräften. Toleriert von beiden Seiten wurden so Gesamtberliner Meisterschaften von 1950 bis 1952 mit einer gemischten Aufstellung durchgeführt. Betriebssportgemeinschaften im Osten trafen auf „freie“ Vereine aus dem Westen.
Ab der BMM-Saison 1949/50 mussten in Kreuzberg die Mannschaften nummeriert werden. Kreuzberg I startete in der Zwischenliga und konnte am Saisonende wieder in die Stadtklasse aufsteigen. Kreuzberg II spielte in der 1. Klasse (A-Klasse), Kreuzberg III in der 2. Klasse (B-Klasse). Auch diese neuen Mannschaften konnten sich behaupten. Nebenbei hat sich 1950 der „Schachklub-Kreuzberg“ in „Schach-Club Kreuzberg e.V.“ umbenannt. Im damaligen Gesundheitsamt Kreuzberg, Urbanstr. 167 konnten ein Jugendturnier und ein Sommerturnier mit 45 Teilnehmern veranstaltet werden. In der Saison 1950/51 kam eine vierte Mannschaft dazu. Es wurde räumlich eng.
Nachtrag: Robert Oehlschläger, Vorsitzender des Berliner Arbeiterschachklub hat ab 1909 in vielen Stadtbezirken Schachabteilungen des Klubs gegründet. Bei einer Generalversammlung [49] des BASK am 1.3.1910 wurde diese Initiative als Forderung erhoben. Die Deutsche Arbeiter-Schachzeitung 1911 [50] listet bereits 19 Arbeiter-Schachklubs in Berlin auf. Der Berliner Arbeiter-Schachklub, Abt. Süd-Ost, Reichenberger Str. 86 wird mit seinem Spieltag Freitag erwähnt. Das genaue Gründungsdatum konnte nicht ermittelt werden. Der BASK, Abt. Süd-Ost stellt sich somit als der älteste Kreuzberger Verein dar.
[49] “Vorwärts”, 1. 3. 1910
[50] “Deutsche Arbeiter-Schachzeitung” 1911, S. 64 u. 81